----- Original Message -----
From: Dorina Koock
To:
indoasien@gmail.com
Sent: Monday, April 24, 2017 3:52 AM
Subject: Indienreise Koock vom 3.3. - 2.4.2017
Hallo, Herr Minglani!
Ich bin Herrn Koocks Ehefrau und möchte Ihnen auch
meinen Eindruck von dieser Reise zukommen lassen, da mir
der Bericht meines Mannes etwas kurz war und für mich
wesentliche Faktoren nicht genügend berücksichtigt
wurden.
Sie können meine persönliche Sicht auf Indien gerne
„Newcomern nach Indien“ zukommen lassen!
Ich hatte große Vorbehalte gegen diese Reise, da ich
total verunsichert war, was die Hygiene und die
Verhaltensregeln anging, konnte aber diese, wie Sie im
Folgenden lesen können, aufgeben.
Kleidung
Im Internet wurde z.B. davor gewarnt, kurzärmelige
Oberteile zu tragen. Deshalb packte ich alles aus und
packte langärmelige ein.
Mein Erfahrung dazu (wohlgemerkt im März 2017) März
wegen des Klimas, es ist ziemlich warm und 2017 deshalb,
weil die Empfehlungen teilweise 10 Jahre zurücklagen!:
Viele Frauen, auch Inderinnen tragen kurzärmelige
Oberteile, vorwiegend in der Stadt. Auf dem Land
tragen fast alle Frauen Sari, der mitunter sogar den
nackten Bauch zeigt.
Abends kann es in der Gegend von Rajasthan ziemlich kalt
werden und es ist ein Wollpullover oder eine
Jacke angesagt. (So kam ich zu einem neuen Kashmere
Pullover ((-;)
Da man um diese Jahreszeit wenige Touristen antrifft,
kann ich nur sagen: alle Frauen trugen „normale“
Kleidung, wie es auch in Europa zu finden ist und
niemand nahm Anstoß an unserer Mode. In Städten trifft
man auch viele Inderinnen, die in europäischer Kleidung
unterwegs sind. Vor allem junge Menschen.
Es gibt kleidungsmäßige Schwerpunkte: z.B. in Puschkar
liefen viele junge Europäer mit zerrissenen und
heruntergekommenen Kleidern/Hosen herum, was
wahrscheinlich an der hippiemäßigen Szene liegt. Die
Inder dort haben sich wohl daran gewöhnt.
In religiös geprägten Gegenden wie am Ganges in
Varanasi, in Tempeln, ländlicher Gegend oder am Rande
der Wüste begegnet man Indern fast nur in traditioneller
Kleidung.
Toiletten sind in den Hotels akzeptabel.
Was mir auffiel: ALLE Toiletten, selbst in 5 Sterne
Hotels hatten Plastik Toilettenbrillen, die mehr oder
weniger verrutschten, wenn man versuchte, an das
Toilettenpapier zu gelangen. Das liegt wahrscheinlich
daran, dass Toiletten in Indien erst sehr spät üblich
wurden und es noch an Erfahrungen mangelt. Auch das
Toilettenpapier unterscheidet sich deutlich vom
europäischen Standard. Es ist hauchdünn und man muss
entsprechend mehr davon nehmen. Wir haben auf unserer 4
wöchigen Tour 16 Hotels kennengelernt. Es waren vom Zelt
in der Wüste bis zum Luxury Heritage in Udaipur alles
dabei.
Was sehr erfreulich war: Der Wasserdruck war in
allen Hotels perfekt, selbst im Zelt!!
Geht man während der Fahrt auf eine Toilette in einem
einfachen Restaurant oder einer Tankstelle, da gibt es
Unterschiede. Jedoch kann man sich damit abfinden. Was
man dort beachten muss: Es gibt kein Toilettenpapier! Da
steht dann jemand am Eingang der Toilette und bietet
Servietten an, natürlich gerne gegen
einen kleinen Tip. Die Auswahl der Toiletten überlässt
man am besten dem Fahrer, der sich bestens auskennt!
Wasser: Das war meine Panik, ich spüle z.B.
immer mit Leitungswasser meinen Mund nach dem
Zähneputzen aus, das ist totale Routine! In jedem Hotel
musste ich gleich für Wasserflaschen sorgen (meistens
standen schon 2 kleine Flaschen Wasser , komplementary,
bereit).
Man sollte das Wasser aus der Leitung auf keinen Fall
trinken oder in den Mund nehmen. Ich glaube, einmal ging
die Routine mit mir durch und ich hatte es vergessen.
Reaktion: Null!!!
Also kann ich nicht sagen, ob das Wasser wirklich so
schlimm ist oder ob das nur eine Werbemasche der
Getränkeindustrie ist. Die Zahnbürsten habe ich immer
mit Leitungswasser abgespült.
Gesundheit: Ein Inder sagte mir: Wir Inder
brauchen keinen Arzt. Wir haben unsere Apotheke zuhause.
Das bezieht sich auf die Medizin, die man aus der Natur
gewinnt wie z.B. dem Neem Baum.
Die Inder machen aus den Teilen der Pflanzen Pulver,
Salben, Tees usw. Sie sind sehr verbunden mit der Natur
und wissen sie zu nutzen. Man kann in Geschäften, die
Kräuter verkaufen, z.B. in Varanasi, sich mit diesen
Sachen eindecken. Ich habe z.B. mit Neem Öl meine Pickel
im Gesicht wegbekommen.
Bezüglich der Gewürze im Essen habe ich kaum etwas in
meiner Verdauung bemerkt. Nach ca.1 Woche wurde es etwas
„schneller“, dafür „stagnierte“ es danach, was ich gar
nicht glauben wollte. Verstopfung in Indien!!! Ich ließ
mein Essen gleich etwas mehr würzen, man kann es nämlich
entscheiden, meistens wird man vorher gefragt:“ spicy or
not so spicy?“Auf jeden Fall habe ich jetzt hier in
Deutschland eine bessere Verdauung als je zuvor! ((-;
Die ganze Medizin, die ich für alle Fälle eingepackt
hatte, war nur Ballast gewesen. Ich habe nichts davon
gebraucht.
Menschen: Ich habe das Gefühl, in Indien
gibt es nur nette Menschen. Es wurde uns immer höflich
begegnet. Wenn wir eine Frage hatten wurde sie immer
freundlich beantwortet. Die Bitte um ein Bügeleisen, ein
zweites Bettlaken oder einen Haarföhn im Hotel wurde
schnellstens erfüllt.
Es gab jedoch auch Situationen, meistens dort, wo
mehrere Ober im Lokal bedienten, dass man ewig auf sein
Getränk warten muss, um evtl, (nach nochmaliger
Bestellung) zwei Getränke bekommt.
Möchte man in einem Geschäft mit einer ansprechenden
Auslage einmal einen Blick hineinwerfen, muss man wissen,
dass man auf jeden Fall mit etwas Gekauftem herauskommt.
Inder sind einfach nicht zu übertreffen in der
psychologischen Verkaufsstrategie!
Ein anderes ungutes Erlebnis sind die Bettler, die
meistens um touristische Attraktionen herum stehen. Es
wird gesagt, dass man den Behinderten gerne eine Spende
zukommen lassen kann. Die anderen, die angeblich nichts
zu essen haben, besonders die Frauen mit den kleinen
Kindern auf dem Arm, sollte man ignorieren.
Denn es gibt ein Programm der Regierung, nach dem für
die Ärmsten Nahrung zur Verfügung gestellt wird. Auch
ein Wohnungsprogramm soll es geben, wo Häuser gebaut
wurden, in denen diese Menschen wohnen können. Außerdem
bekommen die Kinder die Schulbücher von der Regierung
gestellt.
Das Problem ist, dass viele dieser Menschen das nicht
annehmen. Es ist wohl lukrativer, sich in der Nähe von
Touristen aufzuhalten. Auch schicken diese Menschen oft
ihre Kinder nicht in die Schule, wodurch der
Teufelskreis von Armut und Bildungsarmut nicht
durchbrochen wird.
Was ich allerdings bereue, ist, nicht eine Menge
Kugelschreiber mitgenommen zu haben, wie es auch im
Internet empfohlen wurde. Neben unserem Zelt am Zaun, am
Rande der Wüste, riefen morgens früh zwei ca 6-Jährige
ständig „Hallo“. Sie wollten „pen“. Ich konnte einen
entbehren und von einem anderen Touristen einen weiteren
bekommen. Somit machte ich die beiden Kinder glücklich.
Ein weiteres Mal wurde ich in einem kleinen Ort von
Schulkindern wegen eines pens angesprochen. Falls ich
noch einmal nach Indien reise, werde ich Kugelschreiber
(von denen man ja sowieso meistens zu viele hat) und
Papierblöcke einpacken. Ich denke, damit kann man viel
Freude bereiten und Hilfe leisten.
Gebäude: Die alten Festungen und Tempel
aus früheren Jahrhunderten sind faszinierend schön! Der
Machtinhaber der jeweiligen Zeit hat sich immer einen
riesigen Palast bauen lassen, wozu Spezialisten die
künstlerischen Arbeiten in oft jahrzehntelanger Arbeit
hergestellt haben. Dazu berufen wurden die Handwerker
der Handwerker-Kaste, die diesen Beruf schon immer
gemacht, bzw weitervererbt haben. Deshalb waren sie an
Perfektion nicht zu überbieten. Ob es sich um Stein-
oder Marmorschnitzartbeiten oder Einlegearbeiten wie im
Taj Mahal handelt, diese Arbeiten sind in Europa nicht
zu finden. Alleine schon deshalb ist Indien eine Reise
wert!
Im Kontrat zu diesen kunstvollen Gebäuden stehen die
Wohnstätten der Inder auf dem Weg rechts und links. Oft
sind die meist einfachen Bachsteingebäude verfallen oder
nur halb fertiggestellt. Oft sieht man statt Gebäuden
schlecht aufgestellte Holzbretter, die mit Kleiderfetzen
oder Palmenblättern belegt als Wohnstatt dienen. Immer
auf unbefestigtem Untergrund, wodurch die Verschmutzung
von Mensch und Wohnstätte nicht unerheblich ist. Dazu
gesellt sich auch oft der Müll, der einfach herumliegt.
In einigen Orten kann man erkennen, dass besonderer Wert
auf Sauberkeit gelegt wird. Da beobachtet man auch, dass
die Menschen mit den selbstgemachten Besen ihr Anwesen
vom Schmutz befreien. In anderen Orten dagegen denkt
man, man fährt durch eine Müllhalde.
Tiere: Allem voran steht die Kuh! Im
wörtlichen Sinne!! Sie steht überall, falls sie nicht
liegt. Kühe laufen, wo sie wollen. Im Ort stehen sie oft
auf den Müllbergen und suchen nach Fressbarem, wobei sie
nicht selten Plastik fressen und dadurch sterben. Auf
der Straße sind die Fahrer darauf eingestellt, halten
oder ausweichen zu müssen beim Anblick einer oder
mehrerer Kühe. Oft liegen sie auf dem Mittelstreifen,
stehen in Tankstellen herum oder im Ort vor den Häusern.
Wenn sie einem begegnen, weicht man am besten aus. Meine
erste Erfahrung war ein wohl junger Stier, der mich
sofort auf die Hörner nahm, was einen blauen Fleck an
der Hüfte einbrachte. Die Milchkühe gehören Besitzern,
zu denen sie abends alleine zurückgehen, um gemolken zu
werden, im Stall zu übernachten, um dann morgens wieder
alleine loszuziehen. Laufen sie ans Ende des Ortes,
finden sie immer Grünes, was dort wächst.
Es gibt oft auch Ziegenherden, manchmal gemischt mit
Schafen, die über die Straßen ziehen, meistens mit einem
Hirten und die in den weiten Grünflächen auf dem Lande
sich sattfressen.
Eselgespanne am linken Rande der Straße kennen wir von
Italien, aber Kamelgespanne sind etwas besonderes! Man
findet ganze Kamelgruppen auch in lichten Wäldern am
Straßenrand in der Nähe der Wüste. Dort gibt es auch
viele Pfauen, die es bei uns ja nur noch selten gibt.
Ich vergesse nicht die Pfauenschreie, die in der Gegend
der Wüste um unser Zelt ständig zu hören waren.
Elefanten haben wir nur einen in Jaipur gesehen. Aber
der geplante Ritt auf dem Elefanten in Jaipur zum Amber
Palast wurde nicht durchgeführt. Wir erreichten das Ziel
mithilfe unserer eigenen Füße.
Das Fazit meines Indienbesuchs ist:
Ich könnte noch viele Seiten lang die Besonderheiten von
Indien beschreiben. Aber ich kann damit nicht
wiedergeben, wie man sich dabei fühlt. Man ist ständig
neuen Überraschungen ausgesetzt, die jeder anders
verarbeitet. Was ich jedoch nicht mehr machen möchte:
Jeden Tag in einer anderen Stadt sein. Unser Plan war
sehr dicht gedrängt, dadurch haben wir zwar viel gesehen,
aber ich habe durch den dauernden Wechsel auch vieles
schnell wieder vergessen. Es genügen schon zwei Tage an
einem Ort, und man kann sich besser auf alles einstellen.
Mein Tip ist:
Indien selbst besuchen, es ist wirklich nicht so schlimm,
wie immer gewarnt wird!! Und man wird mit
unbeschreiblichen Eindrücken belohnt!! Also ein echtes
Abenteuer! Auch für ältere Menschen: ich bin 65, mein
Mann ist 72 Jahre alt. Auch ist diese individuelle Reise
nicht zu teuer. Wir haben uns auf jeden Fall sehr gut
beraten und betreut gefühlt von Herrn Miglani!!
Der beste Fahrer:
Ein besonders wichtiger Teil zum guten Gelingen unseres
Aufenthaltes in Indien ist unserem Fahrer Sri Ram
zu verdanken! Er hat uns mit seiner ruhigen und
umsichtigen Art jede Aufregung genommen und mit seinen
Erklärungen viele Fragen beantwortet. Im Gespräch
während der Fahrten erfuhren wir viel über die
Lebensweise der Inder.
Dazu kommt seine unglaubliche Geschicklichkeit im Fahren,
die uns jedesmal wieder in Erstaunen versetzte. Ohne
Aggressivität meisterte er mit seiner defensiven
Fahrweise jede noch so komplizierte Verkehrssituation.
Ich hatte das Gefühl, er kannte jeden Hubbel und jede
Baustelle auf der insgesamt ca 2500km langen Strecke und
fuhr entsprechend vorsichtig. Jeden Morgen war er
pünktlich zur Stelle, begrüßte uns freundlich und half
uns in das wohltemperierte Auto, wo immer frische
Wasserflaschen bereitstanden. Während der Fahrt ging er
auf alle Wünsche ein, überlegte gute Stops, wo man z.B.
gut essen oder etwas besser sehen konnte .
Kamen wir erschöpft von einer Besichtigung zurück, war
er schnell zur Stelle und hatte dafür gesorgt, dass das
Auto gekühlt war. Er ist unbezahlbar!!
Mit freundlichen Grüßen,
Dorina Koock
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