Indische Geschichte - Museen & Kunstgalerien in Delhi - Indien |
Die
bedeutendsten und der Welt “größten”
Zivilisationen stammen aus Indien. Selbst die heutigen
Sozialstrukturen können über Tausende von Jahren zurückverfolgt
werden. In Indien bestanden bereits mächtige Königreiche, als in
Europa Vergleichbares noch gar nicht bekannt war. Indien als
National ist jedoch eine verhältnismäßig junge Schöpfung,
zusammengefügt durch die Briten. Und so wie auch das mächtigste der
alten indischen Reiche nicht in der Lage war, ganz Indien in sich
aufzunehmen, so ist dieser Subkontinent Indien auch heute eher ein
Land der Unterschiedlichkeit als der Gemeinsamkeiten. Deutlich
wird dies zum Beispiel daran, dass nur wenige der Tamilen im Süden
Hindi sprechen, obwohl dies die Landessprache ist. Abgesehen davon,
dass Indien bereits eine gewaltige Geschichte und Entwicklung hinter
sich hat, wird es auch deshalb seinen Platz in den
Geschichtsbüchern behalten, weil es Geburtsstädte zweier großer
Weltreligionen war.
Die Kultur des Indus-Tales:
Indiens erste große Kultur erblühte ungefähr 1000 Jahre lang,
angefangen 2500 v. Chr. entlang des Indus, dessen Tal zum heutigen
Pakistan gehört. Aus zwei Städten entwickelte sich eine erstaunliche Gesellschaft. Die damaligen Hauptstädte wurden erst in unserem
Jahrhundert entdeckt. Nach und nach legte man auch
weitere kleinere Städte wie Lothal (bei Ahmedabad) frei. Beherrscht
wurden diese Städte im Indus-Tal meistens durch religiöse Gruppen,
nicht aber durch weltliche Herrscher. Am interessantesten aber ist
die Tatsache, dass diese Städte bereits eine hohe Entwicklungsstufe
besaßen, insbesondere in der Technik. Immerhin verfügten die
Städte schon über ein ausgetüfteltes Bewässerungssystem und eine
organisierte Müllabfuhr. Sieht man einmal von den umfangreichen
Ausgrabungen in den Städten ab, so ist leider nur recht wenig über
die Entwicklung der Kultur und über ihren Verfall erforscht. Ihre
Schriften sind noch immer nicht entziffert worden, sodass bis heute
ungeklärt ist, wie eine so fortschrittliche Kultur in so kurzer
Zeit zusammenbrach, als die Arier einfielen.
Frühe Invasionen:
Die ersten Arier
kamen ohne strategische Überlegungen nach Nordindien. Sie fielen
auch nicht in einer Invasion in das Land ein. Sehr klar lässt sich
aber auch noch heute erkennen, dass die Bewohner Nordindiens
Nachfahren der Arier sind. Demgegenüber sind die Menschen im
südindischen Raum Drawiden. Die Arier kamen von Norden her
ungefähr 1500 v. Chr. in dieses Gebiet. Nach und nach drangen sie
aus dem damaligen Punjab (heute
Pakistan) und
drangen tiefer nach Indien ein und
folgten dem Lauf des Ganges bis in die Mitte des Landes und folgten dem Lauf
des Ganges dann bis nach Bengalen. Unter der Herrschaft von Darius
(521-486 v. Chr.) gehörte der Punjab zum persischen
Reich. Indien hat sich über diesen Verlust keine großen Sorgen
gemacht. Auf seinem Marsch von Griechenland erreichte auch Alexander
der Große im Jahre 326 v. Chr. Indien. Da seine Truppen sich
weigerten, weiter vorzudringen als bis an die Gestade des Beas, war
er gezwungen umzukehren, ohne Indien oder zumindest Teile davon
besiegt zu haben. So blieb es dabei, dass er lediglich bis zum
östlichsten Teil des Perserriches gelangte. Dennoch hinterließ er
Spuren in Form der Gandhara-Kunst, einer etwas seltsam anmutenden
Mischung griechischer Kunstideale mit Symbolen der neuen
Glaubensrichtung des Buddhismus.
Die Entstehung der Religionen:
Zwei
große Weltreligionen haben den Subkontinent Indien als
Geburtsstätte: der Buddhismus und der Hinduismus. Die Hindu-Religion
ist eine der ältesten Religionen der Welt. Erste Zeichen des
Hinduismus lässt bereits die von Priestern beherrschte Indus-Kultur
erkennen. Man nimmt heute an, dass all die Erzählungen in den alten
Hindu-Schriften auf geschichtliche Ereignisse zurückzuführen sind.
So finden sich zum Beispiel in den Veden, die vermutlich zwischen
1500 und 1200 v. Chr. entstanden, Berichte vom Sieg Brahmas über
Indra, den Gott des Donners und des Krieges. Dies könnte auf die
Wiederbelebung des Brahmanenglaubens hinweisen, aus dem der
Hinduismus hervorging und der nach der Eroberung durch die Arier Fuß
fasste. Der Hinduismus erlebte im Laufe der Jahrhunderte ein
ständiges Auf und Ab, sogar noch im vergangenen Jahrhundert. Sein
größter Herausforderer war allerdings die zweite groß Religion
Indiens: der Buddhismus. Seine Anfänge gehen zurück auf die Zeit um
500 v. Chr. Bedeutend wurde diese neue Religion aber erst, als der
Herrscher Ashoka ein begeisterter Anhänger wurde. Als aber der
Hinduismus zwischen 200 und 800 n. Chr. an Bedeutung zunahm, verlor
der Buddhismus an Boden. In Indien entwickelte sich aber noch eine
weitere recht bedeutende Religion: der Jainismus. Diese Religion
weist einige Gemeinsamkeiten mit dem Buddhismus auf, fand aber über
Indiens Grenzen hinweg nie eine größere Anhängerschar. Die Sikhs
können nicht auf eine so alte Vergangenheit zurückblicken. Ihre
Religion wurde erst im 16. Jahrhundert als synkretistische
Reformsekte gegründet. Ihr Ziel war es, den Hinduismus und den Islam
zu verschmelzen.
Die Mauryas und Ashoka: Zwei
Jahrhunderte, bevor Alexander der Große seinen langen Marsch gen
Osten antrat, hatte sich im Norden Indiens ein Königreich zu
entwickeln begonnen. Die Bewohner dieses Königreiches waren es, die
das Vakuum, das Alexander bei seinem Rückzug hinterließ,
ausfüllten. Das war im Jahr 321 v. Chr., als das Reich des
Chandragupta Maurya an Macht gewann. Die damalige Hauptstadt war
dort, wo heute Patna liegt. Von dort aus weitete sich das Reich der
Mauryas über ganz Nordindien aus. Seine Blütezeit erlebte dieses
Königreich unter dem Herrscher Ashoka; er ist heute eine der
klassischen Geschichtsfiguren Indiens. Im Jahr 262 v. Chr. trat Ashoka dann aber zum Buddhismus über. Wie groß sein Reich war, ist
bis zum heutigen Tage an den vielen Säulen und in Fels gehauenen
Edikten zu erkennen, die sich in weiten Teilen Nordindiens finden. Diese unter Ashoka erlassenen Edikte sowie die unter seiner
Herrschaft errichteten Säulen findet der Interessierte in Delhi, in
Gujarat, in Orissa, in Sarnath (Bihar) sowie in Sanchi (Madhya
Pradesh). Ashoka gab sich aber nicht mit der Herrschaft über den
Subkontinent zufrieden. Er streckte seine Fühler auch bis zum
heutigen Sri Lanka aus. Hier wird er noch immer verehrt, weil er
seinen Bruder und viele Missionare aussandte, um den Buddhismus auch
auf dieser Insel zu verbreiten. Unter Ashoka erlebte die Kunst,
insbesondere die Bildhauerei, eine große Förderung. Sein Emblem, das
früher viele Kapitale von Säulen schmückte, ist heute das Siegel
des modernen Staates Indien. Während Ashoka Regentschaft wurden
vermutlich mehr Provinzen Indiens durch die Mauryas kontrolliert,
als dies jemals vor der britischen Herrschaft der Fall war. Mit
Ashokas Tod im Jahr 232 v. Chr. Zerfiel das Reich schrittweise, bis
es 184 v. Chr. völlig zusammenbrach.
Die Zeit bis zu den Guptas:
In der
Folgezeit entstanden neue Reiche, die aber ebenso schnell wieder von
der Bildfläche verschwanden. Die Nachfolger der Königreiche
Alexanders des Großen im Nordosten weiteten ihre Macht bis in den
Punjab aus, der sich später zum Königreich Gandharan entwickelte. Im
Südosten und Osten breiteten sich die Andhras oder Telugus weiter
landeinwärts aus, während das ehemalige Reich der Mauryas von den
Sungas besetzt wurde. Die Sungas regierten etwa in der Zeit 184 bis
70 v. Chr. Sie führten das Werk Ashokas fort, vollendeten viele
buddhistische Bauten und schufen die vielen Höhlentempel in
Mittelindien. Einem Wandel unterlag aber auch die Lehre des
Buddhismus. Man ging vom reinen, philosophischen Buddhismus (Hinayana),
in dem Buddha selbst nie sichtbar wurde, über zu einem Buddhismus,
in dem man die Lehre auch durch Gegenständliches wie Stupas,
Fußabdrücke, Bäume oder Elefanten untermauerte. Bis 400 n. Chr.
behielt man diese Form der Lehre bei. Neben ihr entwickelte sich
aber bereits seit 100 n. Chr. die Lehre des “großen Fahrzeugs” oder
der “Mahayana-Buddhismus”. Der wesentlichste Unterschied zwischen
diesen beiden Lehren ist, dass beim Hinayana nur einige wenige
Auserwählte in die Welt des Nirwana eingehen durften, während beim
Mahayana alle Anhänger des Buddhismus diese Chance haben sollten.
Im Jahr 319 n. Chr. Gründete Chandragupta II.
das Reich Gupta; das war der erste Schritt zum Kaiserreich der
Guptas. Seine Nachfolger drangen vom Patna aus, dann auch von
anderen Hauptstädten im Norden, wie zum Beispiel Ayodhya. Das
Kaiserreich der Guptas legte den Grundstein für die Guptas vom Jahr
455 n. Chr., deren Existenz noch bis 606 n. Chr. zu verfolgen ist.
Auch während der Regentschaft der Guptas wurden die schönen Künste
gepflegt, deren Kostbarkeiten heute noch in Ajanta, Ellora, Sanchi
und Sarnath zu bewundern sind. Ein goldenes Zeitalter erlebten unter
den Guptas auch die Dichtung und die Poesie. Als sich die Ära der
Guptas dem Ende zuneigte, schwand auch der Einfluss des Buddhismus
und Jainismus. Wieder einmal fand der Hinduismus mehr Anhänger. Jäh
änderte sich das Blatt der Geschichte aber wieder, als die “weißen
Hunnen” einfielen, die zwar zunächst noch von den Guptas
zurückgeschlagen wurden, später aber doch erfolgreich waren. Zuvor
hatten sie schon die Gandharas aus der nordöstlichen Region, nahe
Peshawar, nach Kaschmir vertrieben. Indiens Norden wurde auch
nicht wieder vereinigt. Dies gelang erst, als die Moslems
eindrangen.
Die Vorgänge im Süden: Im Verlauf der
indischen Geschichte hat sich gezeigt, dass Ereignisse in einem Teil
des Landes häufig die anderen Provinzen überhaupt nicht berührten.
Das Entstehen und der Zerfall der vielen Königreiche im Norden
wirkte sich auf Südindien überhaupt nicht aus. Während der
Buddhismus, und zu einem geringeren Teil auch der Jainismus, den
Hinduismus in Nord- und Mittelindien verdrängte, blieb er im Süden
die bedeutendste Religion. Die gesunde und gut funktionierende
Wirtschaft im Süden die bedeutendste Religion. Die gesunde und gut
funktionierende Wirtschaft im Süden basierte auf den außerordentlich
guten Handelsbeziehungen mit anderen Ländern. So pflegten die Ägypter und
später auch die Römer einen lebhaften Handel mit
Südindien. Später wurde der Handel sogar noch ausgebaut, und zwar
mit dem südostasiatischen Raum. Über einen längeren Zeitraum hatte
der Buddhismus und später auch der Hinduismus auf den indonesischen
Inseln einen guten Nährboden, und die Bevölkerung dieses Gebietes
schaute voller Respekt und Ergebenheit auf den Subkontinent als den
kulturellen Mentor. Daher wird das Ramayana, das wohl bekannteste
Hindu-Epos, immer noch auch in südostasiatischen Ländern erzählt.
Fremde Einflüsse wirkten sich aber auch auf Südindien aus und
hinterließen dort Spuren. Im Jahr 52 n. Chr. Soll der Apostel St.
Thomas in Kerala angekommen sein, wo bis heute ein starker
christlicher Einschlag zu spüren ist.
Zu den größten Reichen, die sich im Süden
bildeten, sind die der Cholas, der Pandyas, der Cheras, der
Chalukyas und der Pallavas zu zählen. Von ihnen waren die Chalukyas
auf die Region Dekkan fixiert und dehnten sich im Laufe ihrer
Herrschaft sogar noch weiter nach Norden aus. Von ihrer Hauptstadt
Badami in Karnataka aus regierten sie von 550 – 753 n. Chr und
unterlagen dann den Rashtrakutas, erhoben sich aber im Jahr 972 noch
einmal, um dann bis 1190 an der Macht zu bleiben. Weiter südlich
waren die Pallavas, Vorreiter der drawidischen Architektur, eines
äußerst überschwenglichen, fast barocken Stils. Sie brachten diesen
Stil auch nach Java in Indonesien, nach Thailand und nach Kampuchea.
Nachfolger der Pallavas wurden 850 n. Chr. die Cholas. Ihre
architektonischen Fähigkeiten standen denen der Pallavas in nichts
nach, wie an dem Tempel im Tanjore zu bewundern ist. Auch sie
streckten ihre Fühler nach Übersee aus, unter anderem nach Ceylon.
Ein langjähriger Krieg wurde sogar mit dem in Sumatra beheimateten
Kaiserreich der Srivijaya geführt. Über bestimmte Zeiträume hinweg
beherrschten sie sogar Teile von Sumatra und der malayischen
Halbinsel.
Die frühen moslemischen Invasionen: Während
im Süden die Hindu-Königreiche die Macht besaßen und im Norden der
Buddhismus einem ständigen Auf und Ab unterworfen war, begann sich
bereits die moslemische Welle in Richtung Indien zu bewegen. Diese
neue Gefahr ging vom Nahen Osten aus. Mohammed floh im Jahr 622 n.
Chr. aus Mekka, kehrte aber schon 8 Jahre später zurück. Dies war
auch der Zeitpunkt, in dem die gewaltige Maschinerie des Islam auf
Ausweitung drängte. Nur weniger als ein Jahrhundert später gab es
Angriffe der Araber auf Sind und sogar Gujarat, denn Mohammed als
großer Prediger hatte das Kreuz und das Schwert als Mittel zur
Verbreitung seiner Religion auserkoren. Offensichtlich wurde diese
Absicht auf dem Subkontinent Indien erstmals durch den Angriff von
Mahmud von Ghazni. Diese historische Stadt Ghazni ist heute eine
schmuddelige kleine Ortschaft zwischen Kabul und Kandahar in
Afghanistan. Mahmud überfiel sie seit dem Jahr 1001 n. Chr. mit Regelmäßigkeit einmal im Jahr. Seine Soldaten fielen dann
auch in Indien ein, zerstörten die Tempel der Ungläubigen und nahmen
alles mit, was beweglich und wertvoll war. Einer seiner Nachfolger
nahm 1033 n. Chr. Varanasi ein, aber nur für kurze Zeit, denn
bereits 1038 n. Chr. erschienen die Türken auf der Bildfläche,
eifrig darauf erpicht, ihr Reich weiter nach Osten auszudehnen. Sie
eroberten Ghazni. Damit waren auch die Überfälle auf Indien beendet.
Diese frühen Angriffe waren eher Raubzüge als
das Bemühen, in Indien Fuß zu fassen. Erst 1192 waren die Moslems in
der Lage, Siedlungen in Indien zu gründen. In diesem Jahr fiel
nämlich Mohammed von Ghori aus in Indien ein und bekam Ajmer in die
Hände, nachdem er vorher schon seine Macht über den Punjab
ausgedehnt hatte. Nur ein Jahre später wurde diese erfolgreiche
Eroberungsserie durch den General Qutb-ud-Din fortgesetzt, der
zunächst Varanasi und Delhi bezwang. Er wurde sogar, nachdem
Mohammed von Ghori im Jahre 1206 ermordet worden war, der erste
Sultan von Delhi. Innerhalb von 20 Jahren brachten seine Truppen
schließlich das ganze Ganges-Becken unter ihre Kontrolle. Sehr
beständig waren die Sultane von Delhi leider nicht, denn wann immer
ein neuer Sultan an die Macht kam, wuchs oder zerfiel das neu
erkämpfte Terrain, je nachdem wie stark oder schwach die Persönlichkeit des jeweiligen Sultans war.
Mutiger wurde erst Ala-ud-Din, denn er
durchbrach 1297 die Grenzen im Süden und drang bis Gujarat vor,
seine Truppen sogar noch weiter. Feste Siedlungen errichteten sie
allerdings nicht. Mohammed Tughlaq hatte 1338 die Idee, seine
Hauptstadt von Delhi nach Daulatabad weiter im Süden zu verlegen,
und zwar in die Nähe von Aurangabad in Maharashtra. Die Umsiedlung
war nicht von langer Dauer, denn man zog bald wieder zurück in den
Norden. Kurze Zeit später, als sich hier das Bahmani-Königreich
entwickelt und sich das Sultanat von Delhi noch weiter in den Norden
begeben hatte und an Macht verlor, fiel Timur in einem verheerenden
Angriff von Samarkand her in dieses Gebiet ein (1398). Von diesem
Zeitpunkt an gehörte den Moslems die Region, bis sie durch ein
anderes moslemisches Königreich ersetzt wurde, nämlich durch das der
mächtigen Moguln.
Die weitere Entwicklung im Süden: Auch
während des langsamen Vordringens der Moslems im Norden ging der
Süden seine eigenen Wege. Ebenso, wie die Arier bei ihren Invasionen
nie bis in den Süden zogen, waren auch die Moslems bei dem Versuch,
Südindien zu kontrollieren, wenig erfolgreich. Zwischen 1000 und
1300 n. Chr. blühte die Hoysala-Dynastie mit ihren Zentren in Belur,
Halebid und Somnathpur, war aber nach einem räuberischen Einfall von
Mohammed Tughlaq im Jahre 1328 und den folgenden Angriffen der
vereinigten Hindu-Königreiche dem Untergang geweiht. Zwei andere
große Königreiche entstanden nördlich des heutigen Karnataka, und
zwar ein Moslemreich und ein Hindureich. Mit seiner prächtigen
Hauptstadt Hampi war das Hindu-Königreich von Vijayanagar, das 1336 gegründet
wurde,
vielleicht eines der stärksten und mächtigsten Hindu-Königreiche in
ganz Indien. Zur gleichen Zeit hatten die Sultane von Delhi den
Norden Indiens in der Hand, der somit moslemisch war. Inzwischen
hatte sich aber auch das Königreich der Bahmani stabilisiert. Leider
verlor es durch eine Aufsplitterung in fünf kleinere Reiche, nämlich
Berar, Ahmednagar, Bijapur, Golconda und Ahmedabad, im Jahr 1489 an
Bedeutung. Im Jahr 1520 fiel Jaipur, weil es von den Herrschern von
Vijayanagar vereinnahmt wurde. Viel Freude hatten sie aber daran
nicht, denn bereits 1565 schlossen sich die moslemischen Königreiche
zusammen und zerstörten Vijayanagar in der Schlacht von Talikota.
Später fiel auch das Bahmani-Königreich dem Machthunger der Moguln
zum Opfer.
Die Moguln:
Nimmt man die Moguln mit all
ihrer Pracht, Macht und Herrlichkeit zum Maßstab, dann ragt unter
den Persönlichkeiten der indischen Geschichte lediglich noch Ashoka
hervor. Die Moguln strahlten mit ihrer Persönlichkeit häufig noch
über den Tod hinaus prägend auf das Land und
gewannen nach und nach die Macht über ganz Indien. Dies geschah in
einem Ausmaß, wie es nur noch unter Ashoka und den Briten der Fall
war. Der Aufstieg der Moguln war kometenhaft. Ebenso zügig verblasste
ihr Stern aber auch. Aus der Vielzahl der Moguln ragen nur sechs
hervor, die sich profilierten. Nach Aurangzeb sind sie nur noch als
Titelträger zu bezeichnen. Im allgemeinen beschränkten sich die
Moguln aber nicht nur auf das Regieren, sondern sie besaßen auch
eine Leidenschaft für das Bauen. Als berühmtestes Bauwerk,
vielleicht sogar als eines der berühmtestes Bauwerk ist das unter Shah
Jahan errichtete Taj Mahal bekannt. Auch Dichtung und Kunst wurden
von den Moguln gefördert, sodass die Pracht und Erhabenheit ihrer
Paläste frühe europäische Besucher verblüffte.
Die sechs mächtigsten und bedeutendsten Moguln
waren :
Babur 1527 – 1530
Humayun 1530 – 1556
Akbar 1556 – 1605
Jehangir 1605 – 1627
Shah Jahan 1627 – 1658
Aurangzeb 1658 – 1707
Babur, der ein Nachfahren sowohl von Timur als
auch von Genghis Khan war, marschierte von seiner Hauptstadt Kabul
in Afghanistan aus in den Punjab ein und schlug den Sultan von Delhi
bei Panipat. Dieser erste Erfolg war aber noch keine Initialzündung
für die völlige Zerstörung der Gegner der Moguln, denn im Jahre 1540
war der Herrschaft der Mogul ein abruptes Ende beschieden, als Sehr
Shah den Mogul Humayun, den zweitgrößten aller Moguln, besiegte. 15
Jahre musste er ins Exil, bis er schließlich auf seinen Thron
zurückkehrte. Um 1560 herum gelang es dann seinem Sohn und
Nachfolger Akbar, sein Reich endgültig und vollständig unter
Kontrolle zu bekommen. Er war bereits mit 14 Jahren inthronisiert
worden.
Möglicherweise war Akbar der größte aller
Moguln. Er besaß nicht nur die Fähigkeit, alles Militärische, was
damals für ein Reich von größter Wichtigkeit war, genau zu planen
und zuzubauen, sondern er war auch ein äußerst gebildeter Mann, der
sich durch Weisheit und Fairness auszeichnete. Er erkannte, was
seine Vorgänger nicht begriffen hatten, dass nämlich die Zahl der
Hindus in Indien viel zu groß war, um sie einfach unterjochen zu
können. Klug ging er so vor, dass er die Hindus in sein Reich
integrierte und sich sogar ihr Wissen zunutze machte, indem er sie
als Berater, Generäle und Verwalter einsetzte. Akbars besonderes
Interesse galt den Religionen. Viele Stunden lang diskutierte er mit
Experten, nicht nur seiner eigenen Glaubensrichtung, sondern auch
mit Fachleuten anderer Religionen, zum Beispiel mit Christen.
Schließlich ersann er sogar eine eigene Religion, die ein
Konglomerat aller Religionen war, gemischt nach dem Gesichtspunkt,
was wohl das Beste in jeder Glaubensrichtung sei.
Jehangir war Akbars Nachfolger, aber längst
nicht so profiliert. Den größten Teil seiner Herrschaft er damit,
seine Liebe zu Kaschmir zu äußern. Dort starb er auch während eine
Reise. Sein Grab befindet sich in Lahore im heutigen Pakistan. Shah
Jahan, der nächste Mogul, war eher auf Agra und Delhi fixiert.
Während seiner Regentschaft entstanden einige der lebendigsten und
dauerhaftesten Baudenkmäler aus der Zeit der Moguln. Am bekanntesten
ist das Taj Mahal von Shah Jahan, aber es ist lediglich ein Denkmal
von vielen. So wird denn auch von einigen Forschern behauptet, dass
gerade dieser Hang zum überschwenglichen Bauen der Grund dafür war,
dass sein Sohn Aurangzeb vorzeitig den Thron bestieg, um seinen
architektonischen Extravaganzen Einhalt zu gebieten.
Aurangzeb war der letzte in der Reihe der
bedeutenden Moguln. Unter ihm erreichte das Land die größten
Ausmaße. Er leitete aber auch den Untergang ein. Die Ursache dafür
war die Tatsache, dass er eine Grundregel, die Akbar so umsichtig
geschaffen und verfolgt hatte, außer Acht ließ. In Akbar waren der
Hang zur Pracht und Großzügigkeit mit einem Sinn für Gerechtigkeit
vereinigt. Er hatte das Problem mit den Hindus beiseite geschafft,
indem er sie in sein Regierungskonzept mit einbaute und ihren
Glauben respektierte. Im Gegensatz dazu war Aurangzeb ein
Pfennigfuchser und religiöser Fanatiker. Er war tief mit dem Islam
verwurzelt und lebte so enthaltsam und puritanisch, wie er es auch
von seinen Untergebenen erwartete. Aber er verlor dadurch schnell
das Vertrauen sowie den Respekt der Menge und musste sich dauernd
gegen Revolten von allen Seiten wehren. In vielen Teilen Indiens
findet man Moscheen, die Aurangzeb, der Fanatiker, auf den
Grundmauern früherer Tempel errichten ließ. Nach seinem Tode im Jahr
1707 fiel das Reich der Moguln in sich zusammen, auch wenn in der
folgenden Zeit immer noch Herrscher, die sich Moguln nannten, kleine
Reiche in Indien beherrschten, und dies sogar bis zur Zeit des
großen Aufstandes. Erst die Briten schickten den letzten Mogul ins
Exil und richteten seine Söhne hin. Bedeutend waren diese Herrscher
aber alle nicht mehr. In krassem Gegensatz zu seinen Vorgängern, die
in prächtigen Grabmälern ruhen, wurde Aurangzeb in einem einfachen
Grab bei Rauza, nahe Aurangabad, beigesetzt.
Nach der Abschaffung der Mogulherrschaft
bestanden dennoch einige kleinere Reiche über einen längeren
Zeitraum weiter. So tolerierten die Briten das Reich des Vizekönigs
von Hyderabad das bis zur Unabhängigkeit Indiens bestand. Dagegen
regierten die Novobs von Oudh im Norden recht exzentrisch, pompös
und zudem schlecht, bis die Briten 1854 diesem Treiben ein Ende
setzten und den letzten Nabob in den Ruhestand versetzten. In
Bengalen kollidierte auf recht unkluge Weise der Mogul bereits
früher mit den Briten, sodass er 1757 in dem berühmten Kampf von Plassey unterlag.
Rundreisen
Indien - Nepal - Bhutan
Die Marathen:
so ganz nahtlos ging aber die
Macht der einflußreichen Moguln doch nicht auf andere Potentaten
über. Schwierigkeiten bereiteten die in diesen Zeitraum fallenden
Ereignisse und der Unmut vieler kleinerer Machthaber. Zu ihnen
gehörten nicht zuletzt die Marathen. Während der gesamten Herrschaft
der Moguln hielten sich starke hinduistische Kräfte im Norden
Indiens, vor allem die Rajputen. Beheimatet waren die Rajputen
vornehmlich in Rajasthan. Als Angehörige einer Kriegerkaste fanden
sie als tapfere Prinzen und Fürstensöhne in der indischen Geschichte
einen ähnlichen Platz wie die galanten Ritter in England. Sie
widersetzten sich jedem, der es wagte, seinen Fuß auf indischen
Boden zu setzen. Niemals waren sie in irgendeiner Weise vereint oder
organisiert, und wenn die Rajputen nicht gerade mit kriegerischen
Auseinandersetzungen mit Fremden beschäftigt waren, dann kämpften
sie gegeneinander. Unter den Moguln gehörten sie der Armee des
jeweiligen Herrschers an, deren fähigste Generäle Rajputen waren.
Die Marathen gewannen erst unter Shivaji an
Bedeutung. Er übernahm die Macht aus den Händen seines Vaters, und
unter seiner Herrschaft (1646 - 1680) vollbrachten die Marathen in
Kriegen Bravourstücke und andere Heldentaten. Sein Ruhm ist nie
verblast, denn noch heute berichten wandernde Erzähler, die in
Indien von Dorf zu Dorf ziehen, von seinen Erfolgen. Einen
besonderen Bekanntheitsgrad besitzt er immer noch in Maharashtra, wo
die wildesten und seiner mutigen Konfrontationen mit den Moguln,
sondern auch deshalb, weil er der niedrigen Shudra-Kaste angehörte
und durch seinen Mut bewies, dass man in Indien nicht unbedingt ein Brahmane sein muss, um ein bedeutender Führer zu werden. Shivaji
wurde sogar einmal gefangen genommen und nach Agra zurückgebracht,
aber seine Tollkühnheit hielt ihn nicht lange in den Händen der
Moguln. Er konnte entkommen und bestand weitere Abenteuer.
Weniger erfolgreich war dagegen sein Sohn. Er
wurde unter Aurangzeb gefangen genommen, geblendet und schließlich
hingerichtet. Aus nicht schlechterem Holz war sein Enkel geschnitzt.
Aber der war für die Marathen keine Führerperson. Dennoch behauptete
sich der Stamm der Marathen auch noch unter den Peshwas, die als
Staatsminister durch Erbfolge die wirklich Mächtigen im damaligen
Indien waren. Schritt für Schritt stießen sie in immer mehr
Verwaltungsgremien vor, denn die Herrschaft der Moguln geriet mehr
und mehr ins Wanken. Zunächst infiltrierten sie das Heer mit ihren
Leuten und drangen dann auch in die Verwaltung der Landgebiete vor,
die sie schließlich regelrecht kontrollierten. Als gar noch Nadir,
der Schah von Persien, im Jahr 1739 Delhi plünderte, erhielten die
Moguln den letzten tödlichen Stoß. Aber 1761 traf es dann auch die
Marathen bei Panipat. Dort wo 200 Jahre vorher der siegreiche Babur
nach seiner erfolgreichen Schlacht den Grundstein für die Herrschaft
der Moguln gelegt hatte, wurden nun die Marathen von Ahmad Shah
Durani geschlagen. Ihrer Expansion in Richtung Westen wurde so ein
Riegel vorgeschoben. Aber trotzdem behielten sie die Kontrolle über
Mittelindien und ihre Region, die unter der Bezeichnung Malwa
bekannt ist. Dem Untergang war dieses Reich dennoch geweiht, denn
den Briten, einer der letzten imperialistischen Mächte, hatten sie
nichts entgegenzusetzen.
Die Ausweitung der britischen Macht:
Die
Briten waren weder die ersten Europäer in Indien, noch verließen sie
als letzte das Land. Dies blieb den Portugiesen vorbehalten. 1498
erreichte nämlich Vasco da Gama die indische Küste dort, wo das
heutige Kerala liegt, nachdem er das afrikanische Kap der guten
Hoffnung umsegelt hatte. Da die Portugiesen auf dieser Route allein
waren, blieben sie stolz und ungestört ein Jahrhundert lang die
alleinigen Kontrolleure des gesamten Handels zwischen Europa und
Indien. Im Jahre 1510 kaperten sie dann Goa, eine Enklave in Indien,
die sie ununterbrochen bis 1961 hielten, 14 Jahre nach dem
Zeitpunkt, als die Engländer ihre Zelte in Indien abbrachen.
Die Briten errichteten ihren ersten
Handelsposten 1612 in Surat (Gujarat). Königin Elizabeth I. hatte
nämlich bereits 1600 einer Londoner Handelsgesellschaft per Vertrag
das Monopol für den Handel zwischen Indien und England eingeräumt.
250 Jahre lang hatte dann nicht die britische Regierung in Indien
das Sagen, sondern die East India Company, die sich aufgrund dieses
Vertrages ausweitete. Weitere Handelsposten wurden 1640 in Madras
eröffnet, 1648 in Bombay und 1690 in Kalkutta. Aber die Briten und
Portugiesen waren nicht die einzigen Europäer, die sich in Indien
breitmachten. Auch die Holländer hatten Handelsvertretungen dort,
und 1672 ließen sich die Franzosen in Pondicherry nieder. Dies war
ebenfalls eine Enklave, die sie nach Portugiesischem Muster auch
länger hielten als die Briten.
Leider hatte auch Indien unter der
anglo-französischen Feindschaft zu leiden; so eroberten die
Franzosen 1746 Madras, gaben es aber 1749 wieder zurück. In der
Folgezeit bestimmten Intrigen das Verhältnis zwischen den
Imperialmächten. Wann immer die Briten Streit mit einem
einheimischen Regenten hatten, konnten sie sicher sein, dass die
Franzosen diesen mit Waffen, Soldaten oder auch nur mit ihrer
reichhaltigen Erfahrung unterstützten. Im Jahr 1756 griff Suraj-ud-Daula, der Nabob von Bengalen, Kalkutta an und schockierte
die stolzen Briten durch dieses Ereignis außerordentlich. Ein Jahr
danach eroberte Robert Clive Kalkutta für England zurück und
besiegte Suraj-ud-Daula mitsamt seinen französischen Mitstreitern in
der Schlacht von Plassey. Dies war nicht nur eine Ausweitung
britischer Macht, sondern stutzte auch dem französischen Einfluss in
Indien die Flügel.
Indien selbst befand sich zu diesem Zeitpunkt
im Umbruch. Rund dafür war das Vakuum, das durch den Zerfall des
Mongul-Reiches entstand. Einzig und allein die Marathen waren in der
Lage, diese Lücke zu füllen. Sie stellten aber eher die Herrscher
einer Gruppe kleinerer Königreiche dar, die manchmal einen
gemeinsamen Nenner fanden, häufig aber auch nicht. Im Süden, wo der
Einfluss der Moguln nie so groß gewesen war, bestimmten Rivalitäten
zwischen den Briten und Franzosen das Geschehen. Dort wurde jeweils
ein Herrscher gegen den anderen ausgespielt. Deutlich wird dies
durch die Serie der Kriege von Mysore, verkörpert durch den Sultan
Tipu. Tipu wurde im 4. Krieg von Mysore (1789-1799) bei
Srirangapatnam getötet. Der britischen Vorherrschaft wurde damit ein
weiteres Tor geöffnet, den Franzosen eine weitere Tür zugeschlagen.
Der lang andauernde Kampf der Briten mit den Marathen endete erst
1803 und ließ lediglich den Punjab außerhalb britischer Kontrolle.
Nach zwei Kriegen gegen die Sikha bekamen die Engländer im Jahr 1849
aber auch noch diesen Teil Indiens in die Hände. Ihre Fühler
streckten die Briten Sogar nach Nepal aus, das sie zwar besiegten,
aber nicht annektierten, und nach Burma, das sie in ihre Herrschaft
einbezogen.
Aufstieg und Fall des britischen Indiens:
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatten die Engländer es endgültig
geschafft, ganz Indien in ihre Gewalt zu bekommen. Zu großen Teilen
lag dies daran, dass durch die Unfähigkeit der Moguln eine
schmerzliche Lücke entstanden war. Die Engländer hielten es wie der
erfolgreiche Akbar und erkannten die schwachen Stellen. Ihnen ging es
in Indien einzig und allein um das Geldverdienen. Die Kultur, die
Religion und den Glauben ließen sie völlig außer acht. Man sagte den
neuen Kolonialherren nach, dass sie sich solange nicht um die
Religion eines Inders kümmerten, wie er ihnen eine gute Tasse Tee
zubereiten konnte. Darüber hinaus verfügten die Briten über eine
disziplinierte, einsatzfähige Armee und scharfsinnige politische
Berater. Die handelten einseitige Verträge aus, die den Engländern
das Interventionsrecht sogar in lokalen Angelegenheiten einräumten,
sofern die Inder sich als unfähig erwiesen. Wann eine einheimische
Verwaltung allerdings unfähig war. Bestimmten die Engländer.
Auch unter
englischer Kolonialherrschaft blieb Indien ein Vielstaatenland, in
dem viele Provinzen dem Papier nach zwar unabhängig waren, in der
Praxis aber unter strenger britischer Kontrolle standen. An der
Strategie der kleinen Staaten oder Fürstentümer, beherrscht von
Maharadschas, Navobs oder ähnlichen Potentaten, änderte sich bis zur
Unabhängigkeit auch nichts. Erst dann wurden sie für Indien
ein weiteres Problem. Die englischen
Wirtschaftsinteressen lagen bei der Förderung von Eisen und Kohle,
der Entwicklung des Anbaus von Tee, Kaffee und Baumwolle sowie dem
Bau des weitverzweigten indischen Eisenbahnnetzes. Sie unternahmen
auch gewaltige Anstrengungen beim Bau von Bewässerungsanlagen, die
in der Landwirtschaft eine Revolution brachten. Und förderten andere
wichtige und nützliche Entwicklungen. Was die Regierung und die
Rechtsprechung betrifft, so hinterließ England dem Subkontinent
Indien ein gut funktionierendes und hervorragend aufgebautes System.
Die allgemein gefürchtete und dennoch so geliebte Bürokratie, die
Indien von den Briten mit in die Wiege gelegt bekam, mag negativ
sein, aber sie verhalf Indien immerhin dazu, nach seiner
Unabhängigkeit eine bessere Organisation, eine besser arbeitende und
weniger korrupte Verwaltung als viele andere ehemalige Kolonial-Staaten verfügbar zu haben. Aber England gab auch den
Startschuss zu weniger hilfreichen Entwicklungen in Indien. So
drängten sehr schnell billige Textilien aus den damals
aufstrebenden. Textilfabriken in England nach Indien und legten
dadurch die Produktion in den einheimischen indischen Betrieben
völlig lahm. Die Engländer verboten auch die uralte indische Sitte
(Sati), nach der die Witwe sich zusammen mit ihrem verstorbenen Mann
auf dem Scheiterhaufen verbrennen ließ, und förderten in den
Provinzen das System des Zamindar (Steuerpacht). Die im Ausland
lebenden Grundbesitzer erleichterten die Last der Verwaltung und das
Eintreiben der Steuern für die Briten, trugen aber auch zur
Verarmung
der ausgelaugten und landlosen Bauern in weiten Teilen Indiens bei.
Während der britischen Verwaltung wurde auch die englische Sprache
als Amtssprache eingeführt. In einem so großen Land mit einer
verwirrenden Vielfalt an Sprachen dient diese Gemeinsamkeit auch
heute noch zur nationalen Verständigung. Die britische
Unterkühltheit ließ es nicht selten dazu kommen, dass die Inder auf
Abstand gehalten wurden oder sie sich den Briten gar nicht erst
näherten.
Im, Jahr 1857, weniger als ein halbes
Jahrhundert nachdem die Engländer Indien völlig unter Kontrolle
bekommen hatten, erlitten sie ihren ersten Rückschlag. Bis zum
heutigen Tag ist noch nicht ganz geklärt, worin die Gründe lagen,
die zum Aufstand gegen die Briten führten. Es kann noch nicht einmal
klar bestimmt werden, ob es wirklich der Unabhängigkeitskrieg war,
der alles einleitete, oder lediglich eine einfache Meuterei.
Vermutlich waren es viele Gründe, zum Beispiel die herunter
gewirtschaftet Verwaltung sowie weitere Anässe. An einigen Orten
könnten sich die Gemüter auch darüber erhitzt haben, dass man die
unfähigen und unbeliebten Verwalter entlassen hatte. Der einzige
wirkliche Grund war allerdings – ob Sie es glauben oder nicht – die
Einführung neuer Gewehrmodelle. Glaubt man einem Gerücht, dann
wurden diese besagten Gewehre an die Truppen verteilt, in denen
neben den Hindus auch viele Moslems ihren Dienst versahen. Die neuen
Waffen waren aber mit Rind- und Schweinetalg eingefettet, ein Greuel
für Hindus und Moslems. Die Schweine waren nach Ansicht der Moslems
unrein und die Rinder wiederum den Hindus heilig. Die Engländer
nahmen die Gerüchte, die sie über diese Ereignisse erfuhren,
entweder nicht Ernst oder waren zu langsam, und einen Fehler wollten
sie sich schon gar nicht eingestehen. Dies alles war aber der
besagte Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte, denn Indien
war voller Hass gegenüber den unbeliebten Eroberern, und ein zwar
noch unsicheres Nationalgefühl fand immer mehr Nährboden im Volk.
Zögernder Beginn war der nur locker koordinierte Aufstand indischer
Bataillone der bengalischen Armee. Von den insgesamt 74 Bataillonen
verhielten sich nur sieben den Briten gegenüber loyal (eines davon
war ein Gurkha-Bataillon aus Nepal), 20 wurden entwaffnet, und die
restlichen 47 probten den Aufstand. Er brach in Meerut (nahe Delhi)
aus, und schon bald sprang der Funke auch auf das übrige Nord-Indien
über. Unvorstellbare Massaker und Grausamkeiten spielten sich auf
beiden Seiten ab. Zermürbende Belagerungen, Maßgebende Siege und
hinhaltende Verteidigungen waren auf beiden Seiten an der
Tagesordnung. Am Ende erstarb der Aufstand eher, als dass er ein
schlüssiges Ende fand. Über den Norden Indiens hinaus kamen diese
Unruhen sowieso nicht. Obwohl genügend fähige indische Führer
vorhanden waren, gab es nie eine Zusammenfassung aller Kräfte oder
gar ein gemeinsames Ziel.
Zwei Schritte unternahmen die Briten nach dem
Aufstand. Zunächst waren sie klug genug, nicht nach Sündenböcken zu
suchen oder Rachefeldzüge zu führen. Rache und Kriegsbeute waren
eher ein inoffizielle Sache und fanden auf anderer Ebene Statt. Der
Zweite Schritt war die Liquidation der East India Company. Die
Verwaltung des Landes ging über Nacht in die Hände der Britischen
Regierung über. Das Ende des Jahrhunderts war aber auch die
Blütezeit des britischen Imperiums, in dem die Blütezeit des
britischen Imperiums, in dem die Sonne nie unterging und an dessen
Himmel Indien der glänzende Stern war. Parallel dazu ebneten aber
zwei andere Entwicklungen Ende des 19. Jahrhunderts Indiens Weg zur
Unabhängigkeit. Zunächst waren die Briten immer häufiger willens,
Inder in die Verantwortlichkeit zu nehmen, und taten dies auch, sodass häufig Inder Entscheidungen fällten, wo früher nur Engländer das
Sagen hatten. Mehr und mehr fasste auch die Demokratie in Indien Fuß,
obwohl die britische Regierung noch überall ihre Hand im Spiel
hatte. Bei den zivilen Behörden wurde es immer mehr Indern möglich,
auch höhere Posten zu bekleiden, die vorher ausschließlich den
Kolonialherren vorbehalten waren.
Zur gleichen Zeit erlebte aber auch der
Hinduismus eine Wiederbelebung und Angleichung an bestehende
Verhältnisse. Die Hindu-Religion ist eine der ältesten Religionen
der Welt, die es aber vor langer Zeit versäumt hatte, zur Zeit des
Erblühens des Buddhismus mit der Masse seiner Anhänger in Kontakt zu
bleiben und ihre Bedürfnisse zu erspüren. Dies wurde nun zum zweiten
Mal bittere Wahrheit und erforderte ein komplettes Umdenken und
rasches Handeln, um sie aus ihrer Rolle herauszuholen, die sie als
reine Religion nur der Priester und der hohen Brahmanenkaste
spielte. Bedeutende Reformer, zu denen Ram Mohal Roy, Ramakrishna
und Swami Vivekananda gehörten, griffen drastisch durch und
veränderten die Gesellschaft der Hindus. Sie waren Wegbereiter des
heutigen Hinduismus, einer Religion mit so starken Elementen, daß
auch die moderne westliche Welt sich von ihr angezogen fühlt.
Um die Jahrhundertwende flackerte die
Opposition gegen die britische Herrschaft erneut auf. Der Kongress,
der zu dem Zweck gegründet worden war, Indien einen gewissen Grad
der Selbstverwaltung einzuräumen, drängte unruhig nach Eigenständigkeit. Auch außerhalb des Kongresses wuchs der Unmut und
die Forderung nach Unabhängigkeit; einzelne Hitzköpfe waren nicht
immer zimperlich in der Wahl ihrer Mittel, um an ihr Ziel zu
gelangen. Als sich die Engländer Immer mehr in die Verteidigung
gedrängt fühlten suchten sie schließlich nach einem Weg, Indien in
die Unabhängigkeit zu entlassen. Dieser Weg sollte dem ähneln, den
sie in Kanada und Australien gegangen waren. Der erste Weltkrieg
änderte nichts an diesem Plan, denn die Ereignisse in der Türkei,
einem moslemischen Land, waren ein Signal auch für viele indische
Moslems. Nach Kriegsende sah es ernster aus als je zuvor, und als
Führer der Unabhängigkeitsbewegung gewann Mahatma Gandhi immer mehr
an Bedeutung. Sein alles überstrahlender Stern ging über Indien auf.
Gandhi und der gewaltlose :
Im Jahre
1915 kehrte Mohandas Karamchand Gandhi aus Südafrika zurück. Er hatte dort als
Rechtsanwalt praktiziert. In Indien verschrieb er sich voll und ganz
der Aufgabe, das Unrecht zu beseitigen, dem sich viele indische
Siedler gegenübergestellt sahen. Sehr bald aber steckte er sich ein
noch größeres Ziel: die Unabhängigkeit seines Landes. Dies vor allem
nach dem grausamen Massaker von Amritsar im Jahr 1919, als
Angehörige der britischen Armee das Feuer auf eine unbewaffnete
Gruppe von protestierenden Indern eröffnet hatten.
Gandhi,
der sich nun Mahatma – die große Seele – nannte, beschritt den Weg
des passiven Widerstandes oder des “Satyagraha” gegen die englische
Vorherrschaft. Größtes Anliegen war
ihm zunächst, den Unabhängigkeitskampf von der Ebene des
Mittelstandes herunterzuholen und ihn in einen Kampf der
Dorfbevölkerung umzuwandeln. Gandhi rief eine Bewegung ins Leben,
die zum Ziel hatte, die ungerechte Salzsteuer abzuschaffen, rief
zum Boykott gegen englische Textilien auf und war ständiger Gast in
den englischen Gefängnissen, denn die Behörden fanden immer wieder
Gründe, ihn festzusetzen.
Leider folgten nicht alle seinem Beispiel des
gewaltlosen Widerstandes und der völligen Aufgabe der Zusammenarbeit
mit den Kolonialisten, sodass es zeitweise auch ein bitterer und
blutiger Kampf wurde. Dennoch, die Kongresspartei und Mahatma Gandhi
waren auf dem Vormarsch, aber vor dem Ende des 2. Weltkrieges war
kein Ende in Sicht. Dann war aber endgültig der Zeitpunkt erreicht,
Indien die Unabhängigkeit zu gewähren, zumal der Krieg dem
Kolonialismus einen tödlichen Stoß versetzt hatte und der Mythos der
europäischen Überlegenheit endgültig untergegangen war. England
hatte nicht länger die Macht und auch nicht den Wunsch, ein so riesiges Reich aufrechtzuerhalten, in dem
Indien vor allen anderen
Kolonien das größte Problem darstellte. Die große moslemische
Minderheit hatte begriffen, daß ein unabhängiges Indien auch ein hinduistisches sein würde und dass, ganz abgesehen von dem sehr
fairen Gandhi, die anderen Mitglieder im Kongreß nicht gewillt sein
würden, die Macht zu teilen.
Die Unabhängigkeit: Am Ende des 2.
Weltkrieges war klar, dass die Ära des europäischen Kolonial-herrentums zu Ende war. Indien musste unabhängig werden.
Aber wie? Die Weigerung des Kongresses, in Verhandlungen mit den
Moslems zu treten, kam als Bumerang zurück, indem die Moslems die
Forderung erhoben, Pakistan von Indien abzutrennen und einen
unabhängigen Staat zu schaffen. Das jähe Ende des 2. Weltkrieges
nach dem Abwurf von Atombomben über Japan und der Sieg der Labour
Party in England im Juli 1945 erforderten eine schnelle Lösung für
das indische Problem. Man war im Zugzwang. Wahlen in Indien brachten
die Tatsachen dann an den Tag und legten alles offen: Das Land war
aufgrund der religiösen Gegebenheiten gespalten. Der Liga der
Moslems, deren Anführer Muhammad Ali Jinnah zugleich Sprecher der
überwältigenden Mehrheit der Moslems war, standen Anhänger der
Congress Party (Kongreß-Partei), angeführt durch Jawaharlal Nehru
und gestützt auf die hinduistische Bevölkerungsteile, gegenüber.
Mahatma Gandhi blieb zwar die Vaterfigur für die Kongress-Partei,
allerdings ohne ein offizielles Amt und, wie die Geschichte beweisen
sollte, mit schwindendem politischen Einfluss.
“Entweder wir
bekommen ein geteiltes Indien oder rein vernichtetes Indien”, hieß es. Demgegenüber
stand das starke Verlangen der Kongress-Partei nach einem
unabhängigen Groß-Indien, und jeder Tag, der ungenutzt vorüberging,
ließ die Gefahr größer werden, dass neues Blutvergießen und neue
Streitereien beginnen könnten. Zu Beginn des Jahres 1946 bemühte
sich eine britische Kommission vergeblich, die beiden feindlichen
Parteien zu einen. Indien steuerte nun unaufhaltsam einem
Bürgerkrieg entgegen. Im August 1946 war es so weit: Die Moslems
riefen zum “Direct Action Day” auf, einem unmittelbaren Angriff, in
dessen grausamen Verlauf unzählige Hindus in Kalkutta ihr Leben
lassen mussten. Dies nahmen die Hindus zum Anlass, einen ebenso
fürchterlichen Rachefeldzug zu führen. Da alle Versuche, beide
Seiten zur Einsicht zu bringen, scheiterten, fasste die britische
Regierung im Februar 1947 einen schnellen Entschluss. Der damalige
Vizekönig, Lord Wavell, sollte durch Lord Louis Mountabatten ersetzt
und die Unabhängigkeit im Juni 1948 endlich Realität werden.
Aber im Gebiet des Punjab im Norden war
inzwischen das Chaos ausgebrochen, und in Bengalen drohte das
gleiche. Der neue Vizekönig unternahm einen einen letzten
verzweifelten Versuch, die Gegner zu versöhnen und sie davon zu
überzeugen, daß ein geeintes Indien eine gute Sache sei. Aber man
blieb uneinsichtig, vor allem Jinnah, und schweren Herzens musste man
der Teilung Indiens zustimmen. Nur Gandhi stand fest und
unerschütterlich mit seiner Meinung da, lieber einen Bürgerkrieg und
ein totales Chaos in Kauf zu nehmen als Indiens Teilung.
Wie in so vielen anderen Ländern der Erde auch,
schien eine saubere Teilung des Landes zur schier unlösbaren Aufgabe
zu werden. Obwohl es reine moslemische und reine hinduistische
Gebiete gab, existierten aber auch Regionen, in denen die
Bevölkerung zu gleichen Teilen beiden Religionen angehörte. Viel
schlimmer war es mit den Gebieten, in denen isolierte Inseln mit
Moslems umgeben waren von Hindus. So richtig klar wird die
Unmöglichkeit einer solchen Teilung dadurch, dass Indien nach der
endgültigen Teilung immer noch der Staat mit der drittgrößten
moslemischen Bevölkerung blieb. Nur in Indonesien und Pakistan
lebten noch mehr Moslems. Indien zählt auch heute noch zu seiner
Bevölkerung mehr Moslems als irgendein anderes arabisches Land. Das
Schlimme war nur, dass sich die Moslems an den gegenüberliegenden
Seiten des Landes konzentriert hatten. Pakistan hätte somit einen
westlichen sowie einen östlichen Teil gehabt und ein feindliches
Indien in seiner Mitte. Die Instablilität dieses Staatswesens war
offensichtlich. Dennoch dauerte es 25 Jahre, bis die vorausgesagte
Teilung Wirklichkeit wurde und aus Ost-Pakistan das heutige
Bangladesch entstand.
Weitere Probleme tauchten erst nach der
Unabhängigkeit auf. Pakistan litt unter dem Mangel an
Verwaltungskräften und geistigen Führern, mit denen Indien so
reichlich versorgt war. Das waren Berufe, in welche die Moslems nie
vorgedrungen waren. Dazu gehörten auch die Gelderleiher, eine Domäne
der Hindus. Nicht zu vergessen die unglücklichen Unberührbaren, die
nämlich nicht nur die Schmutzarbeit für die höheren Hindu-Kasten
verrichteten, sondern auch den Moslems dienten.
Lord Mountabatten entschloss sich zum schnellen
Handeln und bestimmte als Tag der Unabhängigkeit den 14. August
1947. Die Historiker zerbrechen sich seitdem die Köpfe, ob nicht
viel Blutvergießen hätte verhindert werden können, wenn der recht
so übereilt gehandelt hätte. Nachdem die Entscheidung aber gefällt
war, das Land zu teilen, zog dies endlose weitere Entscheidungen
nach sich; nicht zuletzt diejenige, wie überhaupt die Trennungslinie
zu verlaufen habe. Eines war klar: Würde man die Entscheidung
einheimischen Schiedsrichtern überlassen, würden auf beiden Seiten
kämpferische Maßnahmen dagegen aufflackern. Daher übertrug man diese
schier unlösbare Aufgabe britischen Fachleuten, die schon vor Beginn
ihrer Tätigkeit wussten, dass sie – wie immer sie sich auch
entschieden – einer Unzahl von Menschen Unrecht tun müssten. Am
schwierigsten war die Aufgabe in Bengalen und im Punjab. Früher war
Kalkutta, mit einer moslemischen Mehrheit unter der Bevölkerung, mit
seinen Hafenanlagen und Jutefabriken von Ostbengalen abgetrennt.
Folge war, dass eine Majorität von Moslems mit einer Juteproduktion
als Haupt Industriezweig vorhanden war, aber ohne eine einzige
Jutefabrik für die Weiterverarbeitung und ohne einen günstigen Hafen
für den Export.
Größer noch waren die Probleme in Punjab, wo
der Widerstand seinen absoluten Höhepunkt erreicht hatte. Eines der
fruchtbarsten und wirtschaftlich gesündesten Gebiete wurde hier von
Hindus (30 %) und Moslems (55 %) bewohnt, aber auch von den
militanten Sikhs. Das Problem Punjab und die zu ziehende Grenze
bargen alle Voraussetzungen für ein in die Geschichte eingehendes
Unheil in sich. Nur wenige Tage nach der Unabhängigkeit wurde die
neue Grenze bekanntgegeben, und schon erhoben sich Massen dagegen.
Das folgende Blutbad war viel grausamer, als es Pessimisten je
erwartet hatten. Für ganz Indien brach eine Zeit der
Flüchtlingsströme an: Moslems zogen nach Pakistan und Hindus nach
Indien. Im Punjab war diese Völkerbewegung am stärksten. Die neue
Grenzlinie verlief genau auf halber Strecke zwischen den beiden
größten Städten des Punjab: Lahore und Amritsar. Vor der
Unabhängigkeit hatte Lahore eine Bevölkerung von etwa 1,2 Mio.;
darin waren ca. 500.000 Hindus und 100.000 Sikhs enthalten. Als sich
die Stürme der großen Flüchtlingsbewegungen gelegt hatten,
verblieben ganze 1.000 Hindus und Sikhs in Lahore.
Viele Monate lang fand quer durch den Punjab
der größte Exodus seit Menschengedenken statt. Vollbesetzte Züge mit
Moslems, auf der Flucht nach Westen, erlebten Angst und Schrecken,
weil die Züge unterwegs angehalten wurden und die Hindus und Sikhs
die Fahrgäste regelrecht abschlachteten. Aber die von Osten her
flüchtenden Hindus und Sikhs erlitten unter dem aufgebrachten
moslemischen Mob das gleiche Schicksal. Die schnell in das
Krisengebiet entsandte Armee war überhaupt nicht in der Lage,
Ordnung zu schaffen. Machmal war sie sogar bereit, an dem Gemetzel
der Partisanen teilzunehmen. Am Ende dieser Schreckensperiode im
Punjab hatten 10 Mio. Menschen ihre Heimat verlassen. Viel schlimmer
aber war noch, dass auch nach sehr vorsichtigen Schätzungen etwa eine
viertel Million Menschen getötet worden war. Es kann auch eine halbe
Million gewesen sein. Eine weitere Million war von Bengalen auf der
Flucht. Die endgültige
Spaltung des Punjab war keineswegs der alleinige Grund für das
Blutbad. Weiteres Kopfzerbrechen bereitete den Verantwortlichen
dass sich während der britischen Ära viele kleinere Fürstentümer
erhalten konnten. Sie galt es in ein unabhängiges Indien und
Pakistan zu integrieren. Garantien von weitreichenden und
umfassenden Ausmaßen trugen dazu bei, die meisten Potentaten davon
zu überzeugen, dass ein Anschluss von drei Enklaven an eines der
Länder allerdings ungelöst. Ein Staat war Kashmir, mit einer
vornehmlich moslemischen Bevölkerung, aber einem hinduistischen
Bevölkerung, aber einem hinduistischen Maharadscha. Als sich dieser
Maharadscha im Oktober aber immer noch nicht für Indien oder
Pakistan entscheiden konnte, überschritt eine plündernde
Pathanen-Armee die Grenze von Pakistan her. Ihre Absicht war es,
nach Srinagar vorzustoßen und Kaschmir zu annektieren, ohne einen
offenen Konflikt zwischen Indien und Pakistan heraufzubeschwören.
Schlechte Karten aber hatten die Pakistani deshalb, weil sie den
pöbelnden Pathanen die eroberten Gebiete zur Plünderung freigegeben
hatten, um sie so noch mehr zu motivieren. Die Plünderer nahmen
diese Aufforderung allzu Ernst und hielten sich deswegen unterwegs
länger auf, als dies gut war. Das gab den Indern Zeit, ihrerseits
Soldaten nach Srinagar zu entsenden, um eine Einnahme der Stadt
durch die pakistanische Armee zu verhindern. Der bis dahin noch
unentschlossenen Maharadscha stimmte nun einem Anschluß an Indien
zu, war wiederum einen kurzen indisch-pakistanischen Krieg auslöste.
Helfer in der Not waren UN-Truppen. Sie marschierten nach Kaschmir
ein, aber das Problem blieb ungelöst. Kashmir ist bis heute ein
Schwelbrand zwischen beiden Staaten. Wegen der moslemischen Mehrheit
und der geographischen Gegebenheiten gehört Kaschmir einwandfrei zu
Pakistan. Dies wird auch von einem großen Teil der Bevölkerung
befürwortet. Aber Kaschmir ist Kaschmir, und Indien verstand es
bisher sehr geschickt und konsequent, eine längst versprochene
Volksbefragung zu umgehen. So sind Indien und Pakistan bis heute
durch eine Demarkationslinie geteilt, die keine der beiden Seiten
als offizielle Grenze anerkennt.
Ein besonders tragisches Ereignis während des
Unabhängigkeitskampfes muss noch hervorgehoben werden. Am 30. Januar
1948 fiel Gandhi dem Attentat eines hinduistischen Fanatikers zum
Opfer. Gandhi war bis zu seinem Tod zutiefst unzufrieden mit der
Teilung Indiens und erschüttert durch das dadurch ausgelöste
Blutvergießen.
Das unabhängige Indien:
Seit Erlangung
der Unabhängigkeit unternahm Indien Riesenschritte nach vorn, sah
sich aber auch enormen Problemen gegenübergestellt. Hilfreich war
jedoch, dass Indien nicht, wie so viele andere Länder der Dritten
Welt, die durch Diktaturen geknechtet sowie in die Knie gezwungen
worden waren und Militärregierungen oder Invasionen über sich
ergehen lassen müssen, geschwächt war, sondern sich auf eine starke
Regierung und ihre Institutionen verlassen konnte. Wirtschaftlich
verzeichnete Indien fühlbare Fortschritte, besonders im Bereich der
Landwirtschaft. Und die indische Industrie erkämpfte sich im Laufe
der Jahre sogar den 10. Platz unter den Industrienationen.
Indiens erster Premierminister, Jawaharlal
Nehru, versuchte mit aller Kraft, eine Politik ohne Allianz mit
einem anderen Weltstaat zu betreiben, also blockfrei zu bleiben,
obwohl Indien natürlich noch immer mit England eng verbunden war.
Dies war den auch häufig der Grund für Unstimmigkeiten, wenn man
über die Frage des Imperialismus diskutierte. Trotz der guten,
Vorsätze, sich an keine Großmacht zu binden, schloss Indien sich im
Laufe der Jahre doch etwas näher mit Russland, zusammen. Dies hatte
teilweise seinen Grund darin, dass man gemeinsam Ärger mit China
hatte und der Erzfeind Pakistan von den USA unterstützt wurde.
Seinen festen Willen zu einem friedlichen Verhalten warf Indien
allerdings seit der Unabhängigkeit dreimal über Bord, auch wenn Gandhi sein Volk dazu aufgerufen hatte, unter allen Umständen in
Frieden zu leben. Dreimal nämlich kam es zum Krieg mit Pakistan
(1948, 1965, 1971), weil man sich wieder einmal wegen Kaschmir oder
Bangladesch in die Haare geraten war. Grenzkonflikte ergaben sich
auch mit China, denn Indien beansprucht noch immer das Gebiet von
Aksai Chin in Ladakh, das China 1962 besetzte.
Diese außenpolitischen Konflikte lenkten häufig
von den ernsten innenpolitischen Problemen ab. Wie andere Länder der
Dritten Welt kämpft auch Indien einen verzweifelten Kampf gegen die
Bevölkerungsexplosion. Sie ist das Problem Nummer eins. Die
Energiekrise der frühen 70er Jahre meisterte Indien erstaunlich gut,
der grünen Revolution diente sie als guter Werbefeldzug. Ob dies aber
auch für die Zukunft ausreicht, bleibt abzuwarten.
Indiras Indien: Politisch war Indiens
größtes Problem seit Erlangung der Unabhängigkeit der Personenkult,
mit dem sich die Regierenden umgaben. Praktisch gab es seitdem
lediglich zwei Premierminister: Nehru und seine Tochter Indira
Gandhi (ohne verwandtschaftliche Beziehungen zu Mahatma Gandhi).
Nachdem Indira Gandhi 1966 die Wahlen gewonnen hatte, sah sie sich
1975 einer starken Opposition und ernsthaften Unruhen
gegenübergestellt. Ihre Antwort bestand daraus, dass sie den
nationalen Ausnahmezustand ausrief. Der führt in vielen Ländern
leicht zu einer Diktatur. Während der Zeit dieses Notstandes
beschritt sie viele Wege guter, aber auch schlechter Politik.
Befreit von sämtlichen sonst so lästigen und einengenden
parlamentarischen Zwängen bekam sie die Inflation bemerkenswert
schnell und gut in den Griff, kurbelte die Wirtschaft an und erhöhte
entschlossen die Leistungsfähigkeit des Landes. Auf der
Negativseite konnten ihre Gegner verbuchen, dass sie leider allzu oft
in die Schranken gewiesen wurden, denn die Gerichte Indiens wurden
ein reines Marionettentheater. Der Presse wurde Fesseln angelegt, und
mehr als einmal beobachtete man Andeutungen der Selbstverherrlichung,
wie es zum Beispiel der verhängnisvolle Plan eines “Volksautos” von Sanjay Gandhi bewies. Ein ähnlich unglückseliges Programm war die von der Regierung forcierte Sterilisation, ebenfalls eine Idee ihres
Sohnes Sanjay, die ungeheuren Ärger nach sich zog.
Obwohl Gerüchte über die Unzufriedenheit des Volkes durch das Land
zogen, von denen Indira sehr wohl wusste, entschied sie sich dafür, 1977
Wahlen auszurufen. Damit wollte sie ihre Notstandsgesetze bestätigt
sehen. Ihr Sohn Sanjay hatte dringend von diesen Wahlen abgeraten,
und sein Rat stellte sich als weise heraus, denn Indira erlitt mit
ihrer Kongress-Partei eine bittere Niederlage. Die schnell gegründete
Janata-Partei konnte als Volkspartei einen Wahlsieg feiern.
Die Janata-Partei aber hatte sich
leider nur
eines auf das Banner geschrieben: Indira zu bekämpfen. Nach der
gewonnen Wahl besaß sie kein Konzept. Ihr Führer, Moraji Desai,
schien nichts anderes im Auge zu haben, als die Kühe zu schützen,
den Alkohol zu verbannen und Wert darauf zu legen, sein tägliches
Glas Urin pünktlich zu trinken. Er versuchte erst gar nicht, die
Probleme des Landes anzupacken. So stieg die Inflationsrate wieder
in die Höhe, Unruhen nahmen zu und die Wirtschaft stagnierte. Es
wunderte niemanden, dass Janata Ende 1979 in Ungnade fiel und die
Wahlen von 1980 Indira Gandhi wieder an die Macht kommen ließen;
diesmal allerdings gestärkt durch eine Mehrheit wie nie zuvor.
|
Kaisar Ashoka |
Die bei weitem größte Figur
in der langen Geschichte des Maurya-Reiches war Ashoka,
Chandraguptas Enkel. Ashoka war fast unbekannt, mit Ausnahme
einer vagen Erwähnung in den Puranas, die bis vor 100 Jahren
eine der ältesten historischen Aufzeichnungen darstellten.
Verschiedene Inschriften aus dieser Periode, im
Brahmi-Schriftsystem verfasst, beziehen sich auf einen König
namens Devanamapiya Piyadassi, Liebling der Götter. 1915
entdeckte und entzifferte man eine weitere Inschrift und fand
heraus, dass der König auch Ashoka Piyadassi hieß. Eine
zeitgenössische ceylonesische Chronik, die Mahavamsa,
bestätigt die Theorie, dass Kaiser Ashoka mit dem Devanamapiya
der Inschriften identisch ist. Es hat Jahre gedauert, die
zahlreichen Erlasse von Ashoka zu entziffern. Sie sind in Fels
gehauen, in Metall sowie in monolithische Säulen und im ganzen
Land zu finden. Sie stellen eine wichtige Quelle der
Maurya-Geschichte dar und sind auch eine Art Biographie
Ashokas. Als Ashoka den Thron im Jahr 273 v. Chr. bestieg,
gehörten zum Maurya-Reich fast ganz Indien und ein großer Teil
Zentralasien, das von Vizekoenigen regiert wurde.Ashoka diente
auch als Vizekoenig von Taxila, der Hauptstadt der
nordwestlichen Provinzen. Nur die südliche Spitze Indiens und
Kalinga (nun Orissa) im Osten blieben unabhängig. Ashoka hat
nie die Roben eines buddhistischen Mönches getragen. Die
Dharma (Pflicht) der Kshatriyaverlangte, dass er das
Landverwalte und beschütze.
Die buddhistischen Institutionen wurden während seiner
Herrschaft neu organisiert. Der dritte buddhistische Rat fand
in Pataliputra im Jahr 250 v. Char. Stat, und der Kaiser war
darum bemüht, die Lehre Buddhas im Land und auch außerhalb zu
verbreiten. Ashoka starb 232 v. Chr., nach 41 Jahren an der
Macht. “Unter den Zehntausenden Namen von Monarchen, die sich
an den Säulen der Geschichte drängen”, schreibt H.G. Wells in
seiner Outline of History”… glänzt der Name Ashokas, und er
glänzt fast alleine … Mehr Menschen halten heute sein Andenken
in Ehren als das von Konstantin oder Karl dem Großen.” Ashoka
drängte anderen seinen Glauben nicht auf. Die verbreitete
Interpretation, dass der Buddhismus zu einer Arts
Staatsreligion wurde, ist falsch. Ashoka selbst sagte, dass
alle Glaubensrichtungen Verehrung verdienen. Und obwohl er
einige tausend Stups im ganzen Land errichten ließ, Stiftungen
an Klöster machte und den Buddhismus in jeder Weise förderte,
erhielten Zentren hinduistischen Lehre und Anbetung weiterhin
die Unterstützung des Hofes, und die brahmanisch ausgebildete
Elite busselte nichts von ihrer Macht ein. Ashokas Glaube
regte zu Gewaltlosigkeit und Vegetarismus an, was sicherlich
die Hindus beeinflusste, von denen die meisten kein Fleisch
mehr aßen. Doch entgegen seiner Betonung von Toleranz und
religiösem Eklektizismus war es sein Glaube an das
spartanische buddhistische Ethos, das ihn dazu brachte,
Festlichkeiten und Versammlungen zu verbieten.
Ashoka führte ein System königlicher Touren ein, Dharma Yatra
(Touren der Pflicht) genannt. Dhamma ist die buddhistische
Nomenklatur des Sanskritbegriffes Dharma, beide Wörter
bedeuten “Pflicht”. Der Brauch entstand aus seinem Wunsch, die
Orte zu besuchen, an denen Buddha gelebt und gelehrt hatte. In
Bodh Gaya hat er erstmals direkten Kontakt mit seinen
Untertanen. Zum ersten Mal sprach ein Kaiser mit den Massen,
erläuterte seine Politik und fand Lösungen für die Probleme
seines Volkes. Königliche Exkursionen waren bald an der
Tagesordnung. Für Ashoka stellten sie ein nützliches Mittel
dar, um Beamte zu kontrollieren, besonders in den entlegenen
Gegenden des Reiches. Das Konzept der königlichen Touren der
Pflicht wurde erweitert und schloss auch Missionen außerhalb
des Landes mit ein. Seinen Erlassen zufolge schickte Ashoka
Abgesandte und Botschafter mit seinen Grüßen und der Lehre
Buddhas an die Höfe von Syrien, Ägypten, Mazedonien und
Epirus. Er verheiratete seine Tochter Sanghamitra mit einem
Adligen aus Nepal, und von hier aus hat sie wahrscheinlich die
Lehre des Vierfachen Pfades nach Tibet und China gebracht.
Mahinda, sein Sohn, wurde nach Ceylon gesandt, und andere
Familienmitglieder gingen mit buddhistischen Doktrinen nach
Zentralasien, Burma und Siam.
Indien: Das Regierungssystem
Indien verfügt über ein
parlamentarisches System, das Gemeinsamkeiten mit dem
Regierungssystem der USA besitzt. Im wesentlichen gibt es zwei
Häuser des Parlaments – ein Unterhaus, bekannt als das Lok
Sabha (Haus des Volkes), und ein Oberhaus (Rajya Sabha) als
Vertretung der Länder. Das Unterhaus setzt sich aus bis zu 500
Abgeordneten zusammen und wird für 5 Jahre nach dem
Mehrheitswahlrecht in Wahlkreisen gewählt, während die ca. 250
Mitglieder des Oberhauses von den Landtagen entsandt werden;
nur 8 Mitglieder des Oberhauses bestimmt der Staatspräsident.
Wie in England das House of Representatives kann das Unterhaus
in Indien aufgelöst werden. Aber anders als in England oder
Australien ist das beim Oberhaus nicht möglich. Der
bundesstaatliche Aufbau Indiens trägt der außergewöhnlichen
Vielfalt des Landes Rechnung, sodass Indien heute aus 28
Bundesstaaten und 9 Unionsterriritorien besteht. Die
Länderregierungen besitzen eigene gesetzgebende Versammlungen
(Vibhan Sabha). Staatsoberhaupt ist der Staatspräsident. Er
wird von einem Wahlmännergremium gewählt, das sich aus
Mitgliedern des Ober- und Unterhauses sowie der Landtage
zusammensetzt. Der Staatspräsident ist lediglich eine
Galionsfigur, während der Premierminister die Macht ausübt.
Die Zuständigkeiten für die Verwaltung liegen entweder in den
Händen der Zentralregierung oder sind Ländersache und sind in
der Verfassung festgelegt. So ist die Zentralregierung z. B.
zuständig für Verteidigung, auswärtige Angelegenheiten,
Währung und Kredit, Verkehrswesen, Zölle, Steuern. Die
Bereiche Polizei, Erziehung, Landwirtschaft und Industrie
sowie Gesundheitswesen sind Ländersache. Es gibt auch
Angelegenheiten, die sowohl von den Länderregierungen als auch
von der Zentralregierung behandelt werden; im Zweifelsfall
geniesst der Gesamtstaat die Priorität. Alle erwachsenen Inder
sind wahlberechtigt. Außerdem sieht die Verfassung einen
Schutz für Minderheiten vor. Hierzu zählt der Schutz der
Harijans und anderer Stammesgruppen, die sich noch überall im
Land finden.
|
Die Kongresspartei |
Gandhi
riet Nehru und Sardar Patel, den zwei Giganten der
Freiheitsbewegung, die Kongress-Partei nach der
Unabhängigkeit aufzulösen und eine neue Partei mit
gleichgesinnten Kollegen zu gründen, um die erste
Regierung des freien Indien zu bilden. Er warnte sie
davor, dass es Dissens, Eifersucht, Gerangel um
Positionen und Macht von seiten jener geben würde, die
ihre Zugehörigkeit zur Kongresspartei betonten, aber
tatsächlich ganz anders geartete politische
Einstellungen hatten. Von ihrer Gründung im Jahr 1885
als eine, Organisation für die geistige, moralische,
gesellschaftliche und politische Regeneration der
Menschen Indiens” bis 1947 und dem Fortgang der Briten
wurde die Kongresspartei immer stärker und entwickelte
sich zu einer wirklichen Nationalbewegung, die in sich
eine heterogene vereinte. Alle indischen Religionen
waren in ihr repräsentiert, und so unterschiedliche
Personen wie extreme rechte Hindus, orthodoxe Moslems,
Demokraten, Sozialisten, Kommunisten, Moderate,
Liberale, bombenwerfende Militante, Intellektuelle,
Philosophen, Traditionelle und sogar einige Engländer
gehörten zur buntgemischten Crew der Kongresspartei. Die
Befreiung Indiens von britischer Herrschaft war ihr
einziges Bindeglied.
Dieser sie vereinende Faktor fiel am 15. August 1947
weg, und Nehru schenkte Gandhis Warnung keine Beachtung.
Mit aufrichtigem Idealismus glaubte er, diese
ideologisch so heterogene Gruppe zusammenhalten zu
können. Doch bald führten seine Differenzen mit Sardar
Pate, dem pragmatischen Innenminister, dessen
energisches Taktieren die Integration der Fürstentümer
bewirkt und der eine streng kapitalistische Einstellung
zur Wirtschaft hatte, zum
Rücktritt des Ministers. Dies
war der Anfang der Querelen innerhalb der Kongresspartei.
Trotz ihrer Heterogenität hatte die Partei in
Krisenzeiten stets ein geeignetes Auftreten gezeigt. Als
Nehru 1964 starb, wurde Lal Bahadur Shastri einstimmig
zu seinem Nachfolger ernannt. Obwohl er so ziemlich das
Gegenteil von Nehru war und dessen Statur,
Anziehungskraft und westliche Orientierung vermissen
liess, war er entschlossen in seinen politischen
Entscheidungen und führte einen neuen und ganz und gar
indischen Führungsstil ein. Doch 18 Monate später starb
er durch einen Herzanfall während der
indisch-pakistanischen Friedensgespräche (1966) in
Taschkent. Diesmal war die Frage der Nachfolge nicht so
einfach, denn es gab einige qualifizierte Kandidaten für
die Position der Premierministers. Doch die
Kongresspartei befasste sich mit dem Problem der Führung
auf schnelle und effiziente Weise und bot die Position
Indira Gandhi als einziger möglicher
Kompromisskandidatin an (die zu diesem Zeitpunkt ein
politischer Niemand war). Das Volk bestätigte die
Entscheidung der Partei bei den Wahlen von 1971. Die
Ermordung Indira Gandhis ließ das Land nur für einige
Stunden führerlos: Die Kongresspartei votierte
einstimmig für Rajiv Gandhi als vorläufigen
Premierminister, eine Maßnahme, die das Volk wieder bei
den Wahlen von 1985 für gut hieß und der Partei eine
überwältigende Mehrheit gab. Nach Rajiv Gandhis
Ermordung trat P.V. Narasimha Rao dessen Nachfolge an.
Bei den nächsten Wahlen verlor die Kongresspartei die
Macht
in Indien. |
Rundreisen
Indien - Nepal - Bhutan |
MUSEEN UND GALERIEN
Lange Zeit hatte man Delhi als langweilige Verwaltungsstadt und
kulturelles Brachland ohne eigene Tradition abgetan. Doch in den
letzten Jahrzehnten erlebte sie durch die Blüte der darstellenden
und bildenden Kunst sowie die explosionsartige Entstehung von
Kunstgalerien und Museen einen wahren kulturellen Boom. Als die
Briten ihre glanzvolle neue Hauptstadt erbauten, hielten sie es
nicht für notwendig, auch nur einen einzigen Kulturtempel zu
errichten. Heute verfügt Delhi dagegen über 20 Museen und Dutzende
von Kunstgalerien, die dem Besucher eine ausgezeichnete Vorstellung
von Reichtum und Vielfalt der klassischen, volkstümlichen und
zeitgenössichen indischen Kunst vermitteln. Hier nun eine
Beschreibung der wichtigsten Museen und Galerien.
Das Nationalmuseum: Obgleich es erst 1960 erbaut wurde, besitzt das
National-museum eine ungewöhnlich umfangreiche Sammlung, die
ständing erweitert wird. Ihren Kern bildete eine Ausstellung im
Burlington House in London 1947/48, zu der einige der schönsten
Gemälde, Skupturen und Dekorationsstücke aus den Museen des Landes
zusammengetragen worden waren. Die Sammlung umfaßt die indische
Kunst von der Urgeschichte bis zur klassischen Periode vom 3.
vorchristlichen Jahrhundert bis ins 17. Jahrhundert (der Blützeit
der Stein-und Bronzeplastik), ferner Miniaturmalereien, Textilien,
dekorative Kunst, Waffen, Stammes-kunst, zentralasiatische und
präkoumbische Antiquitäten, Kleidung und Musik-instrumente. Daneben
gibt es Sonderausstellungen mit wechselnden Exponaten aus dem
eigenen Bestand oder mit Leihgaben fremder Museen.
Den Rundgang beginnt man am besten in der ersten Galerie auf der
linken Seite, die die Entwicklung des Menschen in Indien von vor
einer halben Million Jahren bis ca. 2000 v. Chr. aufzeigt,
einschließlich der großen Induskultur, die 2500 v. Chr. in Mohenjo
Daro und Harappa im heutigen Pakistan entstand. Die Funde von
Mohenjo Daro lassen auf eine Zivilisation schließen, die über
geplant angelegte Städte verfügte, einen hochentwickelten Lebensstil
pflegte und Beziehungen zu anderen östlichen Kulturen unterhielt.
Auffallend sind vor allem die feingeformten Spielzeuge,
Keramikwaren, Schmuckstücke und kleinen Statuen sowie Siegel mit
Schriftzeichen, die bis heute nicht entziffert sind.
Die nächste Galerie leitet über zur historischen Periode der
indischen Kunst und beschäftigt sich vor allem mit der
Maurya-Dynastie (3. Jahrhundert v. Chr.) und der Sunga-Dynastie (2.
Jahrhundert v. Chr.). Die Maurya-Periode zur Zeit des großen Kaisers
Ashoka zeichnet sich besonders durch monumentale Säulen aus, die von
Tierkapitellen gekrönt werden. Die Bronzereplik einer Ediktsäule von
Ashoka zur Festlegung des Sittenkodex kann im Museumsgarten
bewundert werden.
Drei große indische Schulen der Bildhauerkunst aus Nord-, Süd-und
Zentral-indien (1.-3.Jahrhundert n. Chr.) sind in der nächsten
Galerie zu finden. Besondere Aufmerksamkeit verdienen der
Bodhisattwa aus gesprenkeltem roten Sandstein, die Buddha-Köpfe im
griechisch-römischen Stil aus Gandhara in Nordin-dien (das die
Griechen unter Alexander dem Großen erobert hatten) sowie einige
herrliche Tafeln und Friese mit Szenen aus dem täglichen Leben, die
aus den Ruinen von Nagarjunakonda in Südindien, einem damals
bedeutenden Zentrum des Buddhismus, stammen. Auf der linken Seite
befinden sich die Gupta-Galerien mit wundervollen Plastiken aus
einer Zeit, die für ihren monumentalen und gleichzeitig anmutigen
Stil bekannt ist (4.-6. Jahrhundert).
Die früh mittelalterlichen Galerien (6.-12.Jahrhundert) zeichnen
sich durch die Steinbilder der Pala- und Sena-Dynastie aus
Ostindien, die verzierten Fensterstürze des südindischen Königreichs
von Hampi und die Pallava-Plastiken aus Ostindien, die verzierten
Fensterstürze des südindischen Königreichs von Hampi und die
Pallava-Plastiken aus Mahabalipuram aus.
Im Erdgeschoß befinden sich ferner die beiden Sonderausstellunges
der Bronze-Galerie und der Buddhistischen Galerie. Die bronzenen
Chola-Plastiken (10. Jahrhunter), vor allem die tanzenden
vierarmigen Nataraj-Figuren (deren kitschige Repliken in indischen
Souvenirläden verkauft werden), strahlen eine magische
Anziehungskraft aus. Die 1990 eröffnete Buddhistische Galerie lockt
mit den 1972 in Piprahwa in Utter Pradesh ausgegrabenen Relikten von
Buddha zahlreiche Besucher an. Ästhetisch reizvoller sind jedoch die
Buddha-Skulpturen verschiedener Stilrichtungen-der apolloähnliche
Kopf aus Gandhara, die klassisch anmutig geformten Szenen aus dem
Leben von Buddha aus Sarnath und zwei äußerst ungewöhnliche
Stuckhäupter aus Zentralasien.
Im ersten Stock befinden sich die Dauerausstellungen über
Miniaturmalerei, Manuskripte und zentralasiatische Antiquitäten
sowie einige Räume für Sonderausstellungen. Die auf zwei Galerien
verteilten zentralasiatische Antiquitäten ziehen Gelehrte und
Kunsthistoriker zus aller Welt an. Sie sind die Früchte zweier
Expeditionen, die Sir Aurel Stein 1900-1916 entlang der alten
Seidenstraße nach China unternommen hatte. In dieser Region trafen
die verschiedensten Völker, Kulturen, Kunstrichtungen und Religionen
aufeinander, wie die hier gefundenen Skulpturen, Münzen,
Seidenstoffe, Wandgemälde und Keramikwaren aus dem 3. bis 12.
Jahrhundert beweisen. Glanzstück der Sammlung sind die großen
Wandgemälde, die leider im angrenzenden Archäologischen Museum in
düsteren, schlecht beleuchteten Räumen nicht zur Geltung kommen.
Die Geschichte der indischen Malerei in der Galerie zur Linken ist
der ganze Stolz des Nationalmuseums: Es handelt sich um die wohl
umfangreichste Sammlung indischer Miniaturen. Aus der von persischen
Künstlern am Hof der Moguln eingeführten Miniaturmalerei
entwickelten sich mehrere indische Schulen. Mit viel Liebe zum
Detail und leuchtenden Farben werden verschiedenste Themen
dargestellt: Tiere und Pflanzen, Episoden aus Mythen und Legenden,
Szenen des höfischen Lebens und Porträts. In diesen Räumen befinden
sich auch die eigenartigen Gemälde der am europäischen Geschmack
orientierten Company-Schule (18. und 19. Jahrhundert) sowie die
dekorativen Tanjore-Gemälde aus Südindien, die zum Teil auf Glas
gemalt sind und dadurch eine zauberhaft lasierende Wirkung erzielen.
Die umfangreiche Manuskripten Sammlung mit wundervoll illuminierten
Handschriften auf Pergament und Palmenblättern liefert einen
eindrucksvollen Überblick über die Buchkunst in Indien. Zu beachten
sind auch die erlesen kalligraphierten und illuminierten Korane. Die
Ausstellungsräume im zweiten Stock widmen sich der Anthropologie,
präkolumbischen Kunst, dekorativen und angewandten Kunst, vor allem
in den Bereichen Textilien, Metall, Jede, Waffen und Schnitzereien.
Anthropologische Galerie: Im Mittelpunkt steht hier die
bemerkenswerte Sammlung von Verrier Elwin zur Stammeskunst aus den
nordöstlichen Staaten Nagaland und Arunachal Pradesh sowie aus
Ost-und Zentralindien. Stammeskostüme, Schmuck, Holzschnitzereien
und Gebrauchsgegenstände sowie Fotos und Schaubilder geben Aufschluß
über die Vielfalt der Volksstämme in Indien. Waffengalerie:
Die auf das 17. Jahrhundert zurückgehende Waffensammlung umfaßt
sowohl Kampfwaffen als auch zeremonielle Waffen, die zum Teil
erlesen verarbeitet, mit Juwelen oder Elfenbein besetzt und mit Gold
ziseliert oder Elfenbein besetzt und mit Gold ziseliert sind.
Holzschnitzereien: Die Sammlung umfaßt Fragmente komplizierter
Schnitzereien aus Holztempeln in Gujarat, Schreine, Tür-und
Fensterrahmen mit Relieffiguren und geschnitzte Vertäfelungen von
Tempelwagen aus Südindien. Dekorative Kunst: Den Textilien wird hier
der meiste Platz eingeräumt – bestickte Kaschmirschals aus feinster
Wolle, zarter Musselin, Brokatsaris und höfische Gewänder. Doch man
findet auch Beispiele für Mogul-Jade, rituelle Metallampen, alte
Münzen und Muster ornamentaler Kalligraphie.
Präkolumbische Kunst: Diese außergewöhnliche Sammlung ist dem
indischen Kunsthändler Nasli Heeramaneck zu verdanken, der sich in
New York niedergelassen hatte und sich mit den Kulturen auf dem
amerikanischen Kontinent vom 9.Jahrhundert v. Chr. bis zur Ankunft
von Kolumbus befaßte. Sie beinhaltet Terracottafiguren der Majas,
Metall- und Holzwaren der Inkas sowie Kunstgegenstände
nordamerikanischer Indianerstämme.
Nationalgalerie für Moderne Kunst: Das unter Sir Edwin Lutyens’
Leitung erbaute Herrschaftshaus des früheren Maharaja von Jaipur
liefert heute den Rahmen für dieses Museum, das sich mit der
Entwicklung der indischen Kunst von der Mitte des 19. Jahrhunderts
bis in die heutige Zeit beschäftigt. Neben Werken Einiger berühmter
indischer Künstler aus dem frühen 20. Jahrhundert verdient vorallem
die Sammlung von ,,Company-Gemälden“ aus dem 19. Jahrhundert
Beachtung. Sie umfaßt auch britische Maler wie Thomas Daniells und
Tilly Kettle, deren Ölgemälde, Aquarelle und Stiche indischer
Landschaften und Monumente typisch für diese Periode sind.
Interessant sind auch die Werke des beliebtesten indischen Malers im
ausgehenden 19. Jahrhundert, Raja Ravi Varma. Er bereiste die
Fürstenstaaten und malte steife viktorianische Portraits sowie
Szenen aus Hindu-Mythen und Legenden. Seine Werke wurden tausendfach
vervielfältigt und zierten nahezu jedes bürgerliche Heim. Selbst
heute ist Raja Ravi Vermas Einfluß auf die indische Ikonographie
noch spürbar, wie an den überall erhältlichen religiösen Kalendern
und Postern zu erkennen ist.
Darüber hinaus bietet die Nationalgalerie eine umfassende
Darstellung dreier heraustragender indischer Maler: des
Nobelpreisträgers für Literatur Rabindranath Tagore, dessen
schriftstellerische Tätigkeit seine Malbegrabung lange Zeit in den
Schatten stellte, Jamini Roy, der sich von der traditionellen
Volkskunst der Bengalen inspirieren ließ, und Amrita Sher Gil, deren
lebendige, leidenschaftliche Gemälde Szenen aus dem täglichen Leben
einfangen.
Nehru Memorial Museum und Bibliothek: Das Museum ist Indiens erstem
Premier-minister Jawaharlal Nehru gewidmet, der das ursprünglich für
den britischen Oberbefehlshaber im imperialen Architekturstil von
Lutyens erbaute Teen Murti House 16 Jahre lang bewohnte. Es wurde
mitsamt der elf Hektar großen Rasenfläche, den Büschen und dem
Rosengarten in seinem kolonialen Glanz erhalten und weist
burmanische Teakholzvertäfelungen, solide Messingbeschläge und ein
kupfernes Treppengeländer auf. Auch in den Räumen wurde nach Nehrus
Tod 1964 nichts verändert. Gerade diese private Atmosphäre macht das
Museum besonders anziehend, gewährt es doch einen Einblick in das
Leben dieses genügsamen und zugleich eleganten Mannes. Die Räume
quellen förmlich über von abgegriffenen Büchern, und überall stehen
Schalen mit Rosen – denn Nehru steckte sich jeden Tag eine ins
Knopfloch.
Die Fotogalerie mit Nehrus Zeitgenossen kommt einem Who’s who von
Persönlichkeiten aus aller Welt gleich und ist gleichzeitig eine
Einführung in die Geschichte der indische Freiheitsbewegung. Direkt
neben dem Museum liegt die Bibliothek, die über die beste Sammlung
von Privatpapieren, Büchern und Mikrofilmen über die moderne
indische Geschichte verfügt. Im Garten findet jeden Abend (außer
während des Monsuns) eine Ton- und Lichtschau statt.
Tibet-Museum: Dieses kleine, aber faszinierende Museum unter
kundiger Leitung eines gelehrten Lama zeigt Glanzstücke der
tibetischen Kunst-und Handwerkstradition, die eine einzigartige
Mischung chinesischer, indischer und nepalesischer Traditionen mit
einheimischen Stilrichtungen darstellt. Besondere Erwähnung verdient
die schöne Sammlung alter thangkas aus dem 15. bis 18. Jahrhundert.
Diese bemalten Gebetsfahnen, die die Mauern tibetischer Klöster
schmückten, wurden aus allen Teilen Tibets zusammengetragen.
Die Schmuckexponate umfassen Ohrringe, Gürtel, Börsen, Medaillons
und silbernen Haarschmuck, die mit riesigen Korallen und Türkisen
besetzt sind. Im oberen Stockwerk befinden sich eine Bibliothek mit
seltenen Handschriften und im Erdgeschoß ein Laden mit einigen
Antiquitäten, guten Repliken der ausgestellten Schmuckstücke und
rituellen Gegenstände, ferner gewirkte Stoffe und Kräutermedizin.
Sanskriti Museum für Alltagskunst: Die kleine, bezaubernde
Privatsammlung reicht von Ikonen und Statuen aus Hausaltären über
groß Keramikkrüge zur Aufbewahrung von Öl bis hin zu dekorativen
Kämmen, Spiegein, Toilettenartikeln und traditionellen
Küchenutensilien. Alle hier gezeigten Gegenstände verbinden auf eine
perfekte Art Schönheit und Nützlichkeit. Der Besitzer des Museums,
O.P. Jain, hat indische Dörfer und Städte durchkämmt und einige
seiner wertvollsten Exponate auf Schrottplätzen entdeckt.
Gandhi Memorial Museum: Wer hier eine große Vielzahl von
Memorabilien erwartet, wird sicherlich enttäuscht sein, da Gandhi
seinen persönlichen Besitz auf das Notwendigste beschränkte: Eine
zerbrochene Brille, Holzsandalen, ein Stock, ein Lendentuch und
natürlich das Spinnrad waren sein gesamten irdischen Besitztümer.
Daneben zeige das Museum eine große Sammlung historischer
Fotografien aus Gandhis Leben und seiner Zeit, eine Bibliothek mit
Büchern von ihm und über ihn sowie einige Gemälde, die Episoden aus
seinem Leben darstellen.
Luftwaffenmuseum: Diese herrliche Sammlung alter Flugzeuge umfaßt
unter anderem einen Sikorsky-Hubschrauber, den japanischen
Ohka-Flieger der Kami kazepiloten, ein historisches Wapiti, das 1929
als erstes Flugzeug durch den Khyber-Paß flog, Spitfires und
Hurricanes sowie verschiedene andere Flugzeuge aus dem Zweiten
Weltkrieg, die die Amerikaner nach Kriegsende in Indien
zurückgelassen hatten.
Nationalmuseum für Naturgeschichte: Vor allem Schulkinder sind von
den Exponaten und dem phantasievollen ,,Dis-covery Room“begeistert,
wo sie seltene Arten untersuchen und betasten, lebende Tiere
beobachten und malen können. In den letzten Jahren hat sich das
Museum zu einem wichtigen Zentrum für Umwelterziehung entwickelt:
Täglich finden dort Filmvorführungen über Ökologie und anschauliche
Vorlesungen übe Natur-und Artenschutz statt.
Die audiovisuelle Präsentation der Evolution ist eine gute
Einführung in die nachfolgenden Exponate – Fossilien, ein Aquarium,
eine Sammlung von Vogeleiern und ausgestopften Vögeln und daneben
ein Brutapparat, in dem man das Schlüpfen von Küken beobachten kann.
Konstgalerien: In Delhi ist es zu einem Boom der Kunstgalerien
gekommen, seit der Markt in den letzten drei Jahren enorm ausgedehnt
hat und den zeitgenössischen indischen Künstlern nun die Anerkennung
zuteil wird, die sie verdienen, Es werden Werke aus verschiedensten
Materialen. Von Glasfasern und Acryl bis hin zu Terrakotta und Holz,
ausgestellt. Die Stilrichtungen sind teils avantgardistisch, teils
von der traditionellen indischen Ikonographie inspiriert oder an die
Volks- und Stammeskunst angelehnt.
Garhi: Idealer Ausgangspunkt für die Erkundung der modernen
Kunstszene in Delhi ist Garhi, ein von der Lalit Kala Akademi
(Nationale Akademie der Schönen Künste) geschaffener Atelier-komplex.
Trotz seiner Lage im verkehrs-belasteten südöstlichen Stadtteil East
of Kailash ist Garhi eine Oase der Ruhe, abgeschirmt von der Hektik
der Stadt. Der anheimelnde frühere Landsitz liegt
in einem weitläufigen, von einer Mauer begrenzten Mogulgarten mit
alten Bäumen, einem Brunnen, Steinpavillons und Ställen, die
inzwischen in Ateliers umgewandelt wurden. Schon beim Durchschreiten
des imposanten Torbogens wird man gewahr, daß man eine Stätte der
Kunst betritt: Allerorts sieht man an Baumstümpfe gelehnte
Skulpturen, auf den Veranden aufgestellte Gemälde und
Lithographiesteine.
Garhi besitzt vier große Gemeinschaftsateliers für Malerei, Graphik,
Plastik und Keramik sowie zehn Einzelateliers. Man kann hier direkt
bei den Künstlern zu sehr viel niedrigeren Preisen als in den
Galerien einkaufen.
Die derzeit führende kommerzielle Kunstgalerie in Delhi ist Art
Heritage in Triveni Kala Sangam, mitten im Kulturzentrum von Delhi.
Jahr für Jahr präsentiert sie mindestens 15 der führenden indischen
Künstler in Retrospektiven, aber auch die aktuellen Werke. Nur
wenige Gehminuten von Art Heritage entfernt liegen drei weitere
Galerien, die einen Besuch lohnen – Shridharani Gallery, LTG Gallery
und Lalit Kala Gallery.
Zu den ältesten Galerien in Delhi zählt das Dhoomi Mal Art Centre am
Connaught Place. Es zeigt die Werke einer Vielzahl etablierter
indischer Maler und Bildhauer. Die Inhaber sind freundlich und
hilfsbereit. Ebenfalls am Connaught Place befindet sich das noch
relative neue Centre for Contemporary Art, das mit seinen
Präsentationen zeitgenössischer Kunst in dieser Saison bereits große
Erfolge erzielt hat.
Die dynamische und unternehmungslustige CMC Gallery organisiert
,,Kunstlager“ in ganz Indien und stellt dann die besten Arbeiten
aus.
Zwei ausgezeichnete Galerien befinden sich in Hauz Khas Village,
Delhis exquisitem neuem Einkaufszentrum: Die Village Gallery bemüht
sich, insbeson-dere führende Maler aus Kalkutta und Bombay zu
zeigen, deren Werke anson-sten in Delhi nur selten zu sehen sind.
Indar Pasricha Fine Arts ist etwas eklektischer, aber nicht weniger
interessant. Hier werden sowohl zeitgenössische Landschaftsbilder
als auch Stiche aus dem 19. Jahrhundert oder seltene Textilien und
Stickereien ausgestellt.
Auf dem für seine Antiquitätenläden bekannten Sundar Nagar Markt
kann man wunderbar herumstöbern. Die interessante Kumar Gallery ist
eine der wenigen in Delhi, die sich mit Stammeskunst befaßt. Hier
gibt es Perlen und Holzmasken aus Nagaland, bronzene Tierfiguren und
Dorfgötter, Hornschnitzereien und Spielzeug aus Zentralindien.
Weitere etablierte Kunstgalerien in Delhi sind Studio One, Habiart
Gallery, Gallerie Ganesha, All India Fine Arts and Crafts Society
und Gallery Aurobindo. Das India International Centre ist zwar keine
Kunstgalerie, präsentiert jedoch häufig hochkarätige Ausstellungen.
Eine Reihe ausländischer Kulturzentren verfügt ebenfalls über
Galerien, doch die Exponate stehen nicht immer zum Verkauf. Zu ihnen
gehören die Gallerie Romain Rolland, Max Muller Bhavan und das
American Centre. |
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