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INDIEN AUF EINEM MOTORRAD
Indien einmal auf dem Sattel eines alten Motorrades zu
durchqueren, war der Traum von drei Freunden. Sie flogen von
Europa nach Indien und legten die erste Strecke mit dem Bus,
Zug und Taxi zurück, bis sie schließlich die schneebedeckten
Berge von Gulmarg in Kaschmir erreichten. Dort trafen sie
einen schottischen Freund wieder. Er war nämlich in sechs
Monaten von Europa über die Türkei, den Iran und Pakistan
nach Indien geradelt. Von Kaschmir reisten sie über die
Berge nach Amritsar, das in einer Ebene liegt. Dann brachten
sie ihrem Freund bei, daß er nun sein Rad gegen ein Motorrad
einzutauschen hätte. Hier die Schilderung ihrer Erlebnisse:
Wir glaubten, daß eine Enfield Bullet (350 cc, Einzylinder,
4 Takt, altes englisches Modell) am ehesten für unseren Trip
geeignet sei. So begannen wir mit der Suche nach einem
solchen Motorrad im Armeedepot von jammu und Pathankot. Neue
Maschinen, sie kosteten viel und kamen nicht in Frage, denn
dann wäre uns kein Geld mehr für Benzin und die
Lebenshaltungskosten geblieben. So wohnten wir denn drei
Wochen im Goldenen Tempel von Amritsar, dank der
Gastfreundschaft von Mr. Singh, um den Markt für gebrauchte
Motorräder im Auge zu haben.
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Als wir das Gefühl hatten, daß fast jede Enfield Bullet in
der Stadt auch zu verkaufen war, und die Geduld vieler Inder
strapaziert hatten, kauften wir endlich zwei Maschinen. Als
Testfahrt ging es dann über die Ebene und die Berge hinauf
bis Dharamsala und zurück. Nach einigen unwahrscheinlich
preiswerten, aber wichtigen Reparaturen und Umbauten durch
einen befreundeten Mechaniker waren wir schließlich fertig
für den Aufbruch. Das Lunchpaket sowie der Kompass wurden
eingepackt und die Schutzbrillen aufgesetzt. Wir stellten
dann die Motorräder in Fahrtrichtung auf, gaben kräftig Gas,
und auf ging’s.
Nach 8.000 km und 16 Wochen später, mit unzähligen
Abenteuern, unerfreulichen Erlebnissen, Freuden, Strafen,
Pannen, Reparaturen, Diebstählen und Auseinandersetzungen,
hatten wir ganz Indien durchquert, Nepal besucht und waren
schließlich mit leerer Reisekasse in Kalkutta gelandet. Noch
einmal wurde unsere Geduld – und die der Inder nicht minder
– auf eine harte Probe gestellt, bis wir die Enfields gegen
ein stattlichen Geldbündel eintauschten und in verschiedene
Richtungen auseinanderstoben.
Im nachhinein betrachtet meinen wir, daß es nur eine andere
Möglichkeit gibt, das so vielfältige Indien noch besser zu
erfassen: mit dem Fahrrad. Dazu würde jedoch ein weit
größerer Aufwand an Energie gehören und weitaus mehr Zeit.
Aber auch weniger Geld. Wir kamen zu dem Ergebnis, daß das
Gefühl der Teilnahme am Alltagsleben der Inder so wesentlich
größer und tiefer war, als dies bei Busfahrten möglich
gewesen wäre,”
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