Der Axishirsch ist eines der letzten
größeren Wildtiere der Sundarbans. Er besiedelt von Norden
kommend die Mangrovenhaine und ernährt sich in
Überschwemmungsgebieten fast ausschließlich von Blättern der
Bäume, die er auf den Hinterbeinen stehend auf etwa zwei Meter
Höhe abfrisst und die Wälder auf dieser Höhe „durchsichtig“
hält. Er trägt zur Landschaftsgestaltung bei
(Megaherbivorentheorie). Ein Bodenbewuchs durch Gras- und
Blattpflanzen, wie er für andere Waldformen typisch ist, steht
ihm in den Mangrovenwäldern nicht zur Verfügung. Neben dem
Bengaltiger gibt es in den Sundarbans viele Wildschweine, die
sich omnivor ernähren, Aas annehmen und gelegentlich auch
größere Tiere wie den Axishirsch jagen und erbeuten. Echsen
sind z. B. mit dem Bindenwaran vertreten, der sehr gut
schwimmt und sich in den Wäldern in Gruppen aufhält. |
Die Sundarbans bilden für das Binnenland einen natürlichen
Schutzwall gegen die regelmäßig von Süden heranziehenden
tropischen Zyklone. Dort sind zahlreiche Vögel, Fische,
Krokodile, Pythons, Hirsche und Wildschweine beheimatet.
Ebenso findet man dort viele seltenen Pflanzen. In den
Überschwemmungsgebieten dominieren Mangroven, in den weiter
nördlich gelegenen Wäldern gedeihen Bambus-Arten. Größere
Tierarten wie Nashörner, asiatische Rinder und diverse andere
Huftiere wurden bereits in der Kolonialzeit durch Sportjägerei
ausgerottet. Heute ist die Jagd streng reglementiert, doch ist
Wilderei verbreitet. Die Mangrovenwälder gelten auch als
Rückzugsgebiete des bengalischen Tigers, der zu einem Symbol
für das allgemeine Artensterben in dieser Region geworden ist.
Auch Klimaveränderungen, der gestiegene Meeresspiegel,
zunehmende Versalzung der Süßwassergebiete, Ölverschmutzungen
aus dem nahe gelegenen Hafen Mongla sowie illegale Abholzungen
gefährden die Existenz der Sundarbans.
Die Sundarbans befinden sich in einem ständigen
landschaftlichen Wandel. Insbesondere die südlichen Gebiete
unterliegen dem Gezeitenwechsel, der Tier- und Pflanzenbestand
hat sich dem Brackwasser angepasst. Fluten spülen Teile der
Wälder aus und hinterlassen Feuchtwüstungen, aber auch neue
trockenere Gebiete entstehen durch Aufspülung von Sand und
Schlamm.
Typisch für die Mangrovenwälder sind die bis zu 40 cm hohen
Wurzelsporne, die die im sauerstoffarmen Schlammboden
liegenden Wurzeln vieler Baumarten nach oben treiben. Sie
bilden einen dichten "Rasen", der am Boden fast aller Haine zu
finden ist und die Fortbewegung erschwert. Während der
Überschwemmung liegen sie oft dicht unter der Oberfläche und
behindern die Bewegung von Booten. |