Tierreservate in Rajasthan
Das Land
der Könige bietet alles – einschließlich Tierreservaten, die einst
königliche Jagdgründe waren. Das Waldreservat Sawai Madhopur liegt
östlich von Bundi, doch auf dem Weg dorthin sollte man in Tonk halt
machen, einem ehemals moslemischen Reich in der Sandwüste von
Hindu-Rajasthan. Tonks einstige Herrscher waren Afghanen, und die
Stadt rühmt sich einiger malerischer Moscheen. Sie bietet auch eine
Vielfalt viktorianischer und anglo-indischer Architektur, die ,,kolonial”
bezeichnet wird. Der britische Gesandte des Vizekönigs und seine
Entourage bewohnten diese Gebäude von der Jahrhundertwende bis zu
Indiens Unabhängigkeit im Jahre 1947. In der Nähe stehen der Chaksu
Temple, Sitala Mata, der Göttin der Pocken, geweiht, der Pilger
anzieht, obwohl die gefürchtete Krankheit schon lange nicht mehr in
Indien existiert, und Ranthambore, eine gewaltige Festung, die lange
Kaiser Akbar standhielt, bis er sie schließlich 1569 zur Aufgabe zwang.
Die Natur hat sich heute ihrer bemächtigt, die Mauern sind von
riesigen Kletterpflanzen bedeckt.
Doch der dahinter befindliche Palast ist restauriert worden und eine
Oase für Besucher, die Waldtouren unternehmen. Bären, Tiger, Keiler
und der Sumpfhirsch durchstreifen das Dara Wildlife Sanctuary.
Bharatpur, in der Nähe des Delhi Agra-Highway, ist wegen des Keoladeo
Ghana Bird Sanctuary berühmt.
Tiger
Eines Tages im jahr 1985 hackte
Subedar Ali, ein Mahout (Elefantenführer) im Corbett National Park,
die Zweige eines Baumes für seinen Elefanten ab. Plötzlich erschien
ein riesiger Tiger und zog ihn am Knöchel herunter. Alis Elefant, der
dies hörte, begann aufgeregt zu trompeten. Qutab, ein weiterer Mahout,
der auch Futter für seinen Elefanten sammelte, eilte Ali zu Hilfe. In
der Zwischenzeit kämpfte der mutige Ali, während er übel zugerichtet
wurde. Als Alis Elefant eintraf, trat der Tiger schnell den Rückzug
an. Der Elefant hob den stark blutenden, halb ohnmächtigen Mann auf,
legte ihn auf seinen Rücken und machte sich mit Qutab und dem anderen
Elefanten auf den Rückweg zum Touristenkomplex Dhikala. Ali wurde ins
nächste Krankenhaus gebracht. Nach fast einem jahr Klinikaufenthalt
und einigen Operationen arbeitet er nun wieder als Mahout im Corbett
National Park. Seine Geschichte ist von den Massenmedien auf der
ganzen Welt immer wieder erzählt worden. Einige Wochen nach dem
Vorfall fing der ehrenamtliche jagd-aufseher Brijendra Singh den
Tiger, den Ali angriff. Er wurde in einen Zoo gebracht.
Es ist immer noch ein Rätsel, warum der Tiger, der enorm kräftig war,
Ali nicht sofort getötet hatte. Es gibt keinen Zweifel, daß zum Teil
auf Alis heroische Gegenwehr zurückzuführen ist und auf die Rettung
durch Qutab und die zwei Elefanten. Subedar Ali sagt, daß er zu Allah
gebetet habe, während er mit dem Tiger kämpfte. Und Allah habe einfach
seinen Hilferuf beantwortet. Heutzutage sind Menschenopfer selten und
geschehen meist an den Grenzen der Schutzgebiete, wo sich der
Tigerbestand vergrößert hat. Einst gab es nur noch 2000 Exemplare,
doch nun hat sich die Zahl der Tiger verdoppelt –was dem Projekt
Protect Tiger” zu verdanken ist, einem der erfolgreichsten Unterfangen
seiner Art (1972 eingerichtet).Dadurch, daß der totale Schutz der
ausgesuchten Waldgebiete praktiziert wurde, hat die Rettung des Tiger
auch zur Erhaltung einiger Nationalpark Indiens geführt.
Normalerweise sind menschenfressende Tiger ältere oder verletzte
Tiger, die ihre leichtfüßige Beute nicht mehr jagen können. Doch es
gibt Ausnahmen. Heute wird ein Tiger, der mit Absicht einen Menschen
getötet hat (und nicht während einer abrupten, zufälligen Begegnung),
erschossen oder gefangen und entfernt. Der Tiger ist extreme
anpassungsfähige Katze, die beispielsweise mehrere Kilometer durch die
Flüsse der Sunderband schwimmen kann. Man findet ihn in halbdürren
Gebieten, in den feuchten tropischen Dschungeln sowie auf Höhen von
1600 Metern.
Die
Tierwelt beobachten
Wegen der großen Vielfalt der Lebensräume in Indien gibt es auch
verschiedene Methoden bei der Beobachtung der Tierwelt. Es ist im
allgemeinen unsicher, in Wäldern mit einem großen Bestand an
Rhinozerossen, Gaur, wilden Büffeln, Elefanten, Tigern oder Löwen
spazierenzugehen. Die Tierbeobachtung wird in solchen Revieren von
Jeeps oder vom Elefantenrücken aus durchgeführt. Gelegentlich ist es
möglich, in Hochsitzen an strategisch günstigen Stellen des Dschungels
zu sitzen, etwa an Wasserlöchern, wo man Tieren beim Trinken zuschauen
kann. Absolute Ruhe gehört im Dschungel stets dazu, auch
in den Hochsitzen. Es ist ratsam, dunkle Farben zu tragen.
In Wäldern
wie Dachigam in Kaschmir und Namdapha im Nordosten, wo es keine
Straßen gibt, muß man natürlich laufen. Man sollte daran denken, daß
die Tiere gegenüber Menschen sehr vorsichtig sind, und Tiger und Löwe
greifen nur unter außergewöhnlichen Umständen an.
Das Fahren
bringt Mobilität und Geschwindigkeit mit sich, doch man sollte niemals
durch einen Dschungel eilen, da man ansonsten manche der besten
Anblicke. etwa dei vögel, verpaßt. Wo das Terrain schwierig und das
Unterholz dick ist, verwendet man oft Elefanten. Die Vorteile sind
zahlreich: Sie kommen durch undurchdringliches Gehölz, laufen auf
offener Fläche absolute geräuschlos, können Tieren wie Tigern durch
den Dschungel folgen und dem Reiter ein Gefühl für den Urwald
vermitteln.
Das Lauschen ist auch wichtig. Geräusche
erzählen im Dschungel viele Geschichten: Das Knacken eines Astes
könnte von einem Hirsch bis zu einem Elefanten so manches Tier
ankündigen. Der Ruf eines Chitals könnte bedeuten, daß er einen
Leoparden oder Tiger gesehen hat. Ein hysterischer Chor von Alarmrufen
des Chitals und des Sambars zeigt vielleicht an, daß ein Tiger ein
Tier ihres Rudels getötet hat.
Der Zustand der Straßen ist unterschiedlich und kann von relative
guten Pisten bis zu solchen reichen, die nur mit Allradfahrzeugen wie
jeeps bewältigt werden können. Einige Nationalparks und Reservate sind
während des Monsuns geschlossen (normalerweise von Mitte Juni bis Ende
November), da die sintflutartigen Niederschläge die Straßen fortspülen
und das Befahren des Waldes verhindern.
Die Qualität und Art der Unterkunft im Dschungel ist ebenfalls
regional verschieden. Die besuchten Gebiete bieten generell eine
bessere Unterbringung als die entlegenen.
Die vom Staat betriebene Unterkunft
ist meist ziemlich einfach. Verpflegung wird oft in einer Kantine
angeboten, in manchen orten nur vegetarische indische Kost.
Andererseits sind private Einrichtungen mitunter Ziemlich
anspruchsvoll und warten mit gutem Essen und Dienstleistungen wie
Fahrzeugen und Naturführern auf, doch zu einem sehr viel höheren Preis.
In den meisten geschützten Waldgebieten können Besucher einen Forest
Guard (und manchmal auch ein Fahrzeug) mieten, der sie durch den Wald
führt.
Dies hat
große Vorteile, da eine Kenntnis des Terrains und Tierverhaltens
notwendig ist, um wilde Tiere und Vögel zu Gesicht zu bekommen.
Unser Reisebüro kennt sich meist mit der
Buchung von Unterkünften aus, doch man sollte daran denken, daß die
zugänglicheren und berühmteren Parks und Reservate meist viele
Besucher haben, besonders im Winter, und Unterkunft rechtzeitig
reserviert werden muß.
Dei Gaur, die sich im Laufe der
Zeit von Südindien durch Zentral- und Ostindien bis ach Burma,
Thailand und Malaysia verbreiteten (wo sie als Seladang bezeichnet
werden) kann man in Südzentralindiens Kanha National Park sehen. Sie
sind Waldgeschöpfe, die normalerweise am frühen Morgen und späten
Abend herauskommen, um auf offenen Wiesen zu grasen.
Der Wildhund oder Dhole (Cuonalpinus) hat ganz Indien spärlich
besiedelt – vom fernen Norden (Ladakh) bis zum äußersten Süden. Mit
der Ausnahme von Mangroven-und Flußgrasland-gebieten sieht man ihn am
leichtesten in Südindien. Dholes jagen im Rudel und geben dabei ein
hohes jaulen und Pfeiftöne von sich.
Was die Flora angeht, so kann Südindien
wahrlich stolz auf die ökologische Vielfalt seiner Lebensräume sein.
Es verfügt über Riesenbambushaine, Flachland-Teakbestände und
vereinzelte Sholas (feuchter tropischer Dschungel) in den
Einzugsgebieten der ansonsten trockenen westlichen Ghat-Bergkette und
über den Regenwald von Silent Valley. Im
Silent Valley finder man den löwen-schwänzigen Makaken (Macaca silenus),
einen großen und hübschen schwarzen “Affen” mit einer weißen Mähne. Er
kommt nur in Dschungelabschnitten Südindiens vor, anders als sein
gewöhnlicherer Verwandter, der Rhesusmakat (Macaca mulatta), der mit
gewissen Ausnahmen in ganz Indien verbreitet ist. Der Hulman (Presbytis
entellus), ein markanter silberfarbener Affe” mit schwarzer Maske, ist
auch häufig anzutreffen. Eine auffallend schöne Subspezies, der
goldene Langur (Presbytis geei), lebt nur auf der bhutanesischen Seite
des Manas River, der durch den Manas National Park in Assam fließt.
Makaken, Languren und Sambars sind mit ihren unverkennbar individuellen
Rufen die verläßlichsten Anzeichen für die Gegenwart eines Tigers oder
Leoparden in indischen Dschungeln.
Indiens einziger “richtiger” Affe
schwingt sich im Namdapha National Park des Nordostens von Baum zu
Baum. Dort ist am frühen Morgen das überschwengliche Geschrei der
Gibbonhorden (Hylobates hoolock) ein vertrauter Klang.
Weitere Arten, für die Namdapha berühmt ist, sind die selten
gesichteten roten Pandas (Ailurus fulgens) und andere Katzen wie der
extreme schön gefleckte Leopard (Neofelis nebulosa). Jenes
majestätische Symbol der asiatischen Regenwälder, der große indische
Nashornvogel (Dichoceros bicornis), kann man auch sehen und hören. Er
fliegt schwerfällig am bleiernen Himmel über dem Tal des Deban und den
Noa Dehing Streams, die durch Namdapha verlaufen und sich schließlich
mit dem Brahmaputra vereinen, der dann den Kaziranga National Park in
der Ebene durchquert. Namdapha ist auch das Terrain der weißgefügelten
Brautente. Diese große Ente (Cairina scutulata), die auf Bäumen ihre
Nester baut und von der man glaubte, daß sie ausgestorben sei, wird
nun nach einigen erfolgreich verlaufenen Zuchtprojekten wieder der
Wildnis zugeführt.
Raubtiere
Südlich von amdapha,
in dem riesigen Mangrovengebiet, das ein Teil des wild wuchernden
Deltas ist, wo der Ganges und der Brahmaputra in die Bucht von Begalen
fließen, findet man das Lei-stenkrokodil (Crocodylus porosus). Es ist
extrem groß, größer als sein Süßwasser-verwandter, das Sumpfkrokodil (Crocodylus
palustris) das in ganz Indien vorkommt. Der schmalmäulige und
fisch-fressende Gangesavial (Gavialis gangeticus) ist Indiens dritte
Krokodilart, die sich im Wasser des Ganges und in Abschnitten des
Chambal River aufhält, der durch die felsigen, trockenen Berge und
Schluchten von Rajasthan und Madhya Pradesh fließt.
In ganz Rajasthan, besonders im rauhen und halbdürren Aravallis heult
immer noch der höchts gefährdete indische Wolf (Canis lupus), den man
mit etwas Geduld vor die Kamera bekommt. Er war einst in ganz Indien
verbreitet und zieht nun nur noch in Rudeln durch das Gebiet des
Dekkan-Plateaus, durch Bihar, Zentralindien, Rajasthan und die Rann
von Kutch.
Der Wolf, ein Bewohner des offenen Flachlandes, muß einst mit dem
Löwen, Leoparden und Geparden um Beute im Grasland Nordwestindiens
konkurriert haben. Heute ist der asiatische Gepard (Acinonyx jubatus
veneticus) in indien ausgestorben – wie auch fast überall sonst in der
Welt. Das Grasland des Nordwestens ist verschwunden und mit ihm der
Löwe. Nur der Wolf hat überlebt und teilt sich den Lebensraum mit dem
Leoparden; beide jagen in der Halbwüste Schwarzböcke, Chinkaras, Hasen
und Hausschafe und Ziegen.
Wölfe sieht
man gelegentlich in der Rann von Kutch, einer flachen, surrealen, von
der Sonne gebackenen Ebenen in Westindien, die während des Monsuns zum
Großteil vom Arabischen Meer überschwemmt wird, Die Rann ist berühmt
für den Wildesel (Equus hemonius), den einzigen seiner Art in der
Welt. Einen Verwandten findet man im Plateau von Ladakh. Diese beiden
Arten sind nie erfolgreich domestiziert worden.
Wildesel bilden in der Rann Gruppen von 50 Tieren. Sie gehen beim
Anblick eines jeeps durch und können eine Geschwindigkeit von 45
Stundenkilometern beibehalten. Heute ist der Großteil der Rann ein
Naturreservat.
Der
Kaziranga National Park
Dieser Park beheimatet Indiens einhörniges Rhinozeros,
eine kräftige, gepanzerte und leicht reizbare Kreatur, die hohes Gras
und Sümpfe bevorzugt. Der Kaziranga ist deshalb ein idealer
Lebensraum. Der Park liegt an der Flutebene des Brahmaputra und fällt
ganz leicht von Osten nach Westen ab. Die Sümpfe machen dem Grasland
Platz sowie Laubwald und immergrünem tropischem Wals, dem idealen
Terrain für zahlreiche Wildtiere.
Besucher bewegen sich im Park entweder auf Elefanten oder mit Jeeps
fort. Elefanten sind langsamer, vermögen jedoch alle Hindernisse zu
überwinden. Sollte man kein Rhinozeros im Park sichten, gilt es, an
der Straße über dem Dorf in der Nähe des Parks anzuhlten. Dorf besteht
Wahrscheinlichkeit, dieses Tier zufrieden in einem Sumpf kauend
auszumachen.
Im Kaziranga läßt sich auch eine Reihe von interessanten Vögeln
beobachten. Man sollte versuchen, die Nester des Webervogels zu
entdecken, die wie Flaschen aus Stroh aussehen.
Der Indiesche Marabu brütet hier wie auch die eleganten Fischadler:
der Pallas-Fischadler und gelegentlich der grauköpfige Fischadler.
Bereist man den Park früh genug im Jahr, sieht man auch Rebhühner und
Gänse. Beliebt sind die grauen Pelikane mit ihren riesigen Schnäbeln,
die auf Bäumen in der Nähe des Dorfes ihre Nester bauen. Man sollte jedoch nicht vergessen, daß der Kaziranga an der
Flutebene des Brahmaputra liegt. Ratsam ist, sich vor einem Besuch zu
informieren, ob der Park geöffnet hat und man eine Erlaubnis für die
Einreise nach Assam benötigt
Weidetiere
Die mittleren und höheren Hänge des Himalaja sind der Lebensraum von
einigen Ziegen, Schafen und Zigenantilopen, die von Jägern sehr
begehrt waren. Das Ghoral (Nemorhaedus goral) hält sich auf den
niederen Höngen und in den Siwaliks in Uttar Pradesh auf. Etwas weiter
oben gehört das Bharal oder blaue Schaf (Pseudois nayaur) zu den
Beutetieren des seltenen, schönen, asch-grauen Schneeleoparden (Panthera
un-cia), der erst jetzt von den Biologen eingehend studiert wird.
Der kleine Moschushirsch (Moschus moschiferus) durchstreift den
Himalaja In der Nähe der Schneegrenze und ist wegen seines Moschus
abgeschlachtet worden, das zur Parfümherstellung diente. Die mit dem
Moschusbeutel ausgestatteten Männchen haben zwei Zähne, die den
umgedrehten Hauern des Wildschweines gleichen und den Tieren eine
einzigartige Erscheinung verleihen. Heute werden sie an einigen Orten
gezüchtet, vor allem im Kedarnath-Reservat in Uttar Pradesh.
Der Tiger (Panthera tigris) und Leopard (Panthera pardus) kommen in
ganz Indien vor. Wo sich die beiden Wildkatzen den Lebensraum teilen,
hat sich der Leopard wegen der Dominanz des Tigers auf nächtliche
Aktivitäten verengt. Der Leopard kann in weniger ergiebigeren Wäldern
als der Tiger überleben, da er auch Ziegen, Hühner und Hunde aus
Dörfern als Ergänzung seiner Nahrung aus Schweinen, Chital und
Bellhirschen nicht verschmäht. Leoparden findet man in großen Zahlen
im Gir Wald, dem letzten Lebensraum des Asiatischen Löwen (Panthera
leo persica)
Als der Löwenbestand 1913 auf nur 20 Exemplare reduziert war, wurde
das Gir-Löwenreservat-Projekt ins Leben gerufen. Der Schutz des
Gir-Waldes hat zu einer Population von etwa 240 Löwen geführt. Leider
sind sie ausschließlich auf dieses Reservat beschränkt.
|