Delhi und Bharatpur
In einem riesigen Land, das sich von
Norden nach Süden über 3000 Kilometer erstreckt, gibt es
natürlich einige regionale Unterschiede bei den Vögeln, was mit
Klima, Höhe und Vegetation zu tun hat. Viele Vogelbeobachter
beginnen meist in Delhi im nördlichen Teil der Halbinsel. Jene,
die die Vögel Indiens mehrere Jahre lang studiert haben, sagen,
dass viele Arten in letzter Zeit dezimiert worden sind,
besonders Greifvögel und Baumvögel. Doch in der Gegend um Delhi
sind Vögel immer noch reichlich vertreten, scheinen oft zahm zu
sein und lassen sich leicht beobachten. Mancherorts tummeln sich
Greifvögel wie der Gleitaar, Geier mit weißen Rücken und langen
Schnäbeln, der Steppenadler und viele andere.In den Parks kann
man den geringelten Sittlich, den Kupferschmied-Bartvogel und
das endemische indische Rotkehlchen beobachten. Einige Vögel wie
die getüpfelte Taube und der gewöhnliche Hirtenstar sind in der
Nähe menschlicher Siedlungen reichlich vertreten. Die Landschaft
um Delhi ist dicht besiedelt und unter anderem durch Abholzung
schwer zerstört, für ein produktives Vogelerlebnis muss man sich
daher in die geschützten Gebiete begeben. Eines der besten
Naturreservate liegt nur einige Stunden Fahrt in Richtung Süden,
in der Nähe von Agra: das Keoladeo-Ghana-Vogelreservat, nach der
nahe gelegenen Stadt auch Bharatpur genannt. Hier sollte man vor
allem nach dem ägyptischen Geier Ausschau halten, der indischen
Racke, dem schwarzen lbis, dem Sarukranich, der Flussschwalbe
und dem violetten Honigsauger. Bharatpur ist international
bekannt und bietet ideale Voraussetzungen für das Beobachten und
Fotografieren von Vögeln. Es sind schon einige Bücher über
diesen Ort veröffentlicht worden. Er bietet Sümpfe und Seen; von
deren erhöhten Uferböschungen aus man leicht beobachten kann;
außerdem werden kleine Boote vermietet. Da das gesamte Gebiet
nur 29 Quadratkilometer umfasst, ist es nicht allzu schwer, es
komplaett zu besichtigen. Die beste Zeit für einen Besuch ist am
Ende der Brutzeit im Oktober. Dies ist auch der Zeitpunkt, wenn
die Zugvogel aus dem Norden einzutreffen beginnen, und das
Wetter relativ kühl und angenehm wird. Zu den gängigen Spezies
gehören Tausende von Störchen, Löflern, glänzenden lbissen und
verschiedene Reiher – und Kormoranarten, die in den Bäumen des
Marschlandes brüten. Andere Sumpfgebietvögel wie das lila
Sumpfhuhn sowie der fasanschwaenzige und bronzegeflügelte
Jacanas sind ebenfalls leicht auszumachen. Im Winter ruhen viele
Enten und Gänse im Freien auf überwachsenen Wasserflächen.
Dieses Gebiet ist auch der traditionelle Überwinterungsort des
Schneekranichs, den man heutzutage selten sieht. Im umgebenden
offenen Waldland sollte man nach orientalischen Vögeln wie dem
Paradiesfliegenschnapper, dem kleinen Mennigvogel, dem
Schlangenadler, Spechten und Honigsaugern Ausschau halten.
Drongos, Grasmücken und Munias bewohnen den Waldrand in der Nähe
von Graslandgegenden. In den niedrigen Bäumen hält sich der
kleine gelbschwarze Schwarzflügeliora auf; er gehört zur
Chloro-pseidae-Familie, deren Mitglieder nur in der
orientalischen Region vorkommen. Andere Familien, zu denen der
Bulbul, der Schwätzer, Stachel-Buerzler und Mistelfresser
gehören, sind typische orientalische Vögel, die auch in anderen
Regionen vertreten sind.
Die indische Halbinsel
Einer der interessantesten Aspekte
der Ornithologie, ist
sicherlich die Feststellung, dass sich die Vogelwelt verändert, um sich den
zur Verfügung stehenden Bedingungen anzupassen. Man sollte
darauf achten, wie in verschiedenen Orten neue Vogelarten
auftauchen.
In Indien existiert westlich von Delhi ein ganz anders gearteter
Lebensraum unter den Wüstenbedingungen von Rajasthan und
Gujarat. Ein Beispiel dieses Terrains ist im Desert
Nationalpark, westlich von Jaisalmer, in der Nähe der
pakistanischen Grenze zu sehen. Man sollte nach
Savannen-Spezialitäten wie dem großen indischen Trappen und
dem Flughuhn – und Wachtelarten Ausschau halten. Lerchen,
Bienenfresser und Würger sind auch für diese Graslandumgebung
typisch. Greifvögel und Geier gibt es reichlich, die sich vom
Aas der Säugetiere ernähren. Wasservögel versammeln sich in
Scharen in der Nähe von Salzwasserteiche in der Wüste. Man
sollte Sultanpur in der Nähe von Delhi besuchen, um Gänse,
Strandvögel und sogar Flamingos zu beobachten, wie sie sich in
großen Mengen versammeln (besonders in den Wintermonate). Im
zentralen und südlichen Teil des Subkontinents ist der
Niederschlag meist schwerer und die Vegetation reicher, weshalb
hier verschiedene Vögel erscheinen. Der Ranthambore National
Park enthält 410 Quadratkilometer jenes Waldes, der einst ganze
Teile Indiens bedeckte. Er liegt im Bundesstaat Rajasthan (im
östlichen Teil), was zeigt, wie schnell sich die Lebensräume
verändern können. Wie viele Nationalparks in Indien wurde das
Gebiet ursprünglich ein Reservat, um große Säugetiere zu
schützen, vor allem den Tiger (in Ranthambore zu sehen). Es gibt
in Indien insgesamt 16 Reservate, die im Rahmen der
erfolgreichen Tigerprojekts entstanden sind. Durch den Schutz
des Landes und der Tiere sind diese Reservate auch zu wichtigen
Zielen für den Vogelbeobachter geworden. Hier kann man Waldvögel
wie die grüne Taube sehen, die große Horneule, den schwarzen
Storch, graue und bunte Rebhühner und verschiedene andere
Mitglieder der Phasianidae-Familie, die in Indien und dem Rest
der orientalischen Region gut repräsentiert ist. Der 300
Quadratkilometer große Gir Nationalpark im Südwesten ist nicht
nur als einziger Ort außerhalb Afrikas berühmt, in dem Löwen
leben, sondern auch als Vogelgebiet, wo man den Baummauersegler,
den Fischuhu, den schwarzen Geier, die indische Racke und den
weißhalsigen Storch ausmachen kann. Der üppig grüne 940
Quadratkilometer große Kanha Nationalpark in Zentralindien ist
nicht nur ein Hirschreservat, sondern bietet auch die
hervorragende Gelegenheit, Vögel wie den schwarzköpfigen und
goldenen Pirol zu sehen, den grauen und den
Malabar-Nashornvogel, den gefleckten Eisvogel und die indische
Pitta. In der Nähe der nasseren Bereiche gilt es, nach den roten
und gelben Kehllappen-Kiebitzen, dem schwarzen Bis und dem
gefleckten Weih Ausschau zu halten. Der nahe gelegene, 105
Quadratkilometer große Bandhavgarh Nationalpark bietet einen
ähnlichen Lebensraum und gute Sichtungsgelegenheiten für
ungewöhnlichere Vögel wie Tickers blauen Fliegenschnapper, den
blaubärtigen Fliegenfresser, den goldenen und Jerdons-Blattvogel
sowie den bluetenköpfigen Sittlich. Im äußersten Süden der
Halbinsel fungieren verschiedene große Nationalparks als
Vogelrefugien. Nagarahole (640 Quadratkilometer) und Bandipur
(865 Quadratkilometer) liegen im Süden des Bundesstaates
Karnataka, Mudumalai (300 Quadratkilometer) auf der anderen
Seite der Grenze im nahen Tamil Nadu und Periyar in Kerala. Dies
sind die besten Orte, um Vögel der orientalischen Region zu
sehen wie den grauköpfigen Fischadler, den orientalischen
Schlangenhalsvogel, den Alexandrasittich, die asiatische
Zwergesseschwalbe, die pfeifende Mala Bardrossel, den
Berghirtenstar, den Malabartrogon und verschiedene Arten der
Bartvogel-, Specht-und Kuckucksfamilien.
Der Norden
Das Gebiet nördlich und östlich von Delhi enthält einige der
reichsten Vogellebensräume Indiens. In der Subregion in Richtung
Nordwesten auf Pakistan zu, weisen die Vögel paläarktische
Affinitäten auf, während sie im Nordosten typisch orientalisch
sind; es kommen auch viele Arten vor, die in Südchina und
Südostasien weit verbreitet sind.
Der 520 Quadratkilometer große Corbett National Park ist Delhi
am nächsten und das vielleicht bekannteste
Gebirgsauslaeufergebiet sowie eine sehr populäre
Vogelbeobachter-Anlaufstelle. Die Liste der Vögel umfasst
unglaubliche 580 Arten! Gute Gebirgsausläufergebiete mit großen Beständen an Wildbueffeln
und indischen Rhinozerossen sowie Flachlandvoegeln sind auch im
Nordosten das Manas Tiger Reserve (391 Quadratkilometer) und
weiter östlich der Kaziranga National Park (430
Quadratkilometer). Man sollte nach dem Kaleej-Fasan, dem rotten
Dschungelhuhn, der Bengalischen Barttrappe, dem Sumpfrebhuhn,
dem Himalajasittich und dem großen Nashornvögel Ausschau halten.
Man kann auch Störche und Pelikane sehen. 700 Kilometer nördlich von Delhi liegt im fernen Kaschmir der
140 Quadratkilometer große Dachigam National Park. Es gibt
Weißhaubennaeherlinge zu sehen (Mitglieder der
Timaliidae-Schwaetzer-Familie), Finken, Ammern und Sperlinge –
und sogar den Rostschwanzmonal, der meist mit Nepal in
Verbindung gebracht wird.
Der
Tiger
Eines Tages im Jahre 1985 hackte
Subedar Ali, ein Mahout (Elefantenführer) im Corbett Nationalpark, die Zweige eines Baumes für seinen Elefanten ab. Plötzlich
erschien ein riesiger Tiger und zog ihn am Knöchel herunter. Alis Elefant, der
dies hörte, begann aufgeregt zu trompeten. Qutab, ein weiterer
Mahout, der auch Futter für seinen Elefanten sammelte, eilte Ali
zu Hilfe. In der Zwischenzeit kämpfte der mutige Ali,
während er übel zugerichtet wurde. Als Alis Elefant eintraf, trat
der Tiger schnell den Rückzug an. Der Elefant hob den stark
blutenden, halb ohnmächtigen Mann auf, legte ihn auf seinen
Rücken und machte sich mit Qutub und dem anderen Elefanten auf
den Rückweg zum Touristenkomplex Dhikala.
Ali wurde ins nächste Krankenhaus gebracht. Nach fast einem
Jahr Klinikaufenthalt und vielen Operationen arbeitet er nun
wieder als Mahout im Corbett Nationalpark. Seine Geschichte ist
von den Massenmedien auf der ganzen Welt immer wieder erzählt
worden. Einige Wochen nach dem Vorfall fing der ehrenamtliche
Jagdaufseher Brijendra Singh den Tiger, der Ali angriff. Er
wurde in einen Zoo gebracht. Es ist immer noch ein Rätsel, warum der Tiger, der enorm kräftig
war, Ali nicht sofort getötet hatte. Es gibt keinen Zweifel,
dass dies zum Teil auf Alis heroische Gegenwehr zurückzuführen ist und
auf die Rettung durch Qutab und die zwei Elefanten. Subedar Ali
sagt, dass er zu Allah gebetet habe, während er mit dem Tiger
kämpfte. Und Allah habe einfach seinen Hilferuf beantwortet. Heutzutage sind Menschenopfer selten und geschehen meist an den
Grenzen der Schutzgebiete, wo sich der Tigerbestand vergrößert
hat. Einst gab es nur noch 2000 Exemplare, doch nun hat sich die
Zahl der Tiger verdoppelt – was dem Projekt “Protect Tiger” zu
verdanken ist, einem der erfolgreichsten Unterfangen seiner Art
(1972 eingerichtet).
Dadurch, dass der totale Schutz der ausgesuchten Waldgebiete
praktiziert wurde, hat die Rettung des Tigers auch zur Erhaltung
einiger Nationalparks Indiens geführt. Normalerweise sind menschenfressende Tiger älter oder verletzte Tiere, die
ihre leichtfüßige Beute nicht mehr jagen können. Doch es gibt
Ausnahmen. Heute wird ein Tiger, der mit Absicht einen Menschen
getötet hat (und nicht während einer abrupten, zufälligen
Begegnung), erschossen oder gefangen und entfernt. Der Tiger ist
eine extreme anpassungsfähige Katze, die beispielsweise mehrere
Kilometer durch die Flüsse der Sunderbans schwimmen kan. Man
findet ihn in halbdürren Gebieten, in den feuchten tropischen
Dschungeln sowie auf Höhen von 1600 Metern.
Delhi für Naturfreunde
Trotz seiner Rolle als
dichtbevölkerte Hauptstadt Indiens verfügt Delhi über eine
vielfältige Vogelwelt. Die meisten der gewöhnlichen indischen
Vögel sind in der Umgebung der Stadt zu finden. Das Ufergebiet
des Yamuna, die trockenen Buschwälder des Northern Ridge und das
morastige Sumpfland von Sultanpur Jheel südlich der Stadt bieten
ihnen ein breitgefächertes Habitat. Schenkt man dem Imperial
Gazetteer von 1908 Glauben, gab es in Delhi einst auch Füchse,
schwarze Antilopen, indische Gazellen, Krokodile und sogar
Leoparden. Heute sind jedoch nur noch ein paar Schakale und
Nilgai-Antilopen übrig. An dem rei-chen Vogelleben hat sich
hingegen nichts geändert: Die Grünflächen um Delhis historische
Monumente wie die Lodi-Gräber, das Grabmal von Humayun,
Surajkund und das Fort von Tughlaqabad sind nach wie vor von
Vögeln bevölkert. Im Winter verwandelt sich Delhis Zoo in eine
Zufluchtsstätte für Wandervögel, die sich zum Überwintern auf
den künstlichen Seen häuslich niederlassen. Von Oktober bis März
sieht man hier Spitz-schwanzenten, Gänse und Löffler neben den
einheimischen Fleckschnabelenten und Störchen.
Auch am Sultanpur-See, nur eine
Autostunde von Delhi entfernt, lassen sich Schwärme von
Zugvögeln nieder. Der seichte, aber großflächige See zieht
alljährlich Hunderte Graugänse, Jungfern-kraniche und
Spitzschwanzenten an. Auch Schnatterenten, Stockenten und ein
paar Brahminenenten schwimmen träge auf der Wasseroberfläche.
Man muß schon sehr früh auf den Beinen sein, um diese
gefiederten Bewohner zu beobachten, da viele später zur
Nahrungssuche in die umliegenden Felder fliegen. Im Schilf
liegen die Nester vieler einheimischer Wasservögel versteckt.
Stets sieht man einige Reiher auf der Lauer sowie bunte
Eisvögel, die ihre Fische in knappem Flug über der
Wasseroberfläche fangen. Ein Stückchen höher sucht die
Sumpfweihe den See nach Beute ab. Außerdem sind hier viele
Flußschwalben, Schwarzflügelstelzenläufer und Flußuferläufer
sowie Schwärme von Löffelreihern und weißen Ibissen zu finden.
Im Akazienhain in der Seemitte versteckt sich bisweilen eine
große Nilgai-Antilope oder eine Sambarhirschherde.
Während Sultanpur ideal zum
Beobachten von Zug- und Wasservögeln ist, ziehen auch die
blühenden Alleebäume in Delhi unzählige Vögel an. Der Seiden
wollbaum, ein hoher Baum mit großen scharlachroten Blüten, ist
von Papageien, Nachtigallen, Mynas und purpurnen Sonnenvögeln
bevölkert, sobald er Ende Februar zu blühen beginnt. Der
Gulmohur breitet seine orangerote Farbenpracht erst unter der
glühenden Sonneneinstrahlung von Mai bis Ende Juli aus. Die
sattgelben Blüten des indischen Goldregens sowie sie rosa und
weißen Blüten der Gewürzrinde entfalten sich wenige Wochen vor
Sommeranfang, doch in der sengenden Hitze schwindet die
empfindliche Pracht rasch dahin. Da die blühenden Bäume unzählig
Insekten und Schmetterlinge anziehen, sind sie alsbald auch von
insektenfressenden Vögeln bevölkert. Der winzige grauköpfige
Fliegenschnäpper und der pfeilähnliche kleine grüne
Bienenfresser umschwirren die Bäume auf der Suche nach Beute.
Der schwarzgefiederte Königsdrongo mit seinem gegabelten Schwanz
und der rotbraune Würger gehen hier ebenfalls häufig auf
Beutejagd. Der rehbraune Wiedehopf mit seinen zebragestreiften
Flügeln halt sich meist am Boden auf und zieht mit seinem
gebogenen Schnabel Würmer aus der Erde. Seinen hübschen
Federschopf hat er in der Regel ordentlich zurückgefaltet und
fächert ihn nur manchmal unverhofft auf, als ob er Überraschung
zum Ausdruck bringen wollte. Die gelbgraubraunen
Dschungellärm-drosseln bewegen sich in Gruppen von fünf bis
sieben Tieren durch das Unterholz, weshalb man die lauten,
streitlustigen Vögel auch ,,Siebenschwestern“ nennt. Der Kiebitz
mit seinen roten Kehllappen läuft auf Nahrungssuche stets
aufgeregt auf dem Rasen hin und her.
Die alten Nim- und Mangobäume mit
ihren dichten grünen Blätterkronen beherbergen oft
Goldrückenspechte und Maharatta-Spechte, die an den Baumstämmen
auf und ab flitzen und Insekten aus der Rinde picken. Die
elegante Elsterdrossel ist zusammen mit der indischen Drossel in
beinahe jedem Garten zu sehen, wo sie melodiös pfeifend um die
Büsche schwirren. Der Ruf des Koel ist meist zu Beginn des
Sommers zwei oder drei Monate lang zu hören. Der ihm
artverwandte hübsche Häherkuckuck mit seiner auffälligen Haube
kommt kurz vor dem Monsunregen nach Delhi. Beide legen ihre Eier
mit Vorliebe in Krähennester. Der kleine grüne Kupferschmied
stimmt während der Sommermonate seinen metallisch monotonen Ruf
an. Man sieht diesen niedlichen Fruchtfresser vorwiegend auf den
Pepul- und Feigenbäumen mit ihren reifen Steinfrüchten. Einer
der schönsten Vögel Indiens ist zweifellos der goldgelbe Pirol,
den man manchmal auf Obstbäumen erspähen kann. Meist jedoch
versteckt er sich im Blätterwerk der Baumkronen. Der
Grün-bartvogel pfeift so durchdringend und monoton von den
Baumwipfeln, daß man ihn kaum überhören kann. Der kleine
Schneidervogel überrascht durch einen für seine Körpergröße
unglaublich lauten Ruf. Mit seinem scharfen Schnabel vermag er
große Blätter mit Hilfe von Pflanzenfasern zu einer Art Tasche
zusammenzunähen, in die er sein Nest setzt.
Mitten im Herzen von Delhi
beherbergen die Buschwälder des Northern Ridge mit ihrem
felsigen Gelände über hundert verschiedene Vogelarten. Von der
Hauptstraße Sardar Patel Road führen schmale Pfade in den Wald,
wo man auch den unzähligen Reitwegen folgen kann, die sich an
den Akazienbäumen vorbeischlängeln. Weitverbreitet ist hier
außerdem der Pfau, der in großen Familien umherstolziert. Auf
dem felsigen Boden tummeln sich Nagetiere, und im trockenen Gras
sieht man des öfteren indische Hasen herumhoppeln.
Da Raubvögel hier ein reiches
Jagdreviere vorfinden, kann man Adler, Schwarzmilane und
Turmfalken beobachten. An den dornigen wilden Beerenbüschen
sieht man Buschspötter und die kleinen Blaukehlchen. Wenn der
Flame-of-the-Forest im März sein orangefarbenes Blütenkleid
anlegt, lockt er nektarfressende Vögel wie Nachtigallen,
Papageien und Bartvögel an. Der Schrei der Baumelster mit ihrem
langen, schwarzen Schwanz ist am Ridge häufig zu hören.
Ebenfalls hier beheimatet ist der graue Nashornvogel, der seine
eigenartig gemauerten Nester vorzugsweise in alten Baumstämmen
baut. Im Gras und niedrigen Gebüsch suchen große Schwärme von
Malabarfasänchen nach Samen, dazwischen sieht man einige Rote
Astrilde. Im Blätterwerk der Akazien verbirgt sich oft ein
dösendes Brahminenkauzpaar, während die großen Ohreulen eher ein
Felsenversteck bevorzugen. Im Winter kommen viele schwarze
Rotschwänze aus den Bergen herunter, um sich hier
niederzulassen. Auch Scharlachmennig-vögel sind häufig
anzutreffen.
Des zerklüftete Ridge verfügt
über Senken und Spalten, in denen sich während der Regenzeit das
Wasser sammelt. Bienenfresser machen hier Jagd auf geflügelte
Insekten. Auf Zweigen über dem Wasser hockend, lauern der
weißbrüstige Eisvogel und der blaue Zwergeisvogel geduldig auf
Kaulquappen und Insekten.
Während der Sommermonate trocknet
das Ridge so stark aus, daß die Vögel in die umliegenden Gärten
ausweichen, um sich am Wasser, das den Schlauchleitungen strömt,
zu laben. Den Gebirgszug bevölkern außerdem unzählige Affen, die
sich für gewöhnlich in Jamun-, Pepul-und Nimbäumen aufhalten.
Der Monsunregen verwandelt die eher trockene, bräunliche
Vegetation des Northern Ridge für kurze Zeit in einen saftig
grünen Wald. Dann wird das Vogelleben noch interessanter, da der
Vogelleben noch interessanter, da der fruchtbare Boden andere
Arten anlockt. Bis zum Ende des Winters ist dies für
Vogelliebhaber und Ornithologen die beste Zeit, um Vögel zu
beobachten.
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