Ich
schreibe leidenschaftlich gern Ansichtskarten – das wisst Ihr. Und
nicht immer sind Briefmarken und Postämter zur Stelle. Ansichtskarten
gibt es jedoch überall – dachte ich mit europäischem Hochmut. Also
kaufte ich in Rishikesh, unserem ersten Ort in Indien, keine, obwohl
sie mir einmal (und zwar viel zu unaufdringlich) angeboten wurden.
Schlau, wie ich nun mal bin, besuchte ich aber das Post-Office. Zu
Fuß, vom Hotel aus mehr als einen Kilometer, wie die freundliche Dame
an der Rezeption staunend bemerkte (Kennt Ihr alle meine Geschichte:
In Indien Niemals zu Fuß gehen? Wird bei Bedarf nachgeliefert).
Auf der Post kaufte ich also Briefmarken für zwanzig Postkarten. Die
Briefmarken – im Wert von je 5 Rupien - waren ziemlich groß und mit
Portraits von Schauspielen älterer indischer Filme geschmückt., und es
mussten drei auf jede Karte, erklärte mir der zuvorkommende
Schalterbeamte.
Das Problem war nur: Von nun an gab es keine Picture Post Cards mehr.
Nicht in Devprayag, in Rudraprayag oder Raniketh. (In Uttarkashi habe
ich nicht gesucht, weil wir da sehr schnell wieder abgereist sind und
nur am Fluss, dem Bagharati, waren). Es gab nicht einmal welche in Almora, was fast eine Großstadt ist. Oft wussten die Menschen nicht
einmal, wovon wir sprachen – und in meinem Mini-Wörterbuch
“Deutsch-Hindi” kam das Wort nicht vor...
Endlich, im vorletzten Hotel (am Rande des Jim-Corbett-Nationalparks)
brachte uns ein freundlicher Manager zu einem benachbarten
“Souvenir-Shop”. Dort gab es Karten: von Löwen, Deers, Krokodilen und
Elefanten. Dank unserer indischen Begleitung bekamen wir sie zu einem
günstigen Preis. Den Nachmittag (okay, nicht den ganzen) verbrachten
wir also mit Kartenschreiben.
Am nächsten Morgen gab es die erste Safari, von 6 am bis 10 am. Nach
dem Frühstück bin ich in acht Kilometer entfernte Ramnagarh gefahren –
mit zwanzig Postkarten in der Hand. Es war 11:30 – und das Postamt war
geschlossen! Ein Postamt ist aber wichtig, weil jeder Reiseführer
mahnt, Postkarten nicht einfach in irgendeinen Behälter zu werfen (den
ich sowieso nirgends sah), sondern zum Amt zu tragen und
dabeizubleiben, bis sie abgestempelt sind. Das habe ich schon viele
Male geübt, teils zu Freude, teils zum Ärger der Postangestellten. Mit
dem Postbeamten aus Dharamsala bin ich so gut wie befreundet, weil ich
einmal mehrere Wochen dort war und jeden Tag mindestens eine Karte (an
Jens) abgeschickt habe...
Also: kein Postkasten, kein Stempel. Leicht frustriert ins Hotel
zurück. Ich traf den zuvorkommenden Hotelmanager vom Tag davor und
klagte ihm mein Unglück. Er streckte seine Hand aus, versprach, sich
der Karten anzunehmen und ich reichte sie ihm vertrauensvoll. Er
kontrollierte die Frankierung, ich bedankte mich und begab mich in
eine kurze Pause bis zum Beginn der nächsten Safari.
Am 13. 4., mittags um 12:00 habe ich also die Postkarten aus der Hand
gegeben. Ich hoffe, sie kommen bei Euch an. Zur Überbrückung der
Wartezeit füge ich schon mal eines der schönsten Fotos bei, die auf
dieser Reise entstanden sind.
Mit freundlichen Grüßen
Angelika Rohwetter |