Der Palast von Bhaktapur mit dem
Goldenen Tor (Lu Dhawka) ist wohl der älteste Palast im
Kathmandutal. Im Gegensatz zu den Palästen in Kathmandu oder
Patan ist er aus einer Festungsanlage hervorgegangen. In den
genannten Städten führt zudem die Hauptverkehrsstraße
unmittelbar am Palast vorbei, während sie in Bhaktapur
deutlich südlich davon liegt. Die Verbindung zum Taumadhi Tole
wurde erst im 18. Jahrhundert geschaffen. Das Hauptheiligtum
des Palastes ist der Taleju-Schrein, der sich im Mul Chwok
befindet. Bei der Flucht König Harisimhadeva vor moslemischen
Truppen 1324 mit seinem Hofstaat und seiner Hausgöttin Taleju,
führte ihn die Göttin nach Bhaktapur. Die Wirkung der Göttin
auf die Bewohner Bhaktapurs war so stark, dass sie
Harisimhadeva den Palast samt der Herrschaft in der Stadt
übergaben. Daraufhin errichtete Harisimhadeva für Taleju den
Mul Chwok. Dieser Tempelhof war das Herzstück, vor den später
andere Höfe platziert wurden, die ohne Bezug zu einem
vorgelagerten Platz errichtet wurden und erst später eine
Fassade vorgelegt bekamen. Die ersten sicheren Nachrichten
über Bauwerke der Malla-Herrscher stammen aus dem Jahr 1435.
Zunächst errichtete König Yaksha-Malla eine Zitadelle für
Truppen und Waffen und Befestigungswerke um die gesamte Stadt.
1460 errichtete er auf dem Plateau vor dem Palast den
Yaksheshvara-Tempel. Der Ausbau des heutigen Palastes geht
hauptsächlich auf Jagatprakasha-Malla und Jitamitra-Malla
zurück. Die Statue vor dem Palast von König Bhupatindra-Malla
zeugt von seiner Initiative für eine architektonische
Verbindung zum Taumadhi Tole. Mit der Errichtung des Sundhoka,
der Toranlage zum Mul Chwok, unter König Ranjit-Malla fand die
Bautätigkeit am Palast in der Malla-Zeit ihren Abschluss.
Zwischen dem Palast der 55 Fenster, der um 1700 errichtet
wurde und dem Malati Chowk im Westen befindet sich das Goldene
Tor. Dieses Tor besteht aus vergoldetem Kupfer und stellt ein
wichtiges Beispiel nepalesischer Handwerkskunst dar. Man sieht
hier die zehnarmige und vierköpfige Taleju, die Schutzgöttin
der Mallas. Das Tor soll unter König Ranajit Malla 1753 in die
Palastfront eingefügt worden sein. Über den anschließenden
Steinmauern befindet sich der hölzerne Palastbalkon mit 55
kunstvoll geschnitzten Holzfenstern. In der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts wurde ein Teil des Hauptbaus abgerissen und
stattdessen ein hoher Saalbau eingefügt. Heute ist der
Palastbereich aufgrund des Erdbebens 1934 weitgehend zerstört
und vermittelt nur noch entfernt eine Vorstellung vom früheren
Zustand. Die Hauptfront wurde zwar wiederhergestellt, aber im
Inneren fehlen ganze Hofkomplexe, so dass heute ein Eindruck
von platzartiger Weite entsteht.
Tempelanlagen
Die Tempelanlagen der Stadt Bhaktapur
umfassen über 170 Einzeltempel.Bei den folgenden besonders markanten
Bauwerken handelt es sich infolgedessen nur um eine geringe
Auswahl.
Bhairavnath: Der Nyatapola-Tempel (nyata
fünfstöckig; pola Stufen), der höchste Tempel des
Kathmandutals, befindet sich auf dem Taumadi-Platz und ist der
Gottheit Lakshmi geweiht. Der 30 Meter hohe fünfstöckige
Tempel wurde 1708 fertig gestellt und überstand aufgrund
seiner Bauweise das große Erdbebens von 1934.
Die Pagode steht auf einem
abgestuften Sockel mit fünf Terrassen. Die Treppe, die diesen
Sockel hinaufführt, wird auf jeder Etage von einem anderen
Figurenpaar flankiert. Im Tempelinneren befindet sich eine
Statue der Gottheit Siddhilakshmi Bhavani, der größten und
mächtigsten tantrischen Gottheit. Deshalb wird der
Nyatapola-Tempel auch als Tempel der Schrecklichen bezeichnet.
Seit 1979 steht er auf der Welterbeliste der UNESCO.
Der Bhairavnath-Tempel ist Bhairava
geweiht, einer Form von Shiva. Bereits um 1600 stand an dieser
Stelle ein Tempel, der dieser Gottheit geweiht war. Im
Gegensatz zum Nyatapola-Tempel hat der Bhairavnath-Tempel
einen längsrechteckigen Grundriss. Dass sich weiterhin das
Kultbild nicht, wie sonst üblich, auf der Ebene des Eingangs,
sondern in einem oberen Stockwerk befindet, deutet darauf hin,
dass der Bhairava-Tempel seinen Ursprung in einem städtischen
Wohnhaus hat. Dies würde auch erklären, dass der Bau keine Art
von Sockel aufweist, der sonst Basis jeden nepalesischen
Tempels ist. Der zunächst einstöckig gebaute Tempel wurde um
1718 wohl aus kultischen Gründen um zwei Stockwerke erweitert.
Der Dattatraya-Tempel (Datta
„Götter“; traya „drei“) wurde 1427 unter der Herrschaft Yaksha
Mallas (1428–1482) errichtet und ist den drei hinduistischen
Hauptgottheiten Vishnu, Shiva und Brahma geweiht. Er soll aus
dem Stamm eines einzigen Baumes errichtet worden sein. 1458
wurde er auf Befehl König Vishwa Mallas (1547–1560) teilweise
erneuert. Er ist ein mächtiger dreigeschossiger Bau von
archaischem, im Kathmandutal sonst ungewöhnlichen Typus. 1860
wurde im Westen ein Vorbau angefügt, ebenso zwei
Ringergestalten Jai Malla und Patta. Der vom Dattatraya-Tempel
beherrschte Platz Tachapal Tole hat seine Gestalt, im
Gegensatz zum Palastbezirk, noch weitgehend bewahrt.
Der Nava-Durga-Tempel ist das
wichtigste Heiligtum der Neun Durgas, der Muttergottheiten
Bhaktapurs. An den zweigeschossigen breitgelagerten Trakt
schließt sich ein umbauter Hof an. Der
Vakupati-Narayana-Tempel ist ein kleiner zweigeschossiger
Vishnu-Tempel von 1638, der eine Garuda-Säule von 1408 und
berühmte Metallarbeiten enthält. Der Chandi-Bhagavati-Schrein
ist ein kleines neueres Heiligtum mit einem Relief des 14.
Jahrhunderts, auf dem Durga (Bhagavati) die beiden Dämonen
Chandi und Munda tötet. Der archaische Dattatreya-Tempel, ein
mächtiger dreigeschossiger Bau, ist ein im Kathmandutal sonst
eher ungewöhnlich Typus. Weitere große Tempel sind der
Vatsala-Tempel, der Yaksheshvara-Tempel, der
Dvarikanath-Tempel, der Changu-Tempel, der Bishnu-Bir-Tempel,
der Bode-Tempel, der Bode-Bihar-Tempel, der
Chode-Ganesh-Tempel und der Dachhin-Barah-Tempel.
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