Der Osten ist größtenteils ein weißer Fleck auf der touristischen
Landkarte. Dies ist in gewisser Weise erstaunlich, denn Kalkutta war die
erste Hauptstadt von Englands ,,Juwel in der Krone“-Indien. Doch durch die
Verlagerung der Verwaltung nach New Delhi im Norden und die Entwicklung
vom im Westen gelegenen Bombay zur Industriemetropole verlor der Osten an
Bedeutung.
Nun wird er jedoch wiederentdeckt: der kulturelle Reichtum Kalkuttas, das
Kunsthandwerk und die Strände von Orissa, die Berge und Orchideen von
Sikkim, die bewaldeten Inseln und Korallen der Andamanen, die Nebel und
das Grün Meghalayas, die große Flußkultur Assams und die Exotik von
Arunachal, Mizoram, Manipur und Tripura.
Klima & Kleidung in Ostindien
Das Flachland des Ostens ist üppig und feucht. Das ganze Jahr über
ist leichte Sommerkleidung erforderlich, obwohl man zwischen Dezember und
Januar auch leichte Wollsachen trägt. Ziemlich
schwere Regenfälle sind ab Mitte Juni bis Ende August zu erwarten und
leichte Niederschläge von Dezember bis Januar. In den Bergen ist
Wollkleidung während der Monate September bis Oktober und März bis April
angesagt, wärmere Wollsachen von November bis Februar, Sommerkleidung von
Mai bis Juni; eine leichte Strickjacke und Regenzeug sind zu empfehlen. Im
Sommerregen und in Wäldern sollte man sich mit einem Insektenmittel vor
Moskitos schützen. Schwitzt man im feuchten Klima stark, gilt es,
reichlich Flüssigkeit (Mineralwasser) zu sich zu nehmen und die
Salzaufnahme zu erhöhen.
Westbengalen
Kalkutta, eine der größten Städte der Welt, ist das Tor zum Osten. Es war
einst ein sumpfiges kleines Dorf, um den Tempel der Göttin Kali am
schlickreichen Hooghly-Fluß errichtet, wo der englische Händler Job
Charnock 1690 landete. 50 Jahre nach der Gründung der Handelskolonie der
East India Company im südlichen Madras. Von jenen bescheidenen Anfängen
entwickelte sich Kalkutta nach London zur zweitwichtigsten Stadt des
britischen Empire. Die Stadt hat viele Veränderungen durchgemacht, doch
ihre abwechslungsreiche Vergangenheit ist mitunter lebendig geblieben.
Das Victoria Memorial, am einen Ende von Chowringhee, ist eines der
größten Denkmäler aus weißem Marmor; es erinnert an das Indien Queen
Victorias und beherbergt eine umfangreiche Kunstsammlung aus jener Ära.
Nebenan steht die indogotische St. Paul’s Cathedral. Der Kali Ghat Tempel
ist eines der Zentren der Verehrung der Muttergöttin (im Norden von den
patriarchalischen Göttern der indo-arischen Invasoren verdrängt). Seine
geschwungenen Dächer orientieren sich an den strohgedeckten Bedachungen
der Hütten Bengalens und werden bengalische Kuppeln genannt. Im Marble
Palace kommt die bengalische Liebe zur westlichen und speziell britischen
Kultur zum Ausdruck; zur dort ausgestellten Sammlung eines bengalischen
Privatmannes gehören Gemälde von Rubens und Sir Joshua Reynolds. Der Jain
Temple ist dagegen ein Traum aus Glas, sehr prunkvoll und auffallend. Die
Botanical Gardens warten mit dem berühmten Banyan und einer herrlichen
Vielfalt an tropischen Pflanzen aus der ganzen Welt auf.
The Belur Math (16 Kilometer) ist das Hauptquartier der Ramakrishna
Mission, die 1899 vom hinduistischen Missionar Swami Vivekananda gegründet
wurde. Es weist Stilelemente einer Kirche, einse Tempels und einer Moschee
auf. Ehemalige Siedlungen europäischer Nationen am Hooghly sind das einst
dänische Serampore (25 Kilometer), das französische Chandernagar (39
Kilometer), das holländische Chinsuria (45 Kilometer) und das
portugiesische Bandel (52 Kilometer) mit seiner schönen Kirche, die immer
noch Pilger aller Glaubensrichtungen anzieht.
Eine zweitägige Flußfahrt mit einer Passagierbarkasse zu den
Mangroven-wäldern der Sunderbans (121 Kilometer mit dem Bus) ist
interessant, doch nicht luxuriös. Eine Nacht wird in einem Wald-bungalow
auf Pfählen verbracht, und es besteht die geringe Chance, einen riesigen
Bengaltiger zu sehen –oder zumindest dessen Spuren.
Die Bengalis sind zu Recht stolz auf ihre Küche und besonders die
Süßigkeiten, die sehr süß und auch frisch sind, da sie sich nicht lange
halten. Etwa Rosagollas, lockere Kugeln aus Hütten-käse in süßem Sirup,
oder Ras Malai, die gleichen Kugeln, doch mit Sahne serviert; Sandesh ist
auch eine Süßigkeit auf Milchbasis, jedoch ohne Sirup. Die Bengalis essen
gerne Fluß -und Süßwasserfische (jedoch nicht Meerfisch, da er ihnen nicht
,,süß“ genug ist). Ihr Doi Mach (Fisch in Joghurt) ist exqusit. Man sollte
auch bengalisch-moslemisches Kati Kebab versuchen, marinierte, am Spieß
gegrillte Lammstücke, die am besten mit Parathas gegessen werden.
Digha, das Meerbad Kalkuttas, befindet sich am Ende einer 193 Kilometer
langen Straße; man erreicht es nach einer Reise durch glänzende Jute- und
Reisfelder. Der Ort verfügt über lange Strände mit sicherem und flachem
Gewässer und Kasuarinehaine. Man kann in Digha schön gefertigte Ketten,
Ohrringe, Reifen und Figurinen aus Muscheln als Souvenirs erstehen. An den
Eßständen werden ausgezeichnete gebratene Granelen angeboten.
Malda, Gaur & Pandua
Wer das islamische Vermächtnis der Sultane Bengalens kennenlenen möchte,
sollte Malda zur Basis machen und 16 Kilometer nach Gaur fahren. Der ertse
Sultan, Ali Maldan Khalji, war ein ehemaliger Pffizier, der sich des
Reichs 1206 bemächtigte. Die Baroduari Masjid (1526) verfügt über einen
riesigen Hof mit elf bogenförmigen Toren und zahlreichen kleinen Kuppeln,
die vermutlich den Ruf zum Gebet verstärkten. Vom hiesigen Fort
übriggeblieben ist nur der hohe Dakhil Dwarza, ein doppelter Torbogen mit
vier Turmfragmenten am Eingang. Einen Besuch wert
sind auch der fünfstöckige Turm Firoz Minar und die Kadam Rasul Masjid
(1531), die mit den aus gebranntem Tom gefertigten Dekorationen Bengalens
versehen ist (Terrakottasteinen mit einge-preßten Mustern). Anschließend
geht es weiter nach Pandua (20 Kilometer), wo man das Ekhlakhi-Mausoleum
von Sultan Jalaluddin Mohammde besichtigen kann, das wie ein
Terrakottatempel aussieht und eine islamische Kuppel hat. Die Qutab Shahi
Masjid wurde 1528 aus schwarzem Stein erbaut und hat seltsame Nischen mit
hinduistisch anmutenden Dekorationen, und die riesige Adina Masjid (14.
Jahrhundert) weist mit Säulen versehene Veranden um einen offenen Hof auf.
Seltsamerweise gibt es kein Tor – man muß über eine Mauer klettern!
Vishnipur
In dieser auch Bishnupur genannten Stadt stehen zahlreiche aus verzierten
Terrakottasteinen erbaute Tempel. Da Stein nicht zur Verfügung stand,
verwendete man für diese alten Gebäude Backstein und gelegentlich Laterit.
Interessanterweise imitierten sie die bengalischen Dorfhütten, und man
bildete Bambusstangen und die Formen der Strohdächer aus Backstein und
Laterit nach. Die Backsteine wurden mit reliefartigen Mustern und Bildern
versehen. Diese von den Malla-Königen errichteten Tempel entstanden
zwischen dem 16. und frühen 19. Jahrhundert. Der Bangla Temple ähnelt zwei
zusammengedrückten Strohhütten, der Madan Mohan ist einer der größten
Tempel und der Malleswar Temple das einzige Schiwa geweihte Gotteshaus
Vishnupurs. Der Raas Mancha hat die Form einer Treppenpyramide und wird
als Halle verwendet, in der Familienbildnisse und Bildnisse von
Radha-Krischna während des alljährlichen Raas-Festivals ausgestellt werden.
Die Tempel Lalji, Murali Mohan, Madan Gopal und Radhe Shyam lassen die
Entwicklung dieser Architektur zwischen dem 17. und dem 18. Jahrhundert
erkennen.
Darjeeling
Darjeeling (2134 Meter) war einst die Sommerhauptstadt der Regierung von
Bengalen; heute ist es eine ruhige, grüne Bergstation im Nordosten. Bei
einer Fahrt mit der Schmalspurbergbahn kann man die Natur genießen,
während ein Mann Sand auf die Schienen wirft und jeder Wagen separat
gebremst wird. Einen Besuch lohnt das Himalayan Mountaineering Institute
mit seinem Museum. Das Tibetan Refugee Self-Help Centre ist eine
Kooperative, die attraktives Kunsthandwerk herstellt. Auf dem Gipfel des
2590 Meter hohen Tiger Hill bietet sich eine spektakuläre Aussicht auf den
Kanchenjunga und den höchsten Berg der Welt, den Mount Everest.
In Darjeeling kann man reiten, Schmuckstücke erstehen und Wanderungen in
die Berge unternehmen. Das Ghoom Buddhist Monastery (acht Kilometer) liegt
an einer der Haltestellen der Bergbahn. Es beherbergt eine vergoldete
Buddhastatue. Mit dem Rangeet Valley Passenger Ropeway läßt sich Singla
Bazaar erreichen Anreise: Luftweg – Bagdogra (90 Kiloemeter);
Schiene-Siliguri/New Jalpaiguri (87 Kilometer); Bergbahn – New Jalpaiguri
nach Darjeeling (etwa sieben bis acht Autostunden).
Unterkunft: Hotels; Bungalows.
Das Ende des Pfades
Kalimpong (1250 Meter) war einst das Ende eines Yak-Karawanpfades aus
Tibet. In dieser Stadt kann man hervorragend spazierengehen und
Blumen-,Kakteen- und Orchideengärtnereien besuchen. Das buddhistische
Kloster auf dem Durpin Dara bietet bunte Wandmalereien und Aussichten auf
den Kanchenjunga. Der zweimal wöchentlich stattfindende Markt hat etwas
von der Atmosphäre des alten Karawanenhandels: Hier gibt es Schals,
Gewürze, Farnwedel, Mangos und Pilze wie auch
Chang, ein berauschendes Gebräu aus fermentierter Gerste, das heiß mit
einem Bambusstrohhalm getrunken wird. Es wird in Pipes genannten Töpfen
verkauft, die man mit heißem Wasser auffüllt. Das
Getränk soll vitaminreich sein.
Hinweis: Die internationale Grenze ist nicht weit entfernt, und relative
selten kommt es zu einer Alarmbereitschaft. Reisende müssen dann eine
Inner Line Permit (Erlaubnis) haben, um Darjeeling und Kalimpong zu
besuchen. Diese Sondererlaubnis wird von uns für unsere
Reisegäste organisiert.
Orissa
Das Gebiet des Ostkübundesstaates Orissa erstmals in der frühen Steinzeit
von Menschen besiedelt und gehört somit wahrscheinlich zu den am frühesten
bevölkerten Teilen Indiens. Der Glaube an die alten Stammesgötter
vermischte sich mit der Religion, die von Einwanderern aus dem alten
Persien eingeführt wurde. Der Buddhismus war die erste der in Indien
entstandenen Religionen. Die verschiedenen kulturellen Einflüsse haben ein
reiches architektonisches Vermächtnis geschaffen, das sich in den Tempeln
Orissas manifestiert. Es gibt auch Spuren griechischen Einflusses und
sogar die Überreste eines griechischen Theaters, das den indischen
Bedingungen angepaßt wurde. Orissa wartet zudem mit einigen superben
Stränden und schönen Wäldern auf, wo gefährdete Wildtiere ungestört leben.
Die faszinierendsten Manifestationen der Kultur Orissas haben mit der
Religion und den Gottheiten zu tun. Bhubaneshwar soll einst über 1000
Tempel verfügt haben, doch jene, die das behaupten, haben wahrscheinlich
die kleinen Schreine am Wegesrand mitgezählt. Wenn es 1000 Tempel von der
Größe des Lingaraj gegeben hätte (der etwa vier Morgen einnimmt), wären
die Bewohner von Bhubaneshwar in die Außenbezirke der Stadt gedrängt
worden. Wenn man weder Zeit noch Lust hat, Hunderte von noch existierenden
Tempeln zu besichtigen, kann man sich auf vier beschränken. Wir beginnen
mit Parasuramesvara (7. Jahrhundert), der etwas unterhalb der Straßenebene
liegt, so daß man das typisch flache Dach über der Haupthalle sehen kann
sowie den Shikara-Turm. Beide sind typisch für die Architektur dieses
Bundesstaates. Von hier aus zu Fuß zu erreichen ist eine Gruppe von vier
weiteren Tempeln. Einer davon ist der Muketeswara (oft als ,,ein Juwel der
Architektur Orissas“ bezeichnet), der mit Skulpturen bedeckt ist, welche
das gesellschaftliche Leben jener Zeit darstellen. Man sollte versuchen,
die komplexe Darstellung von vier Armen, vier Beinen und zwei Köpfen zu
finden sowie die zwei dazugehörenden Männer. Der Rajarani steht in etwa
400 Meter Entfernung und ist der einzige Tempel in Bhubaneshwar, an dem
viele kleine Türme in einem großen aufgehen. Die freizügige Erotik mancher
der Skulpturen läßt auf andere Sitten im Bhubaneswar des 11. Jahrhunderts
schließen. Leider ist der großartige Lingaraja Nicht-Hindus nicht
zugänglich. Man kann jedoch über dessen Mauer schauen – von der Terrasse
einer benachbarten Schule aus; die Aussicht ist den Aufstieg wert. Eine
Besichtigung lohnen auch die Höhlentempel von Khandigiri und Udaygiri (acht
Kilometer entfernt), die von Jain-Mönchen eingerichtet worden sind. Das
Rani Gumpha von Udaigiri hatte offensichtlich ein griechisches
Amphitheater zum Vorbild; während jedoch im gemäßigten griechischen Klima
die Zuschauer in der Sonne sitzen und auf die Bühne herabblicken wollten,
saßen sie hier auf dem kühlen Gras im Schatten der Bühne. In Dhauli (acht
Kilometer) trug Kaiser Ashoka den blutigen Kalinga Krieg im Jahre 260 v.
Chr. aus. Das Gemetzel setzte ihm so zu, daß er sich zum Buddhisten
bekehren ließ und einen seiner berühmten Erlässe in einen Felsen mit der
Skulptur eines Elefanten meißelte. Nandan Kanan (20 Kilometer) ist ein
Zoo, ein Park, ein Reservat, in dem gefährdete Tiere gezüchtet und seltene
weiße Tiger gehalten werden. Pipli (25 Kilometer) ist ein Dorf an der
Straße nach Konarak und Puri, wo geschäftige Schneider in ihren offenen
Läden sitzen und farbenfrohe Applikationen auf Gartenschirme, Kissenbezüge
und Vorhänge auftragen. Ihre Vorfahren haben Stickereien für Puris Tempel
gefertigt.
Puri
Puri, die Stadt des Gottes Jagannath (siehe Seite 284), ist der
Veranstaltungsort des großen Car Festival im Juni/Juli: eine geschäftige,
staubige Stadt mit überfüllten Straßen, die vom großen Tempel und einer
breiten Straße dominiert wird, auf der drei Tempelwagen einige Kilometer
nach Gundicha Mandir gezogen werden. Die Trinität verweilt dort sieben
Tage, bevor sie zurückgebracht wird. Der große Tempel wurde für den Gott
Jagannath im 12. Jahrhundert von König Chodaganga Deva errichtet. Nicht-Hindus
haben keinen Zutritt, doch eine alte Villa verfügt über eine Terrasse mit
Blick auf den Tempel, und die Besitzer verlangen dafür eine geringe Gebühr.
Puri wartet auch mit einigen schönen Stränden auf, von denen der
beliebteste jener auf der anderen Seite der Straße vom Railway Hotel aus
ist. Die Einhei-mischen empfehlen weniger guten Schwimmern, die Dienste
eines Nulia-Strandwärters in Anspruch zu nehmen (an einer konischen Kappe
aus Palmenblättern zu erkennen). Der einsame Strand liegt vor den zwei
Regierungs-hotels. Ein Nulia wird auch den Sonnen-schirm aufstellen und
mit den Kindern paddeln gehen, während man sich in der Sonne Orissas
entspannt.
Raghurajpur (16 Kilometer) ist ein Dorf der Kunsthandwerker und Frauen,
welche die berühmten Pattachitra-Gemälde mit Themen aus den Epen sowie die
Talapatras schaffen, bei denen die Technik der Beschriftung von Palm-blättern
zu einer Kunst erhoben worden ist. In diesen Heimgewerben lehren die
Älteren die Kinder, wird das Handwerk von Generation zu Generation
weitervermittelt. Jede dieser Kunsthandwerks-formen hat mit der Verehrung
des Gottes Jagannath zu tun. Im großen Tempel des Dorfes sieht man die in
leuchtenden Farben gamalten Figuren der Trinität und kleine Altäre, die
der persönlichen Anbetung dienen.
Konarak ist das Dorf des berühmten Tempels des Sonnengottes, der manchmal
The Black Pagoda genannt wird aus dem 13. Jahrhundert stammt. Er wurde vor
Jahrhunderten aufgegeben und ist verfallen; der Hauptturm ist
zusammengebrochen, und nur die Vorhalle steht noch auf ihrem Podest,
dahinter ein Teil eines dachlosen Heiligtums. Die Vorhalle ist um der
Stabilität willen mit Sand aufgefüllt worden.
Doch diese Überbleibsel sind so phantastisch, daß sie in die World
Heritage List der UNESCO aufgenommen wurden. Der Tempel stellt die mit
Rädern versehene Kutsche des Sonnengottes dar, die von feurigen Pferden
gezogen wird. Im und am Tempel sieht man Reliefs von Armeen und Jägern,
von Männern und Frauen bei alltäglichen Aktivitäten und Erotika. Eine
interessante Tatsache, vom Archaeological Survey of India zutage gefördert,
ist, daß der Sonnengott Surya stiefeltragend dargestellt wurde.
Offensichtlich weigerten sich die hiesigen Brahmanen, solchen Göttern zu
huldigen, und der König ließ Sonnenanbeter aus Persien kommen. Vermutlich
als es sie nicht mehr gab, verließen die Brahmanen diesen ,,fremden“
Tempel.
Gopalpur-on-Sea bietet hervorragende Strände, ein warmes Meer und
gute Schwimmbedingungen. In Taptapani (67 Kilometer, über Behrampur)
ergießt sich mineralreiches, dampfendes Wasser aus den Bergen; Besucher
können dort entspannende Bäder nehmen.
Meghalaya
Dieser nordöstliche Bundesstaat, dessen Name ,,Behausung der Wolken”
bedeutet, war einst als das ,,Schottland von Indien” bekannt. Hier findet
man kleine Täler, Adlerfarne, Nebel und muntere Hochlandbäche.
Shillong, die in 1500 Meter Höhe gelegene Hauptstadt von Meghalaya, ist
grün und freundlich; Straßen schlängeln sich idyllisch zwischen Hütten und
Häusern hindurch. Shillong Peak (1960 Meter) bietet hervorragende
Aussichten auf das sich darunter ausbreitende Shillong. Anschließend
sollte man bergab fahren und über einen Steihang blicken, um die
spektakulären Bishop und Beadon Falls in ein dunkles Tal hinunter-stürzen
zu sehen. Die Elephant Falls (12 Kilometer) machen einen freundlicheren
Eindruck und bieten gute Picknickmöglichkeiten. Alternativ kann man sich
in einem Boot über den Ward Lake treiben lassen. Den Bewohnern von
Shillong begegnet man auf dem farbenfrohen Bara Bazar, wo fröhliche Männer
und Frauen aromatische Gewürze, Hühner, Früchte, Gemüse, Tee sowie Pfeile
und Bogen verkaufen.
Folgt man der Gasse, in der letztere feilgeboten werden, gelangt man zu
einem Feld in der Nähe der Rennbahn. Dies ist das Archery Field, wo Wettkämpfe im Bogenschießen, Tir genannt,
stattfinden.
Die meisten der Bewohner Shillongs sind Khasis. Manche von ihnen nehmen
an, daß ihre Vorfahren aus Südostasien kamen und sie Khmer sind. Das
Bogen-schießen ist eine ihrer Lieblingssportarten, und es gibt zahlreiche
Khasi-Bogenscheißklubs. Bei jeder Veranstaltung werden Wettbuden und
Eßstände aufgestellt. Jedem Schützen steht die gleiche Anzahl von Pfeilen
zur Verfügung. Es werden Wetten darüber abgeschlossen, wie viele der
Geschosse das Ziel treffen werden (manche Leute haben mit richtigen
Prognosen ein kleines Vermögen gemacht). Diese Sportart hat in Shillong
das Pferderennen fast ganz verdrängt. Alternativ gibt es einen guten Golf-platz
in Shillong.
Hier findet man auch Indiens einziges Schmetterlingsmuseum, das
Delly-moore Wankhar, mit seiner hervorragenden Sammlung von
Schmetterlingen, Motten und Käfern aus der ganzen Welt und insbesondere
den Khasi Hills.
Obwohl die Khasis Christen sind, haben sie viele ihrer alten Traditionen
beibehalten. Es geht nun mit dem Auto nach Mawflong. Hier stehen in einer
öden, moorartigen Landschaft Steine, die jenen von Englands Stonehenge
gleichen und als Gedenksteine der Vorfahren der Khasis fungieren. Und am
Rande des Moors dehnt sich ein eindrucksvoller Wald aus. Er gibt als
heiliger Wals, aus dem nichts – nicht einmal ein Zweig–entfernt werden
darf. In diesen Wald gehen die Lyngdoh-Priester der Khasis, um Kontakt mit
der Geisterwelt aufzunehmen.
Am See von Barra Pani (16 Kilometer) werden Wasserscooter, Boote und
Wasserskier in dem kleinen Bootshaus am Ufer vermietet. Cherrapunji (56
Kilometer) ist angeblich der nasseste Ort der Welt. Die aus Shillong
heraus-führende Straße schlängelt sich durch Moorland, in dem leise Bäche
fließen und Heimstättensiedler ihre eigene Kohle abbauen. Die Straße endet
am Rande einer Schlucht, wo Felsbrocken die Stellen markieren, an denen
sich früher Könige ausruhten, und ein seltsamer Nebel steigt aus den
Tiefen des Tals herauf. Kurz bevor er den Gipfel erreicht hat, sinkt er
wieder zu Boden.
Dort werden einige der besten Orangensorten geerntet. Es ist sehr
wahrscheinlich, daß es während eines Aufenthaltes in Cherrapunji
wenigstens einmal regnet. Man sollte Honig mit Orangengeschmack in einer
der Steinhütten der kleinen Dörfer erstehen. Anreise: Luftweg – (Umroi Airport, 20 Kilometer); Schiene – Guwahati (103
Kilometer); Straße.
Assam
Assam dominiert den Nordosten Indiens, und der große, braune und
unversöhnliche Brahmaputra beherrscht die Region. Es ist ein
gutbewässertes, dichtbewaldetes Land, das Menschen aus den Bergen wie auch
aus der Ebene angezogen hat. Und es grenzt an alle nordöstlichen
Bundesstaaten außer Sikkim sowie an die unabhängigen Länder Bhutan und
Bangladesch.
Die Nachbarn sind sehr empfindlich, was die ,,große Schwester” Assam
angeht, und die geringste Unruhe des kleinsten Nachbarn wird in der
Hauptstadt Assam registriert. Dies ist Guwahati, die sich am Rande einer riesigen Stromerweiterung des
Brahmaputra ausdehnt. Aussicht auf den Fluß bietet sich vom einem Hügel,
der vom Kamakshya Temple gekrönt wird. Dessen Priester tragen Rot, da sie
der Muttergöttin dienen. Im Tempel wird ein feuchter, gespaltener Felsen
aufbewahrt, der als der fruchtbare Aspekt der Muttergöttin Verehrung
findet.
Der ,,Unterleib” der Göttin ist in einem weiteren Heiligtum untergebracht,
jenem vom Bhubaneshwari Devi auf demselben Hügel. Diese rotgesprenkelte
Felsplatte wird mit Rücksicht auf das Schamgefühl der Göttin in einer
dunklen Kammer aufbewahrt. Die Aussicht auf die Stadt und den Brahmaputra
von einem Baum vor dem Tempel aus ist herrlich.
Einen Besuch lohnt das Assam State Museum. Es ist klein, doch alle
Ausstellungsstücke werden hervorragend präsentiert und auf englisch
erklärt. Basistha Ashram (12 Kilometer) erfreut sich einer schönen
Umgebung; drei Bäche fließen hier durch ein grünes, bewaldetes Gebiet.
Anreise: Luftweg, Schiene, Straße.
Weitere Reiseziele im Ostindien & Nordostindien
Indien ist größer als 14 westeuropäische Nationen zusammengenommen. Aus
Grund der Größe des Landes ist es unvermeidlich, daß nicht alle Teile
gleichermaßen zugänglich sind. Manche der nordöstlichen Bundesstaaten
heißen Besucher aus dem Ausland immer noch nicht gerne willkommen.
Nachfolgend jedoch ein Abriß dieser Bundesstaaten, damit man weiß, was
einen erwartet, wenn sie sich öffnen werden.
Arunachal krönt Nordostindien und ist der erste Bundesstaat, der die
aufgehende Sonne begrüßt. Er ist dicht bewaldet und hat eine gemeinsame
Grenze mit China. Seine Bewohner sind so unterschiedlich wie das Terrain.
Dort leben die sanften und kultivierten Monpas, die Thongi, die seit mehr
als 1000 Jahren Abkommen mit der Obrigkeit des Tales haben, die Krieger
des Bangni-Nishi sowie die Tagin und die Apatanis, deren Reisanbaumethoden
internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben.
Die größte Attraktion Arunachals sind seine unterschiedlichen und
interessanten Menschen. Der Arunachal Namdapha National Park umfaßt die
umfassendste Vielfalt an Höhen: von 200 bis 4500 Meter.
Nagaland wird generell als Land dargestellt, in dem Männer grunzend und
knurrend mit Speeren tanzen. Sie tun dies wahrscheinlich anläßlich von
Stammesfesten, so wie sich andere Völker bei gewissen Ereignissen Kappen
aufsetzen und die Trompete blasen.
Doch Tatsache ist, daß die hauptsächlich christlichen Nagas Weihnachten
mit mehr Inbrunst feiern, als sie es bei ihren ethnischen Tänzen zeigen.
Und die Dörfer Nagalands sind so schön, daß eine Tour der Naga-Siedlungen
mit ihren hornbewehrten Häusern, zeremoniellen Toren, riesigen Reiskörben
und eleganten Terrassenfeldern ein ziemlich einzigartiges Erlebnis wäre.
Der Kohima War Cemetery zeigt die Grenzen des japanischen Vordringens im
Zweiten Weltkrieg an. In diesem Bundesstaat lassen sich herrliche
Wanderungen unternehmen.
Manipur benötigt außer einer Infrastruktur eigentlich nichts. Der Manipur-Tanz
ist anmutig und der Trommel-tanz lebhaft. Es gibt hier eine eigenständige
Kunst der Selbstverteidigung, die sowohl Männer als auch Frauen
praktizieren.
Loktak Lake ist mit seinen treibenden Inseln und seltenen Wildarten
ziemlich einzigartig. Und seine vielen Feste, die dem restlichen Indien
und sicherlich der übrigen Welt relativ unbekannt sind, stellen für den
Reisenden, der neue Erfahrungen sucht, ganzjährig Attraktionen bereit.
Mizoram ragt wie ein Felsvorsprung zwischen Bangladesch und Burma hervor;
es ist ein rauhes, unabhängiges Land, das rauhen, unabhängigen Besuchern
zusagt, die gerne die Natur erkunden. Die Berge Mizorams sind hoch
aufragend; in tiefen Schluchten strömen silberne Flüsse.
Wilder Bambus und wilde Bananen bedecken die dichtbewaldeten Berge. Die
Straßen und Hügel der Hauptstadt Aizawl sind so steil, daß die meisten
Hauseingänge zwar auf Straßenebene liegen, ein Teil des Hauses aber auf
hohen Pfählen steht. Und doch verfügt jedes Heim über einen Garten mit
Geranien, Begonien und Balsam; an den Hauswänden hängen schöne Orchideen.
Aizawl ist vielleicht die faszinierendste Landeshauptstadt Indiens.
Tripura weist viele Pluspunkte auf, ist jedoch schwer zugänglich. Selbst
wenn Tripura nicht so schön wäre, wie es ist, würde es dennoch Besucher
anziehen. Es gibt eine starke Tradition der darstellenden Künste. Junge
Männer und Frauen erlernen nicht nur die überlieferten Tanzformen, sondern
kreieren auch neue. Die sehr eindrucksvolle Folk Theatre Academy
spezialisiert sich auf Volksmusik.
Wer sich für die eben beschriebenen Reiseziele interessiert, sollte wissen,
daß für Besuche unter Umständen Genehmigungen erforderlich sind, welche
unser Reisebüro für Sie organisieren kann.
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