Die
Festung Kumbhalgarh
Nur die gewaltige, mit halbrunden sich oben verjüngenden Bastionen
versehende 36 km lange Mauer, die am Rande der Aravalikette ein hügeliges
Area von mehr als 84 km2 umschließt, vermittelt noch ein wenig von der
Grossartigkeit dieser einst wehrhaftesten Festung auf indischem Boden.
Nicht nur Paläste, Tempel und Kasernen Schloss sie ein, sondern auch ein
Dorf und Felder für die Selbstversorgung. Rana Kumbha (1433-1468) hatte
sie in strategisch besonders günstiger Lage auf einem Paß zwischen den
Fürstentümern Mewar und Marwar anlegen lassen, wobei er die Bausubstanz
einer bereits bestehenden Verteidigungsanlage mit einbezog. Nur einmal
mußte sich das als uneinnehmbar geltende Kumbhalgarh unter der Herrschaft
von Rana Pratap (1572-1597) dem Mogulherrscher Akbar, der von den Truppen
Ambers und Marwars (Jodhpur) unterstützt wurde, ergeben, weil die
Angreifer das Trinkwasser vergifteten.
Noch heute windet sich der Zufahrtsweg durch ein bewaldetes Gebiet und die
sieben befestigten, mehrere Kilometer auseinanderliegenden Tore. Am
zweiten (Hulla Pol) scheiterte 1567 ein Angriff Akbars, das dritte
(Hanuman Pol) verdankt seinen Namen einem Schrein des Affengottes, am
sechsten (Topkana Pol) gab es einen geheimen Fluchttunnel und am letzten
(Nimbu Pol) einen kleinen Tempel für die Muttergottheit (Ashtamatrika)
Chamunda Devi. Innerhalb des Gesamtkomplexes lag als Herzstück der
befestigten Stadtanlage die Festung Katargarh, in der sich auch der Palast
des Rana Kumbha und der Legende nach 365 Tempel befanden.
Von den zahlreichen Bauwerken sind nur noch wenige erhalten. Von der
höchsten Spitze blickt der Badal Mahal (Wolkenpalast) weit ins Land. Er
wurde allerdings erst im 19. Jh. von Fateh Singh (1884 – 1930) erbaut und
ist mit seinen Echoeffekten im Schlafgemach wird allerdings mit einem
grandiosen Fernblick belohnt. Das unterhalb liegende Nilakantha-Heiligtum,
das mit seinen schmalen kannelierten Säulen ein wenig an griechische
Tempel erinnert, hatte hingegen bereits Rana Kumbha für seine täglichen
Andachten errichten lassen. |