JAIPUR AUSSERHALB DER STADTMAUERN
Es mutet etwas
seltsam an, daß die ,,Rosarota Stadt“ innerhalb der Stadtmauern das Jaipur
außerhalb des alten Festungsrings so sehr in den Schatten stellt. Seltsam
deshalb, weil – jedenfalls vom Standpunkt des Touristen aus – das Jaipur
außerhalb der Stadtmauern eine interessante Mischung aus historischen
Monumenten und modernen Entwicklungen zu bieten hat. Der erste Versuch,
sich über die Festungsmauer hinauszubewegen, wurde bereits von Sawai Singh
II. (1835-80) unternommen. Von den großen städtebaulichen Entwicklungen,
für die Sawai Singh II. verantwortlich zeichnete, lagen drei außerhalb der
zinnenbekrönten Mauer; der Ram-Niwas-Park, das Museum und das
Mayo-Krankenhaus, Zwei Meilen südlich der Stadt wandelte der
Rajputen-Herrscher Kesar Bagh in sein Jagddomizil um und gab ihm den Namen
Rambagh.
Nach dem Tod des Maharaja Ishwari Singh im Jahre 1750 blieb Jaipur lange
Jahre von der Außenwelt völlig abgeschnitten. Ein tiefgreifender Wandel
setzte mit der Thronbesteigung Ram Singhs 1854 ein, der seine Fühler in
die Welt außerhalb des Staates Jaipur ausstreckte. Als Mitglied des
Kronrats verbrachte er einige Zeit in Kalkutta, der politischen und
intellektuellen Hauptstadt von Britisch-Indien. Ihr reiches und lebendigen
Kulturleben hinterließ bei ihm einen so tiefen Eindruck, daß er beschloß,
Jaipur in ein zweites Kalkutta zu verwandeln. Er schuf neue
Verwaltungsstrukturen für Erziehung, Medizin und öffentliches Bauwesen und
heuerte britische Offiziere zur Modernisierung seines neuen Staates an.
Das Gaslicht wurde eingeführt und zahlreiche Gebäude sowie die Straße vom
Sanganeri-Tor zum Bahnhof beleuchtet. Sir Swinton Jacob, Baumeister einer
Reiht bedeutender Gebäude, stieg zum Ersten Ingenieur Jaipurs auf. Es
entstanden Schulen, Colleges, Krankenhäuser und ein Museum.
Als 1868 der Monsunregen ausfiel und Jaipur eine Hungersnot drohte, rief
Ram Singh mit dem Bau des Ram Niwas ein errektives Nothilfeprogramm ins
Leben. Die Parkanlage wurde nach dem Vorbild der Eden Gardens in Kalkutta
angelegt. Ein wundervoller Musikpavillon markierte den Mittelpunkt, an dem
Musikanten in feierlicher Tracht jeden Montagabend eine Vorführung gaben.
Der damals im Ram Niwas angelegte Zoo zählt zu den ältesten des Landes.
Die Gesamtkosten des großen Projekts sollen sich auf 400 000 Rupien
belaufen haben
Was den Touristen
heute in den Ram Niwas zieht, ist die majestätische Albert Hall. Wenige
Jahre nach Fertigstellung der Gartenanlage beschloß der Herrscher, den Ram
Niwas um einen Durbar und ein Museum nach dem Vorbild des Victoria und
Albert Museum zu bereichern. Sir Swinton Jacob entwarf das Bauwerk im
indo-sarazenischen Stil und kombinierte orientalische Bogenarchi-tektur
mit spätviktorianischer Üppigkeit. 1876 legte der Prinz von Wales und
Zukünftige König Edward VII. den Grundstein zu dem Gebäude, das zehn Jahre
später während der Herrschaft des Maharaja Madho Singh fertiggestellt und
als Museum eröffnet wurde. Es beherbergt eine interessante Sammlung von
Gemälden, Teppichen, Kunstwerken aus Elfenbein, Messingwaren und
Textilien. Der persische Gartenteppich aus dem Kirman des 17. Jahrhunderts
zählt zu den zehn wertvollsten der Welt. Die ehemals riesige Parkanlage
ist heute auf die Hälfte ihrer ursprünglichen Größe reduziert. Hier
befindet sich das bedeutendste Theater der Stadt, Ravindra Rang Manch, ein
Freilichttheater und die Kunstgalerie der Lalit-Kala-Akademi.
Unweit des Ram Niwas erhebt sich das Takht-e-Shahi wie ein schottisches
Schloß auf dem Hügel Moti Doongri, der einen herrlichen Blick auf die
Stadt freigibt. Der Bau geriet 1975 in die Schlagzeilen, als Steuerfahnder
einen Teil des sagenhaften Schatzes der Königsfamilie von Jaipur in den
geheimen Gewölben beschlagnahmten.
Unter Maharaja Ram Singh wurde Jaipur durch Eisenbahnlinien mit Agra,
Bombay und Delhi verbunden. Die Fertigstellung der Straße von Agra nach
Ajmer über Jaipur und Bharatpur band die Stadt noch fester an das neu
entstehende Verkehrsnetz an.
Zahlreiche
öffentliche Bauprojekte, die von Ram Singh initiiert worden waren,
gelangten unter Madho Singh zur Vollendung. Das hauptwerk seiner
Regierungszeit war der Staudamm bei Jamwa Ramgarh, an dem 25 Jahre lang
gebaut wurde. Der Wasserspeicher dient bis vor ein paar Jahren als
wichtige Trinkwasserquelle der Stadt, bis die Zubringer Wasserquellen
illigal unter Obhut der stattliche Behörde zugebaut wurde ! Wie
verdienstvoll Madho Singhs Werke auch gewesen sein mögen, er blieb immer
hinter dem Fortschrittseifer seines Vorgängers zurück. Gegen Ende seiner
Regierungszeit war Jaipur noch immer tief im mittelalterlichen Brauchtum
verhaftet. Die großen Stadttore wurden um 23 Uhr geschlossen, und niemand
konnte die Stadt verlassen oder betreten, bis die Tore am nächsten Morgen
wieder geöffnet wurden. Erst 1923 erging die Oder, das Chandpole-Tor auf
der Westseite die ganze Nacht für Durchreisende offenzuhalten.
Man Singh II. war noch minderjährig, als er den Thron bestieg. Seine
vollen Machtbefugnisse erhielt er 1931. Während seiner Regierungszeit
dehnte sich Jaipur über die Stadtmauern hinweg immer weiter aus, vor allem
in Richtung Süden, wo eine elegante Wohnsiedlung um die Residenz des
Herrschers, den Rambagh-Palast, entstand. Anfänglich waren die Menschen
nur unter großen Anstrengungen dazu zu bewegen, sich in dieser Gegend
niederzulassen, war doch das Land noch nicht erschlossen. Viele ältere
Menschen erinnern sich noch an das Großwild, das zu jener Zeit durch diese
Gegend streifte. Mit einer neuen Infrastruktur und lächerlich niedrigen
Grundstückspreisen gelang es Man Singh schließlich doch, die Menschen aus
den Stadtmauern herauszulocken. Zusätzlichen Schwung erhielt die
städtebauliche Entwicklung durch die Ernennung von Sir Mirza Ismail zum
Premier-minister von Jaipur.
Unter den wichtigen Bauten, für die Man Singh sich verantwortlich
zeichnete, finden sich das Maharaja College in der Nähe des
Ram-Niwas-Parks, das Lady-Willingdon-Krankenhaus (heute S.M.S. Hospital)
und die Sawai-Man-Singh-Wachkasernen, in denen heute die Büros der
Regierung von Rajasthan untergebracht sind.
Die Mirza Ismail Road, allgemein M.I. Road abgekürzt, ist die Prachtstraße
dieser neuen Stadt mit Autofirmen, Geschäften, Banken und Restaurants. Die
Straße folgt der südlichen Stadtmauer vom Sanganeri-Tor im Osten bis zum
Hotel Khasa Kothi im Westen.
An der M.I. Road liegen interessante Gebäude wie etwa das Government
Hostel, das als ,,Dak-Bungalow“ für Durchreisende nach Ajmer errichtet
wurde. Die Herberge wurde für die stattliche Summe von 150 000 Rupien in
ein Luxushotel mit dem Zuschnitt eines Palastes umgewandelt.
Ein britischer Offizier, der 1909 im Government Hostel abstieg, beschreibt
den Empfang der Touristen in Jaipur folgenderma ßen: ,,Die Hotelmanager
halten Wagen und Elefanten für die Ankömmlinge bereit, englischsprechende
Führer gibt es überall,“
Im Norden schmiegt sich der Man-Sagar-See mit dem malerischen JaI Mahal an
die Straße nach Amber. Das JaI Mahal wurde von Sawai Madho Singh I. dem
Jag Mandir und Jas Mandir auf dem Pichola-See bei Udaipur nachempfunden.
Etwa vier Kilometer westlich von der Hauptstraße entfernt liegt Gaitore,
die Grabstätte der Herrscher von Jaipur. Das aus weißem Marmor gemeißelte
chhatri von Sawai Jai Singh ist das prächtigste aller Mausoleen. Es wurde
von seinem Sohn und Nachfolger Sawai Ishwari Singh errichtet. Seine letzte
Ruhestätte sucht man hier allerdings vergeblich. Er verübte nach dem
Einfall der Marathen 1750 Selbstmord und wurde nordwestlich des Jai Niwas
Bagh verbrannt. Die chhatris der Maharanis von Jaipur liegen nahe
Abzweigung von der Amber Road zum Ramgarh-See.
Entlang der Agra Road südöstlich der Stadt finden sich die prächtigen
Gärten, die von den Herrschern Jaipurs und deren Höflingen angelegt
wurden. Sehenswert ist vor allem der terrassierte Sisodiya Rani-ka-Bagh,
der für die Königin des Sisodiya-Clans von Sawai Jai Singh entworfen
wurde. Jenseits der Gärten entspringt die heilige Quelle von Galtaji an
einem Hügel, den ein Sonnentempel – der einzige in diesem Teil
Indiens–krönt. Die Straße zur Galta-Quelle wird von großen Krischna-,
Schiwa- und Hanuma-Tempeln gesäumt.
Jaipur rüstet sich gerade für die schnell wachsende Tourismusindustrie.
Zahlreiche neue Unterkünfte verschiedenster Preisklassen wurden errichtet
und alteingesessene Hotels wie etwa der Rajmahal-Palast und der Jai
Mahal-Palast von der Taj-Hotelkette übernommen. Sogar der verarmte Adel
der Stadt ist inzwischen dazu übergegangen, Zimmer in seinen prächtigen
Herrenhäusern zu vermieten.
Zu den jüngsten Wahrzeichen zählt der Marmortempel von Laxmi Narain, der
vom Hindustan Charitable Trust der industriellen Führungsschicht der
Birlas errichtet wurde. Während einige den Tempel für ein
architektonisches Meisterwerk halten, betrachten ihn andere als
Schandfleck, der neben dem ,,schottischen Schloß“ von Man Singh unangenehm
auffällt. Der Tempel legt aber Zeugnis ab von der noch immer lebendigen
Handwerkskunst der Steinmetze Jaipurs. Das modernste Gebäude ist das
Planetarium, das ebenfalls von den einflußreichen Birlas gebaut wurde.
Noch im Bau befindet sich die moderne Konferenzhalle, die Jaipur zu einer
internationalen Drehscheibe machen soll.
Heute breitet sich Jaipur außerhalb der Stadtmauern in alle Richtungen
immer weiter aus. Die ständig wachsende Bevölkerung und die damit
verbundene Wohnungsnot hat zum Entstehen von ,,Kolonien“ innerhalb eines
Radius von 25 Kilometern geführt, die der Vormachtstellung der ,,Rosaroten
Stadt“ innerhalb des Festungsrings allerdings nur wenig anhaben können.
Jaipur (Besichtigung während
einer Rajasthan Rundreise)
Der Prinz, Soldat und Astronom Sawai Jai Singh II. ließ seine Hauptstadt
Jaipur 1727 aus rosa Steinen erbauen. Es ist eine überraschend moderne
Stadt mit breiten Alleen, an denen rechteckige Grundstücke mit von den
Straßen zurückgesetzten Häusern und Palästen liegen. Die Pläne Jaipurs
wurden in Übereinstimmung mit der Shilpa Shastra ent-worfen, der alten
hinduistischen Abhandlung über Stadtplanung und Architektur. Die ganze
Stadt ist von einer Mauer mit sieben Toren umgeben. Jaipur selbst birgt
wie die Büchse der Pandora Wunder: den bezaubernden Hawa Mahal, den Palast
der Winde, der aus mehreren Etagen bogenförmiger architektonischer
Elemente mit vergitterten Flügelfenstern besteht. Die vierstöckige,
pyramidenförmige rosa Steinfassade wurde an Jaipurs Hauptstraße 1799 von
Maharaja Pratap Singh für die Damen des Hofes errichtet, die somit
Prozessionen und andere Veranstaltungen beobachten konnten, ohne selbst
gesehen zu werden. Ein großer Hof liegt hinter der Fassade, und eine Rampe
führt zum zweiten und dritten Stock des Hawa Mahal, wo offene Terrassen
den Damen Sitzflächen boten. Es gibt keinen Zugang zur obersten
Fensterreihe, die aus rein ästhetischen Gründen eingebaut wurde.
Nakkarkhana-ka-Darwaza, das imposante Tor des City Palace wird von
Steinelefanten bewacht und ist wirklich monumental. In den Tagen feudaler
Pracht hießen Musiker und Trommler Besucher von den Balkonen aus
willkommen, die auf hohen Säulen hoch über dem Haupttor thronten.
Das Chandra Mahal mit seiner Fassade aus elfenbeinfarbenem Marmor steht
inmitten eines asphaltierten Hofes und wird von Bäumen umgeben; gegenüber
befindet sich der private, der Königsfamilie gehörende und Krischna
geweihte Govind Devji Temple. Ein herrliches Bronzetor, das Jai Pol – hoch
genug, um einen eine Sänfte tragenden Elefanten durchzulassen –, führt zum
Hauptpalast mit seinen Audienzhallen, der Diwan-e-Aam und Diwan-e-Khas.
Die zwei immensen Silberurnen am Eingang der Diwan-e-Am ließ der Maharaja
Man Singh II. anfertigen, um genügend heiliges Gangeswasser für seine
Reise nach England mitführen zu können. Und die Gärten gegenüber der
Diwan-e-Khas sind stets voller Pfauen. Sawai Jai Singhs Palast ist ein
riesiges Museum, obwohl der derzeitige Maharaja einen Flügel für sich
selbst renovieren ließ. Zu den ausgestellten Sammlungen gehören Textilien
und Teppiche sowie herrliche Roben, darunter der voluminöse Morgenmantel
von Maharaja Madho Singh (1750 bis 1767).
Die Kunstgalerie beherbergt eine seltene Sammlung von Porträts und
Miniaturgemälden der Mogul- und Rajasthani-Schulen, und die Pottikhana,
die Halle der Manuskripte stellt seltene illuminierte Manskripte aus,
darunter persische Übersetzungen der Epen Mahabharat und Ramayana, die
einst
dem Mogul-Kaiser Akbar gehörten. Hunderte von Schußwaffen, Schwertern, mit
Juwelen besetzten Dolchen aus Silber und Gold, die sich einst im Besitz
der Mogul-Herrscher und –Generäle sowie der Maharajas von Jaipur befanden,
werden im alten Sileh Khana ausgestellt. Am Eingang des City Palace steht
das Jantar Mantar, das größte und besterhaltene der fünf von Maharaja Jai
Singh II. erbauten Observatorien aus dem Jahre 1716. Die anderen befinden
sich in Delhi, Ujjain, Mathura und Varanasi. Seine massiven
Steininstrumente sind außerordentlich präzis und können immer noch die
Zeit messen, Azimut und Höhe berechnen, die Deklination der Sonne,
Fixsterne und Planeten sowie den Zeitpunkt einer Sonnenfinsternis.
Der Grundstein des Central Museum, auch Albert Hall genannt, wurde von
König Edward VII. gelegt, während er noch Prince of Wales war. Es ist eine
angenehme Synthese orientalischer und viktorianischer Architektur und
beherbergt eine Sammlung von Messinggegenständen – einer Spezialität
Jaipurs – sowie Elfenbein, Schmuck, Textilien, Töpferwaren und
Holzschnitzereien.Die Zoological Gardens in den Ram Niwas Gardens verfügen
über eine Krokodil -und Pythonfarm und das Birla Planetarium ist
inzwischen an Ahinsa Circle , Ashok Marg in Jaipur.
Der Rambagh Palace, einst königliche Residenz, ist nun ein fabelhaftes
Hotel, und hoch auf einem Hügel steht der schöne weiße Moti Doongri, der
,,Palast der Perlen” die Residenz der ehemaligen Herrscher. Die Hügel, die
Jaipur umgeben, werden von großen Festungen gekrönt: Amber, Jaigarh und
Nahargarh. Elefanten tragen Besucher über eine riesige Rampe nach Amber,
neun Kilometer nordwestlich von Jaipur. Das Fort, seine Schutzwälle und
Wachtürme mit Blick auf den Delhi-Jaipur-Highway spiegeln sich im
darunterliegenden See wider. Amber soll die Hauptstadt der Minas, der
Ureinwohner Rajasthans, gewesen sein, von denen manche der adligen
Rajputen abstammen, und war Hauptstadt, bis Jai Singh nach Jaipur zog. Im
Palast befindet sich Jai Mandir mit seiner berühmten Sheesh Mahal, der
Spiegelhalle. Die Wände und die Decke sind mit einem Spiegelmosaik
versehen, und den Führern bereitet es Freude, mit einem einzigen
Streichholz den ganen Saal auszuleuchten. Der Kali geweihte Siladevi
Temple lohnt einen Besuch schon wegen seiner herrlichen Silbertür mit
einem die Göttin darstellenden Hautrelief. Man nimmt an daß eine Statue
der Göttin den Schatz von Jaipur bewacht, der in einem Gewölbe ruhen soll.
Der Sukh Mandir hat Elfenbein -und Sandelholztüren, durch die man in einen
Lustgarten mit hohen Ashoka-Bäumen gelangt.
Der Sukh Mandir war einst die Residenz der Lieblingsfrauen des Königs Das
Jaigarh Fort, auf einem Gipfel erbaut, thront über dem Palast und der
darunterliegenden Stadt Amber. Das Fort wurde unter Kakildeva vom
Kachhawa-Clan im 11. Jahrhundert erbaut und befolgt die architektonischen
Richtlinien der Puranas und der Shilpa Shastra. Man glaubte lange Zeit,
daß sich in den Gewölben der Festung ein Goldschatz verbarg.
Das ursprünglich Sudarshangarh genannte Nahargarh Fort gewährt einen
herrlichen Blick auf Jaipur. Es wurde von Sawai Jai Singh im Jahre 1734
errichtet und später von seinen Nachfolgern erweitert. Im acht Kilometer
von der Stadt entfernten Gaitor dehnt sich ein hübscher Garten am Fuße der
Naharagarh Hills mit einigen eleganten Chhatris (Ehrenmälern) der
Herrscher Jaipurs aus. Das älteste und attraktivste dieser Kenotaphen ist
jenes von Sawai Jai Singh, dem Gründer von Jaipur. Dieser Marmorbau mit
einer Kuppel wird von 20 schön skulpturierten Säulen gestützt.
Der Sisodia Palace, ein eleganter Pavillon, umgeben von Terrassengärten,
Fontänen, Becken und einigen herrlichen Skulpturen, wurde 1770 von
Maharaja Sawai Jai Singh für seine Königin errichtet. Der in der Nähe
befindliche Jai Mahal ist Jaipurs Seepalast. Jaipur und seine Umgebung
gleichen einem nicht enden wollenden Museum. Die Stadt hat auch eine
unerschöpfliche Vielfalt an Kunsthandwerk zu bieten. Juweliere fertigen
noch immer die schönen Goldemailleanhänger, die auf der Rückseite mit
Edelsteinen oder Perlen besetzt sind; die Schleifer der Stadt sind für die
Finesse bekannt, mit der sie die Edel - und Halbedelsteine bearbeiten.
Jaipurs Lackarmreifen sind auf der ganzen Welt berühmt; man kann die
Handwerker dabei beobachten, wie sie den Lakh auf Holzspindeln formen und
mit Steinen und Glas prägen. Die Maler von Miniaturgemälden lassen sich
auch bei der Arbeit zuschauen, und Handwerker heißen Besucher in ihren
Werkstätten willkommen, wo sie auf dem Boden sitzend feine Emaillearbeiten
(Mina) auf Messing auftragen, polieren und bemalen. Die Jaipur Blue
Potteries stellen eine Vielfalt an Übertöpfen, Lampen und Tafelgeschirr
mit speziellen Blumen-designs her. Und das 16 Kilometer entfernte Sanganer
ist weltweit für sein handgemachtes Papier und die von Hand bedruckten
Stoffe berühmt. Wer noch auf mehr Historisches Lust hat: Die Jain-Tempel
von Sanganer beherbergen schöne Skulpturen aus Marmor.
Fahrt
von Bikaner nach Jaipur. ca. 320 km via Sikar (Ein Reisebericht):
Obwohl dies
die interessanteste Wüstenstrecke ist, wird sie von Touristen nur selten
befahren. Nach 9 km gelangt man zunächst nach Devi Kund mit den Chhattris
der Herrscher. Zwischen Jodhasar (51 km) und Fatehpur (166 km) liegt der
schönste Streckenabschnitt, wo Dörfer mit Lehmrundhäusern sich in eine
wilde Landschaft mit Dünen aus graugelbem Sand einfügen. Wir fahren noch
in den ersten Morgenstunden an diesen Dörfern vorbei. Durch die schlecht
schließenden Busfenster dringt ein kühler Wind. Draußen über den Häusern
liegt Holzkohlenqualm. An den Feuern wärmen sich Bauern und kochen ihren
Morgentee. Die gestutzten Obstbäume an der Straße sind gespenstische
verwachsen und geben der Landschaft einen zusätzlichen Reiz. Abseits der
Straße liegt auf diesem Streckenabschnitt das Tal-Chhapar-Wildreservat.
Dungargarh (70 km) ist eine recht interessante Kleinstadt mit alten
Wohnhäusern. In Ratangarh (130 km) zweigt links eine Straße auch Churu ab
(48 km von Ratangarh; Zementindustrie). Wir folgen jedoch der Straße nach
Sikar und gelangen nach Hunderten von Wüstenki lometern wieder in
fruchtbares Land mit erfrischendem Grün.
Um Sikar, eine reizlose Neustadt (213 km), werden Minerale abgebaut.
Hinter dem Ort tauchen Ausläufer der Aravallis auf. Hinter einem Paß
scheint auf der rechten Seite eine Sanddüne einen Berg erklimmen zu
wollen. Bemerkenswert sind auch die Brunnen dieser Region, die mit je zwei
bzw. vier Türmen geschmückt sind. Je mehr wir uns Jaipur nähern, desto
mehr geht von dem eigenwilligen Reiz verloren, den die Landschaft um den
Tal Chhapar ausströmte. Ab Ringas (236 km) folgt die Straße dem Verlauf
der Eisenbahnstrecke durch flaches Land. Der Verkehr nimmt merklich zu,
was nach vielen Wochen in der dünn besiedelten Tharr für uns ein
ungewohnter Anblick geworden ist. Bis Jaipur bleibt es geschäftig, aber
nicht unbedingt unterhaltsam.
Damit ist nicht nur die Fahrt durch die Wüste Tharr beendet, sondern auch
unsere gesamte Reise durch Rajasthan. Sicher bleibt abseits der von uns
beschriebenen Strecken noch viel zu entdecken. Andere Jahreszeiten, andere
Erlebnisse, Bekanntschaften oder Tageszeiten können das in diesem
Rajasthan Reisebericht so sehr verändern, daß ein neues Bild entsteht,
welches sich kaum mehr mit unseren Eindrücken deckt. So können etwa selbst
in der Wüste nach einem Regen unzählige Blumen blühen, deren Samen mehrere
trockene Jahre überdauern und beim nächsten Regen wieder aufgehen werden.
Diese blumenübersäte Tharr hat mit der hier beschriebenen Landschaft
nichts mehr gemein.
Völlig unbeachtet blieb vierte Landschaftsform Rajasthans, das Gebiet um
Ganganagar, das landwirtschaftlich von den Bewässerungsprojekten des
Staates profitiert. Vom touristischen Standpunkt ist diese Region mit
ihren faden Kolonien und den unerträglich hohen Sommertemperaturen von
über 50 Grad Celsius gänzlich unbedeutend.
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