Die indische Wirtschaft |
Nach der Unabhängigkeit
Jahrhundertelange Kolonialherrschaft hatten die Wirtschaft Indiens in einem schlechten
Zustand hinterlassen. Nach der Unabhangigkeit entschied sich Indien unter seinem
ersten Ministerpräsidenten Jawaharlal Nehru, der von den Entwicklungen in der
Sowjetunion sehr beeindruckt war, für eine sozialistisch-orientierte Wirtschaftspolitik. Wichtige Schlüsselindustrien, wie Schwerindustrie, Bergbau, Transport, Kommunikation
und Energie wurden verstaatlicht. Andere Wirtschaftsbereiche, wie die
Konsumgüterindustrie und die Landwirtschaft wurden dagegen privatisiert. Diese
"gemischte Wirtschaftsweise" wurde durch einen Schutz des einheimischen Marktes vor
dem Weltmarkt ergänzt. In den sogenannten "Fünfjahresplänen"
legte der Staat die Entwicklungsziele für
verschiedene Sektoren und die dazu notwendigen Investitionen fest. |
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Die indische Wirtschaft kann in drei Phasen eingeteilt werden:
I 1. Phase: Investition in der Industrie
In der ersten Phase von 1947 bis 1966 gab es einen Versuch, die
Schwerindustrie durch massive Investitionen zu fördern und dadurch
eine schnelle Industrialisierung zu erreichen. Nehru sah in den
Industrien die "zukünftigen Tempel der Inder". Der landwirtschaftliche
Sektor wurde dagegen zum größen Teil vernachlässigt. Die Trockenheiten
der Jahre 1965/66 und der Krieg mit Pakistan (1965) führten jedoch zu
einer Hungersnot. So wurde der Regierung klar, dass die Landwirtschaft
nicht mehr vernachlässigt werden sollte.
2. Phase Modernisierung der Landwirtschaft
Nach der Revision der Fünfjahrespläne wurde die Landwirtschaft in der zweiten Phase ab 1966 stärker gefördert. Durch
verschiedene neue Maßnahmen sollte dabei vor allem die landwirtschaftliche
Produktion gesteigert werden.
Diese Modernisierung wurde "Grüne Revolution" genannt. Sie hatte viele
Erfolg und führte unter anderem zu einer Ausweitung der bewässerten
Fläche und einer höheren Technisierung. Immer mehr Kunstdünger,
Pestizide und Hochertragssorten wurden benutzt. So wuchs die
Produktion von Nahrungsmittlen. Im Gegensatz zu den sechziger Jahren,
in denen Indien Getreide importieren musste, kann seit einigen Jahren
sogar Getreide exportiert werden. Durch ein Umverteilungssystem
versucht die Regierung, den ärmeren Bevölkerungsgruppen
preisgünstiges Getreide anzubieten. Jährlich werden von dem Staat ca.
10 bis 15 % der Getreideproduktion zu staatlich festgelegten Preisen
gekauft. Dieses Getreide
wird dann im Laufe des Jahres über ein spezielles System in den "Fair
Price Shops" an die ärmeren Bevölkerungsgruppen zu niedrigen Preisen
weitergegeben.
Diese Grüne Revolution hatte aber auch Nachteile. Trotz der Produktionserhöhung und
des subventionierten Verkaufs von Grundnahrungsmitteln leben viele Menschen unter der Armutsgrenze in Indien. Eine der
Ursachen dafür ist die ungleiche Verteilung des Landes. Seit der Kolonialzeit kontrolliert eine kleine Gruppe von Landbesitzern einen großen Teil
der landwirtschaftlichen Flache. Sie genießen eigentlich die Vorteile der Modernisierung.
So besitzen 2 % der reichen Großgrundbesitzer über fast 25 % der Gesamtfläche. Die
Kleinbauern, 57 % der Bauern mit weniger als 1 ha Land, haben meist nicht die
notwendigen Geldmittel, um moderne Produktionsmittel wie Dünger und Pestizide zu
kaufen. Etwa ein Drittel der Landbevökerung besitzt kein Land und muss als Tagelöhner arbeiten.
Die Überbenutzung der natürlichen Ressourcen durch die "Grüne Revolution" hat schon
zur Absenkung des Grundwasserspiegels und Versalzung des Bodens geführt. Die
Pestizide und Kunstdünger führen zu Problemen. |
3. Phase: Umwandlung in Marktwirtschaft
Die dritte Phase der indischen Wirtschaftspolitik wurde 1991
durch die Regierung von Narsimha Rao eingeleitet. So wurde die
bis dahin staatlich gelenkte Wirtschaft in eine Marktwirtschaft
umgewandelt. Es gab keine Protektion mehr für den einheimischen
Markt und er wurde für ausländische Investoren geöffnet.
Diese wirtschaftliche Liberalisierung war notwendig, weil lndien
einen Milliardenkredit von dem Weltwährungsfond aufgenommen
hatte, um die Finanzkrise von 1990 bis 1992 zu lösen Das war
eine Bedingung von dem Weltwährungsfond. |
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Die
wirtschaftlichen Folgen der Reform werden teils positiv und teils
negativ beurteilt. Seit dieser Zeit ist ein Wirtschaftswachstum zu
sehen. Der Export ist leicht gestiegen, die Devisensituation hat sich
gebessert und die Inflationsrate ist seit 1993 weniger als 10 % und
gilt als mäßig. Die sozialen Wirkungen sind jedoch negativ zu
beurteilen. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer, und
die Preiserhöhungen der
Grundnahrungsmittel treffen die ärmeren Bevölkerungsgruppen am
stärksten. Noch ein ungelöstes Problem ist die hohe Zahl der
Arbeitslosen.
Indiens Wirtschaft verzeichnete ein stetiges Wachstum. Zwischen den
Jahren 1995 und 2006 waren es durchschnittlich 7 % jährlich. Besonders
durch Telekommunikationtechnik und Flugverkehr ergab sich so zeitweise
(2006) ein Wachstum von 9,6%. Danach fiel es leicht ab und ist auch
derzeit eher rückläufig. Dennoch ist Indien sehr interessant geworden
für ausländische Investoren, die mehr und mehr ins Land vordringen.
Neben dem Agrarsektor, der stetig schrumpft, ist vor allem der
Dienstleistungssektor im Kommen. Die Inflationsrate ist besonders in
den letzten fünf Jahren (ab 2009) ziemlich hoch, was das Leben der
Bevölkerung, die von knapp 2 US-Dollars pro Kopf am Tag lebt und rund
80% der Gesellschaft ausmacht, erheblich erschwert.
Wirtschaftssektoren
Landwirtschaft
Obwohl dieser Sektor immer mehr an Bedeutung verliert, ist er nach wie
vor das Rückrat der indischen Wirtschaft. Die Mehrheit der Bevölkerung
beschäftigt sich mit der Landwirtschaft, und ein Drittel des
Bruttoinlandsprodukts kommt von diesem Sektor. Es gibt in Indien
ungefähr 140 Millionen ha. Anbaufläche. Auf 37 Millionen ha wird mehr
als einmal im Jahr angebaut. Besondere Bedeutung haben die fruchtbaren
und künstlich bewässerten Flächen entlang der großen Flüsse. Hier
werden im Jahr bis zu dreimal
Feldfrüchte geerntet.
Anbauprodukte
Die wichtigsten Anbaufrüchte sind Getreide (Reis, Weizen, Hirse),
Hülsenfrüchte (Linsen, Mungobohnen) und Ölsaaten (Erdnüsse, Raps,
Senf, Leinsamen, Sesam und Sojabohnen). Daneben sind Textilfasern
(Baumwolle, Jute), Zuckerrohr, Gummi, Kaffee, Tee und Obst (Bananen,
Mangos) sowie Gewürze (Chilli, Pfeffer) weitere
wichtige Erträge. Als Exportprodukte sind dabei vor allem Baumwolle und Tee
nennenswert.
Viehwirtschaft
Indien hat die größte Viehzahl der Welt. Die wichtigsten Tiere sind
Rinder, Büffel, Ziegen, Schafe und Hühner. Rinder und Büffel sind bis
heute als Zugtiere (Pflug und Ochsenkarren) von großer Bedeutung. Die
Milchproduktion wurde in den letzten Jahren durch ausländische
Viehrassen gesteigert. Indien steht weltweit in der Milchproduktion an
dritter Stelle.
Fischerei
Küsten- und Hochseefischerei gewinnen immer mehr an Bedeutung. Die
Flotten wurden als Teil der Blauen Revolution modernisiert. An der
Küste wurden Farmen für Meerestiere angelegt. Der Export von Fisch und
Krabben erbringt Devisen. Für die einheimische Bevölkerung spielt die
Binnenfischerei eine wichtige Rolle für die Proteinversorgung.
Die Forstwirtschaft
Die Wälder Indiens werden zunehmend für industrielle Zwecke (Papier
und Möbel) abgeholzt, während die ärmeren Bevölkerungsgruppen
in der Regel Bäume fällen, um Brennholz zu gewinnen. Da die staatliche Aufforstung
damit nicht Schritt halten kann, gibt es immer weniger Waldflächen in Indien. Es wird geschätzt, dass jedes Jahr
ca. 2,5 Mlilionen ha Wald verschwinden. Gleichzeitig steigt die
Luftverschmutzung von Jahr zu Jahr. In den Bergregionen sind deshalb
schon gewaltige Schäden durch Erosion zu spüren. Indien ist nun nur
noch zu 23 % bewaldet. Immer wieder versuchen die Bewohner der
Waldregionen durch friedlichen Widerstand gegen die Vernichtung der
Wälder zu protestieren.
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Energiewirtschaft
Die wichtigsten Energiequellen sind in Indien Kohle,
Mineralölprodukte, Wasser- und Kernkraft. Erdöl wird
hauptsächlich importiert, wie auch Benzin. Für die ländliche
Bevölkerung spielen traditionelle Energieträger (Dung, Holz,
Erntereste) die wichtigste Rolle.
Ausbau der Wasserkraft
Der Versuch der indischen Regierung, durch riesige Großstaudämme
aus Wasserkraft Strom zu erzeugen, hat zu vielen Konflikten
geführt. Bei den Narmada-Staudämmen z.B. sollen Hunderttausende
von Menschen umgesiedelt werden ohne ausreichende Entschädigungen
dafür zu erhalten.
Außerdem ist das Überfluten großer Flächen in einem Erdbeben gefährdeten Gebiet auch ökologisch gefährlich.
Alternative Energie
In Indien gibt es mehrere Versuche, Biogas, Solar- und
Windkraftwerke für die Energiegewinnung zu nutzen. Dafür gibt es
zwar ein großes Potential, aber die Erzeugungskosten sind
ziemlich hoch.
Industrie |
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Zu
den wichtigsten Sektoren der industriellen Produktion zählen
Chemikalien, Bekleidung, Nahrungsmittel und Getränke, Metalle, Legierungen und elektrische Apparate. Die größten Industriefirmen
Indiens sind Tata und Birla.
Import und Export
Die Exporte Indiens betrage nur 9 % des Bruttosozialprodukts. Der Import
war in den letzten Jahren immer höher als der Export. Dadurch hat
Indien ein ständiges Außenhandelsdefizit. Zu den wichtigsten
Exportprodukten zählen Nahrungsmittel, Kunstgewerbe, Schmuck und
Textilien. Zu den Hauptimportwaren zählen Öl und Schmiermittel, Perlen
und Roh-Edelsteine und Metalle. Die wichtigsten Handelspartner Indiens
sind die USA, die Sowjet-Republiken und die EG. Bei den Exporten kommt
Deutschland an vierter Stelle und bei dem Import steht es an dritter
Stelle. |
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Ein Schal als Investition
Jeder gute Kaschmirschal ist handgewoben. Die besten sind die
Shahtoosh, die mühelos durch den kleinsten Ehering gezogen werden
können. Sie sind selten gefärbt und haben meist eine
Braunschattierung.
Shahtoosh ist die feinste Wolle, die von den langhaarigen
Pashmina-Ziegen aus der kalten Hochebene von Ladakh stammt. Die
zweitbeste Wolle wird zu Pashmina-Schals gewoben. Sie sind oft
gefärbt, mit schönen Stickereien versehen und sehen weitaus teurer aus
als die Shahtoosh.
Pashmina-Wolle wurde auch für Jamewar-Schals verwendet, doch Jamewars
werden nicht mehr gefertigt, und die noch erhältlichen sind
Sammlerstücke. Die Wollfäden werden mit hölzernen Kani-Schiffchen
gewoben, die so dünn wie Stifte sind. Diese werden dann mit einer
einzigen Kette handgeknüpft, wodurch komplexe Muster mit subtilen
Schattierungen entstehen. Die unzähligen Knoten, die Kombinationen aus
300 Farben und die extreme komplizierten Blumenmuster mit bis zu 50
Schattierungen in einer einzigen Reihe sind das Resultat sehr
arbeitsaufwendiger Prozesse. Oft widmet ein Weber einem einzigen Schal
sein ganzes Leben.
Die Kani-Weber fertigen heute immer noch Schals an, und obwohl sie
nicht so schön sind, wie die alten Jamewars, stellen Kani-Schals die
zweitbeste Alternative dar.
Der Kauf eines Schals ist eine Investition, die mit der Zeit an Wert
gewinnt. Man sollte sich dabei Zeit lassen.
Bevor
man einen Schal ersteht, sollte man sich wenigstens sechs andere
angesehen haben. Es gilt, ihn leicht zu drücken, um seine Weichheit zu
fühlen, die Augen zu schließen, mit den Fingern darüber zu fahren und
ihn anzulegen. Es wird nur einen Schal geben, bei dem das Gefühl
aufkommt, ihn wirklich besitzen zu müssen. Nur diesen sollte man
kaufen.
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