Amber
Die etwa 10 km nordöstlich von Jaipur gelegene alte Hauptstadt Beherrscht
von einer Bergflanke aus das schmale Tal zwischen zwei Gebirgszügen der
Aravallikette. Bereits im frühen 10. Jh. ließen sich hier die Minas
nieder, mussten jedoch um 1150 dem Rajputenclan der Kachhawaha weichen. Bis
zur Verlegung der Residenz nach Jaipur im Jahre 1727 war Amber Residenz
dieses einflussreichen Fürstentums.
Die Palastanlage bietet sich als ein aus mehreren Höfen bestehender,
treppenförmig ansteigender rechteckiger Komplex, der in mehreren
Bauabschnitten zwischen 1600 und 1727 entstand. Senkrechte, mit turmartigen Bastionen und kleinen Balkonen versehene Wände vermitteln den
für viele Paläste Rajasthans charakteristischen burgartigen Charakter. Auf
einem im Zickzack führenden Weg gelangt man durch ein Vortor zum Suraj
Pol, dem Eingang zum unteren Hof Jaleb Chowk, in dessen Gebäuden die
Palastwache untergebracht war. Es handelt sich um die letze Erweiterung
der Anlage kurz vor der Verlegung der Hauptstadt nach Jaipur.
Rechts neben der Treppe, die
zur nächsten Ebene führt, liegt etwas zurückgesetzt der Shila Devitempel
mit einer Figur der Gottheit Kali, die nach einem erfolgreichen Feldzug im
Auftrag Akbars zu Beginn des 17. Jh. aus Bengalen nach Amber gebracht
worden war. Bemerkenswert sind die Silberarbeiten an der Tür und die
beiden zu Füßen des Idols liegenden silbernen Löwenfiguren. |
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Den nächsten höherliegenden Hof,
der Mitte des 17. der Palastanlage
hinzugefügt wurde, erreicht man durch das Singh Pol; aus strategischen Gründen
jedoch nicht auf direktem Weg, sondern erst nach einer 90-Grad-Wendung
nach Links, die einen Frontalangriff vereiteln sollte. Den Besucher
erwartet hier mit der öffentlichen Audienzhalle (Diwan-i-Am) ein
architektonisches Meisterwerk. Die äußeren Doppelsäulen des Hallenbaus
bestehen aus rotem Sandstein, die inneren aus gelblichem Marmor. Die von
den Kapitellen ausgehenden Konsolen sind der hinduistischen
Tempelarchitektur entlehnt und mit Tierfiguren verziert. Das
baldachinartige Dach mit einer sogenannten Spiegeldecke orientiert sich
hingegen an den Bauwerken Akbars, entstammt ursprünglich jedoch der
altindischen Holzbauweise.
Der außergewöhnliche Bau soll den Neid des Mogulherrscher Jahangir erweckt
haben, dessen Vasall der Maharaja von Amber damals war. Er wollte bei
seinem Untergebenen kein prachtvolleres Bauwerk dulden, als er selbst es
besaß, und ordnete die Zerstörung an. Ehe die Abgesandten des Mogulen
jedoch in Amber eintrafen, hatte man den Diwan-i-Am mit einem Stucküberzug
verunstaltet der keinen Zweifel daran ließ, dass die Bauten Jahangirs
weitaus prächtiger waren – der Herrscher war besänftigt, die Kostbarkeit
gerettet. |
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Der Zugang zum nächst höher gelegenen Hof erfolgt durch den
beeindruckenden Torbau des Ganesh Pol, der wahrscheinlich von Jai Singh
II. noch kurz vor dem Umzug nach Jaipur in Auftrag gegeben worden war. Mit
seinem Zentralbogen und den beiderseits doppelstöckig angeordneten
Portalnischen lässt sich eine Anlehnung an Torbauten der Moguln erkennen.
Andererseits jedoch sind die hervorspringender Erker und die feinen
Steinarbeiten eher rajputischen Ursprungs und später auch anderen Toren
des Palastes von Jaipur zu finden. Gleiches gilt für die an Miniaturen
erinnernden Malereien, etwa der des Ganesh über dem Eingang im
Zentralbogen, der wie an vielen Palästen Rajasthans die Trennung zwischen
öffentlichem und privatem Bereich anzeigt. Das Tor besteht aus zwei
hintereinanderliegenden Räumen, durch die man ebenfalls einen Haken
schlagen muss, um in den Privatbereich des Palastes zu gelangen. Vom Hof
aus gibt sich das Tor nicht zu erkennen, nur zwei schmale Türen in einer
glatten Wand markieren die Verbindung zwischen den beiden Höfen.
An die Ostwand des von einer hohen Mauer umschlossenen Hofs ist der Jai
Mandir (private Audienzhalle) angebaut, eine Säulenhalle mit Zackenbögen,
der bei Rajputen beliebten Spiegeldekoration an der Decke und hübschen
Pflanzenmotiven an den Wänden. Auf dem als Terrasse ausgebildeten Dach
liegt der Pavillon Jass Mandir, der bis zur Außenwand der Palastanlage
reicht und durch seine durchbrochenen Fenster nicht nur einen herrlichen
Blick ins Tal gewährt, sondern auch an heißen Tagen eine kühle Brise
verspricht. Mit seinem bengalischen Dach und den beiden Kuppeln wirkt er,
insbesondere im Zusammenklang mit dem Jai Mandir, ausgesprochen
harmonisch. Ganz ähnlich ist der auf derselben Terrasse über dem Ganesh
Pol errichtete Pavillon an der Nordseite gestaltet. Auffallend ist auch
die überreiche Verzierung mit farbigem Glas. |
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An der Westseite des Hofs liegt der Suk Niwas (Halle der Zufriedenheit),
aus dessen Mitte ein in Marmor gefasster Kanal in den Garten fließt, der im
Inneren Kühlung verschaffte. Über die Terrasse des Jass Mandir gelangt man
in den letzten Hof, der heute als Zenana (Harem) bezeichnet wird. Alle anderen Höfe wurden erst
später ergänzt. Der elegante Pavillon im Zentrum passt nicht recht ins Bild
und wurde wohl im Rahmen der Palasterweiterung hinzugefügt.
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