Indien hat eine Fülle von Sehenswürdigkeiten, kulturellen Schätzen und
landschaftlicher Vielfalt zu bieten, die Touristen aus aller Welt
anziehen. Hier sind einige der Hauptattraktionen:
Taj Mahal: Das Taj
Mahal in Agra ist eines der bekanntesten Wahrzeichen Indiens. Es ist
ein atemberaubendes mausoleumartiges Gebäude aus weißem Marmor und
gilt als Meisterwerk der Mogulkunst.
Rajasthan: Diese nordindische Region ist für ihre prächtigen Paläste,
Festungen und farbenfrohen Märkte bekannt. Hier können Besucher das
kulturelle Erbe Indiens erleben, indem sie die historischen Städte
Jaipur, Udaipur, Jodhpur und Jaisalmer erkunden.
Kerala: Im Süden Indiens gelegen, ist Kerala für seine atemberaubenden
Backwaters, ruhigen Strände, Gewürzplantagen und die traditionelle
Ayurveda-Medizin bekannt. Eine Bootsfahrt durch die Backwaters ist ein
unvergessliches Erlebnis.
Varanasi: Varanasi ist eine der ältesten bewohnten Städte der Welt und
ein heiliger Ort für Hindus. Am Ufer des Ganges gelegen, ist die Stadt
berühmt für ihre Ghats (Stufen zum Fluss), Tempel und die spirituelle
Atmosphäre. Das Beobachten der Ganges-Aarti-Zeremonie ist ein
Höhepunkt für viele Besucher.
Nationalparks und Wildreservate: Indien ist Heimat einer reichen
Tierwelt, und seine Nationalparks und Wildreservate bieten die
Möglichkeit, exotische Tiere wie Tiger, Elefanten, Leoparden und
verschiedene Vogelarten zu beobachten. Der Ranthambore-Nationalpark,
der Kaziranga-Nationalpark und der Periyar-Nationalpark sind nur
einige der beliebten Orte für Wildtierbeobachtungen.
Tempel und religiöse Stätten: Indien ist ein Land der Religionen, und
es gibt eine Vielzahl von Tempeln, Moscheen, Kirchen und anderen
religiösen Stätten im ganzen Land. Zu den bekanntesten gehören der
Tempelkomplex von Khajuraho, der Goldene Tempel in Amritsar und die
Höhlen von Ajanta und Ellora.
Kulturelle Vielfalt: Indien ist ein Schmelztiegel verschiedener
Kulturen, Sprachen und Traditionen. Von den farbenfrohen Festivals wie
Diwali und Holi bis hin zu klassischen Musik- und Tanzvorführungen wie
Kathak, Bharatanatyam und Hindustani-Musik gibt es zahlreiche
Möglichkeiten, die reiche Kultur Indiens zu erleben.
Dies sind nur einige der vielen Attraktionen, die Indien für Touristen
bereithält. Das Land hat noch viel mehr zu bieten, von der
pulsierenden Metropole Mumbai bis zu den atemberaubenden Landschaften
des Himalaya.
Uneinnehmbare Festungen
Wenn die Industal-Zivilisation ein
gewisses
Maß an Planung bei den Stadtsiedlungen anwandte – was sich In den
geraden Straßen zeigt, Häusern, die im rechten Winkel stehen, dem
komplizierten Entwässerungssystem. den Kornspeichern und den
öffentlichen Bädern -, so findet man wenig von dem im willkürlichen
Wachstum der meisten indischen Städte wieder. Enge Gassen waren eine
Notwendigkeit, denn durch sie konnten die Menschen in Zeiten eines
Angriffs entkommen. Dies reflektierte zu einem gewissen Grad die
großen defensiver Forts, welche dem Schutz der Fürstentümer dienten.
Schmale Zugänge zu den Forts, ebensolche Treppenhäuser und Korridore
hatten eine spezielle Funktion: Im Falle eines Angriffs ließ sich der
Feind durch wenige Verteidiger aufhalten, während die Königsfamilie
und wichtige Adlige durch die unterirdischen Gänge unter diesen
Festungen entkommen konnten.
Diese waren meist aus Stein gebaut und standen oft auf einer Anhöhe
(was nicht möglich war, wenn Wassergräben sie umgaben); sie waren mit
doppelten Zinnen versehen, hinter denen ununterbrochen Wache gehalten
wurde. mit Kanonen und Öffnungen in den Mauern, aus denen im Notfall
siedendes Öl gegossen wurde, um ein Überklettern zu verhindern. Es gab
meist einige eindrucksvoll große Tore am Eingang der Fort (für die
Elefanten des Herrschers), die mit gefährlichen Eisenspitzen bewehrt
waren.
Zwischentore Tore ermöglichten es, Feinde einzuschießen, und während
sie einen Durchbruch zu erzwingen versuchten, wurden sie fortwährend
von den Zinnen aus bombardiert. Dies machte die Forts nahezu
uneinnehmbar.
Prunkvolle Paläste
Die Paläste bildeten meist den Mittelpunkt der Forts und boten eine
willkommene Abwechslung nach der drangvollen Enge der Eingänge.
Plötzlich taten sich geräumige Hallen und große Höfe auf. Die
königlichen Gebäude waren meist nach dem gleichen Plan ausgelegt. Am
Eingang lagen die Ställe und dahinter die Werkstätten, wo die
Handwerker der Königsfamilie arbeiteten. Daran schlossen sich die
Büros der Beamten, die Königsküchen, die Ämter des Herrschers, die
Kammern für Privatkonferenzen und schließlich die königlichen
Wohnräume des Herrschers sowie seiner Königinnen und Konkubinen an.
Das Zenana beherbergte die Frauen getrennt, und wenn diese die Purdah
(Verschleierung) angelegt hatten, wurden sie von Eunuchen bewacht, Man
dachte sich viele Freizeitvergnügen für die Frauen im Zenana aus, denn
es gab wenig für sie zu tun. Doch das müßige Leben machte sie nicht
ganz weich, und auf Befehl waren sie zum Jauhar (Ritus der
Selbst-opferung) auf einem großen Scheiterhaufen bereit, sollte die
eigene Armee von etwaigen Angreifern besiegt werden. Königliche
Frauen, die Jauhar begingen, durften ihre Handabdrücke als Zeichen des
Opfers hinterlassen, und in zahlreichen Forts findet man sie an den
Eingängen.
Die diversen Invasionen haben etliche Beispiele der frühen indischen
Architektur zerstört. Viel von dem, was man heute sieht, geht auf das
Mittelalter zurück, und die besten Gebäude stammen aus der Mogul-Ära.
Die ältesten der noch vorhandenen Bauten lassen sich auf die
glorreiche Periode des Aufstiegs und der Verbreitung des Buddhismus im
Lande datieren. Die drei charakteristischen Formen buddhistischer
Architektur aus dieser Zeit sind der meist monumentale Stupa, die
Chaitya (Gebetshalle) und das Vihara (Kloster). Da die meisten
Wohnquartiere an Klöster angeschlossen waren, weisen jene, die
überdauert haben, extrem einfache Mönchszellen auf, die man mit der
Askese ihrer Bewohner verbindet.
In späteren Zeiten entwickelten die Buddhisten die Kunst der aus Fels
gehauenen Architektur und verwandelten natürliche Grotten in
bemerkenswerte Klöster und Gebetshallen, die mit geschnitzten Säulen,
Balken, Balkonen und Fenstern versehen waren sowie in Form und Stil an
frühere buddhistische Gebäude erinnern.
Gwalior ist eines der schönsten Beispiele für Hindu-Festungen. Die
Forts von Rajasthan wurden in erster Linie zu Verteidigungszwecken
errichtet, doch später, unter den Allianzen mit den Moguln,
dekorierten die ästhetischen Rajputen mit der Präzision von
Juwelieren. Es wurden modisch, auf bestimmte Charakteristika
zurückzugreifen, etwa auf Miniaturgemälde als Zierde für die
wichtigsten offenen Flächen. Das Konzept der Sheesh Mahal
(Spiegelhalle) durch die Verwendung von Glaseinlegearbeiten hielt
Einzug, und man setzte Buntglas ein, um die Sommerhitze abzuwehren.
Zierfenster wurden mit anmutigen steinernen Schutzgittern versehen,
die sowohl Räume vor Einblicken schützten als auch eine feine Brise
einließen und so für Kühlung sorgten. Es gab große Höfe für offizielle
Aktivitäten (das Zenana hatte einen eigenen Hof) und Hallen für
Hofzeremonien. Das größte handwerkliche Geschick kam beim Bau dieser
Paläste zum Tragen, die hinduistische, islamische und später
europäische Einflüsse innerhalb der Fortmauern verwendeten.
Als die Staaten Friedensabkommen mit den Moguln und später den Briten
unterzeichneten, entstanden Paläste außerhalb der Forts. Sie
fungierten nicht mehr als Verteidigungsgebäude, sondern als moderne
Königsresidenzen. Dieser Periode ist in Indien eine verblüffende
Palastarchitektur zu verdanken. Nachdem ein Maharaja Versailles
besucht hatte, nahm er mit seinem Palast (Patiala) eine Nachempfindung
in Angriff. Als Delhi als neue Hauptstadt errichtet wurde, ließ die
Stadt Jodhpur einen Palast erbauen, der die Residenz des Vizekönigs (Umaid
Bhawan) übertreffen sollte, und der Herrscher von Kaschmir war so von
französischer Architektur angetan, daß er für sich ein Chateau in
Jammu orderte. Die exquisitesten Paläste des 19. und 20. Jahrhunderts
waren die Inselpaläste von Udaipur, die in einem See lagen. Diese
märchenhaften Gebäude beherbergen nun Hotels. Die Mogul Paläste waren
sehr luftige Residenzen, im Sommer von riesigen Khus-Vorhängen
geschützt und durch das fließende Wasser gekühlt. In die Marmorwände
innerhalb der Sand-steinfassaden waren Edel- und Halb-edelsteine im
Pietra-Dura-Stil eingelegt. Die Moguln ließen auch ebenso
eindrucksvolle Denkmäler für ihre Toten errichten, etwa Humayuns
Grabmal in Delhi oder das Itmad ud Daulah, das die sterblichen
Überreste von Kaiserin Nur Jehans Vater birgt. Das natürlich
monumentalste Grabmal überhaupt ist das Taj Mahal, ein Gedicht in
Marmor”, an dem 20 000 Arbeiter 22 Jahre lang bauten und das Kaiser
Shah Jahan dem Andenken seiner geliebten Gattin Mumtaz Mahal gewidmet
hat.
Die Briten hatten zunächst versucht, den Architekturstil englischer
Häuser einzuführen, doch im Laufe der Jahre griffen sie zunehmend auf
indische Stil elemente zurück: Das triumphalste Beispiel der
indo-sarazenischen Architektur stellt zweifelsohne die Hauptstadt
Delhi dar.
Havelis
Die Herrenhäuser der Reichen im Havelis-Stil (einer traditionellen
Bauart) wiesen separate Gesellschaftsräume für Männer und Frauen auf.
Die Frauen wurden vor den Blicken männlicher Besucher und anderer
Familienmitglieder durch den Bau eines zweiten inneren Hofes innerhalb
des Hauses geschützt, wo man sich um die gesamte Haus -und
Küchenarbeit kümmerte.Ein Merkmal des Havelis sowie der meisten
indischen Häuser war der Aangan (Hof): unbedacht und dennoch vor
Blicken von außen abgeschirmt. Es galt immer als günstig, wenn die
Tochter einer Familie in diesem Hof heiratete.
Die modernen Häuser kommen zunehmend ohne Aangans aus. Aufgrund der
Angleichung an urbane Bauweisen geht bei den ländlichen Häusern auch
die Verwendung von Volksmotiven und Gipsdekorationen verloren,Heute
repräsentieren die Städte eine neue architektonische Dynamik. Während
die Zahl der Hochhäuser immer noch begrenzt ist, da die Ballungsräume
meist über reichlich Platz für flächendeckenden Wachstum verfügen
(Bombay und Kalkutta sind Ausnahmen), gedeiht die innovative,
experimentelle Architektur. Bedeutende internationale und indische
Architekten haben vielen Gebäuden von Chandigarh ein ganz
individuelles Aussehen verliehen, und einige Entwürfe wurden mit
internationalen Preisen belohnt. Ein Gebäude mag von Josef Stein,
Louis Kahn oder Charles Correa entworfen sein, doch wichtiger noch
ist, daß es strukturelles Design harmonisch in die Umgebung einfügt.
Literature
Die Veden und die Puranas sind die ältesten bekannten Aufzeichnungen
Indiens. Sie sind nicht von einzelnen Autoren verfaßt worden, sondern
stellen eine kollektive Queller Weisheit, der Religion und der
Philosophie der großen Weisen der Vergangenheit dar. Hierauf folgten
die zwei großen Epen, das Ramayana und das Mahabharata, die beide
Jahrhunderte vor dem Beginn der Christlichen Ära entstanden sind. Zur
gleichen Zeit kursierten auch verwandte Erzählungen. die auf den
großen Epen basieren und bedeutende Werke der Literatur wurden. Dazu
zählen die Erzählungen Shakuntala, die weiterhin original in Sanskrit
dramatisiert werden (der Sprache der alten Literatur Indiens) und
Nala-Damayanti.
Ebenso interessant sind die Panchatantra, Indiens erste Volksmärchen –
einfache Fabeln, in denen Tiere dazu dienen, der Maral zum Sieg zu
verhelfen. Sie sind ursprünglich von Vidyapathi auf Sanskrit verfaßt
worden.Bis zum Mittelalter war Sanskrit die vorherrschende Sprache
indischer Literatur. Diese erlebte erst durch den Einfluß der Moguln
und nach der Ankunft der Briten eine Renaissance; nationalistische
Schriftsteller schrieben in der jeweiligen Landessprache. Zu ihnen
gehören Raja Ram Mohun Ray, Bankim Chandra Chatterjee, Rabindranath
Togore und Sarat Chandra Chatterjee sowie Chandra Shekhar Bajyapee,
Bharatendu Harishchandra, Mahavir Prasad Dwivedi und Maithili Sharan
Gupta. Die Beiträge des Poeten Ghalib auf Urdu verdienen Beachtung.
Der Freiheitskampf hat einige Autoren hervorgebracht, darunter die
poetin Sarojini Naidu.
Indien entdeckt gegenwärtig viele seiner früheren Schriftsteller
wieder, und durch Übersetzungen finden ihre Arbeiten größere
Verbreitung. Es existiert auch eine Schule indischer Autoren, die in
englisch schreiben und im Ausland ebensoviel Anerkennung fanden wie in
ihrem Heimatland. Es handelt sich um Autoren wie Ved Mehta, Ruskin
Bond, V.S. Naipaul, Nirad Chaudhuri, R.K. Narayan, Khushwant Singh,
Vikram Seth und Salman Rushdie.
Persönlicher Schmuck
Dem schönen Körper galt seit jeher die Aufmerksamkeit der Bevölkerung.
Die Inder haben stets darauf Wert gelegt, sich mit Schmuck und Blumen
auszustatten. Anders als im Westen legen in Indien auch die Männer
Schmuck an. Wer in Provinzregionen reist, wird Männer finden, die sich
mit Ohrringen und Ohrsteckern als Ergänzung ihren buschigen
Schnurrbärte dekorieren.In den Städten ist dies auch unter Teenagern
Mode geworden, und Männer zeigen meist einen Hang für Goldketten und-
Ringe (wozu ihnen im allgemeinen Astrologen raten).
Indische Frauen tragen stets Armreifen, da ein bloßer Unterarm als
ungünstiges Zeichen gilt. Die modernen Frauen tragen das Mangalsutra
(ein Halsband mit schwarzen Perlen und einem Goldanhänger), welches
sie meist am Hochzeitstag von ihrem Gatten als Symbol der Ehe
erhalten. Verheiratete Frauen bringen auch Sindoor (zinnober-rotes
Puder) auf ihrem Scheitel an. Zudem können sie eine(n) Nasennadel oder-
Ring tragen – meist ein kleiner Diamant an einer Nadel, die den
Nasenflügel durchsticht. Auf der Stirn sieht man den Bindi (einen
roten Punkt, der mit gefärbten Pudern in verschiedenen Formen und
Größen aufgemalt wird), an den Fußgelenken Gold- oder Silberketten.
Die Zigeuner oder Stammesfrauen sind üblicherweise am meisten
geschmückt (vor allem mit Silber), da dies als Investition und
Rücklage gilt.
Anläßlich ihrer Hochzeit legt eine Frau einen Chura (einen Satz
Armreifen aus Elfenbein oder Knochen) an. Meist wird der Chura nur
eine begrenzte Zeit lang getragen, doch Frauen in kleineren Städten
behalten die Reifen so lange an, bis sie brechen.Bis vor einigen
Jahrzehnten dekorierten sich die Frauen mit sehr viel mehr Schmuck.
Heute wird nur noch bei besonderen Anlässen extravagante Kleidung
angelegt; gelegentlich ziehen manche Frauen noch das ganze Register
persönlicher Verzierung mit Ornamenten für ihre Zehen, Hände,
Oberarme, die Stirn und das Haar; Hüftgürtel und silberne
Schlüsselketten mit kleinen Glöckchen erklingen unter dem Sari.
Frauen triage nicht mehr die kunstvoller Frisuren wie in alten Zeiten
(Skulpturen vermitteln einen Eindruck). Während die Frauen in
kleineren Orten gerne Zöpfe flechten, bevorzugen jene, die in den
Städten arbeiten, kurzes Haar. Die indischen Männer sind nun
glattrasiert, obwohl der Schnurrbart als Symbol männlicher Potenz
gilt. In den Dörfern tragen die Männer immer noch Turbane, doch in den
Städten legen ihn nur die Sikhs als Bestandteil ihrer täglichen
Kleidung an. Die Sikhs werden von ihrer Religion dazu
angehalten, das Haar lang und ungeschnitten zu lassen; es verschwindet
als Dutt unter dem Turban. Witwen haben selten die Konzession, sich so
zu kleiden, wie sie es wünschen. Sie tragen keinen Schmuck und sind
entweder in Weiß oder Dunkelbraun gewandet. Jene, die der Welt entsagt
haben, legen Safranfarbenes an.
Was
sind Kasten?
Es existieren keine Kastenzeichen, Das Kastensystem gibt es natürlich,
doch sein Wesen ist von kolonialistischen Historikern, die nur seine
oberflächlichen Starrheiten sahen und es meist aufgrund mangelnder
Kenntnis und Erfahrung verdammten, stark verkannt worden. Es mutet
jedoch seltsam an, daß sie nie die Parallelen zu dem europäischen
System der Gilden erkannten, das Handwerker auf der Basis ihrer
Spezialisierung in verschiedene gesellschaftliche und wirtschaftliche
Gruppen aufteilten.
Denn darum geht es, etwas vereinfacht, bei dem Kastensystem: um eine
hierarchische sozioökonomische Organisation der Gesellschaft, die sich
entwickelte, als Indiens alte Zivilisation die nomadischen, Sanskrit
sprechenden Arier absorbierten, die von den Steppen Zentralasiens
herkommend, sich in Nordindien niederließen. Die alten Hindus, “die
Menschen des Tals des Indus-Flusses”, nahmen bald Funktionen und
Spezialisierungen an, die wenig mit dem Bestellen des Bodens zu tun
hatten. Die vier Kasten entwickelten sich aus einer Notwendigkeit
heraus, denn mit der Entwicklung der Gesellschaft war es dem bäuerlich
lebenden Menschen nicht mehr möglich, zugleich die Funktionen des
Priesters, Kriegers, Kaufmanns und Handwerkers auszuüben.
Die sich wandelnden Lebensbedingungen hatten den Bedarf an Regierung,
Verteidigung und Eroberung, Lehre und Handel, Arbeitern und
Handwerkern zur Folge, Aufgrund der so entstandenen Rollenverteilung
wurden die Menschen nach ihrer Funktion, ihrem Beruf und
wirtschaftlichen Status eingeordnet. Die Kshatriya weren die Krieger,
Prinzen und Könige – also der Adel; die Vaishya die Bauern und Händler
und die Brahmanen die Gelehrten und auch die geistigen Führer, die
Lehrer und Vertreter des Gesetzes. Kein König konnte auf seine
brahmanischen graue Eminenz verzichten, und über die Jahrhunderte
haben die Brahmanen immense Macht erlangt. Doch Macht, so sagen sie,
korrumpiert, und obwohl heute alle hinduistischen Priester Brahmanen
sind, halten sie nicht mehr wie einst die Menschen in ihrem Bann.
Die vierte Gruppe, die Shudra, sind die Dienstleistenden:
beispielsweise Arbeiter, Handwerker, Steinmetze.
Obwohl sie am Rande der Gesellschaft lebten, hatten die
“Unberührbaren” die fünfte Gruppe der Hierarchie, doch eine wichtige
Funktion: Aufräumarbeiten, etwa nach Beerdigungen, das jagen und Töten
von Tieren, das Arbeiten mit Leder und anderen unsauberen Materialien
wurde von ihnen durchgeführt. Gandhi gab ihnen den Namen Harijan, was
wörtlich übersetzt die “Menschen Gottes” bedeutet. Es gab auch eine
sechste Gruppe, die Malecha (Außenstehenden oder Fremden), die sich –
wie die Griechen, Skythen und andere Invasoren – in Indien
niederließen und ihrem Beruf zufolge allmählich im Gesellschaftssystem
aufgingen.
Das Wort “Kaste” ist nicht indischen Ursprungs, sondern geht auf das
portugiesische Wort Casta (Rasse) und das lateinische casta (rein und
unvermischt) zurück. Das Sanskrit wort für das Gruppierungssystem ist
Varna, das verschiedene Bedeutungen hat, doch oft als “Farbe”
interpretiert wird. In einem Vers des Epos Mahabharata aus dem ersten
Jahrtausend v. Chr. erklärt der Weise Bhrigu: “Die Brahmanen sind
hellhäutig, die Kshatriyas sind rötlich, die Vaishyas gelb und die
Shudras schwarz”.
Um noch einmal das Mahabharata zu zitieren: “Wenn verschiedene Farben
auf unterschiedliche Rassen schließen lassen, dann sind alle Rassen
gemischte Rassen. “Die Hindus glauben auch, daß eines Menschen Varna
von seinem Beruf und seinen Taten bestimmt wird und nicht durch die
Geburt. Die Menschen des Altertums waren übrigens keine Rassisten.
Denn Varna kann wie viele Sanskritwörter seine Bedeutung je nach
Zusammenhang verändern und Begriffe wie Form, Qualität, Klasse,
Kategorie, Rasse oder Tugend meinen.
Schließlich bezeichnete Varna jedoch eine Gruppierung, deren
Mitglieder durch Vererbung, Ehe Brauch und Beruf miteinander verbunden
waren. Mit der Entstehung der Gesellschaft diversifizierten sich die
Berufe, und ganze Gruppen nahmen eine neue Identität an, die mit der
wirtschaftlichen Aktivität ihres Gotra (Clans) assoziiert wurde,
wodurch Unterteilungen der Varnas entstanden. Die Gesetze der Varnas
und besonders das Tabu der Heirat zwischen den Kasten haben die
“Reinheit” der Kasten aufrechterhalten. |