Spezielle Behandlungsformen wie die Ölbehandlungen aus
Kerala:
1) Ganzkörpermassage (Abhyangam) - Eine Massage mit Kräuterölen, die
sich ca. über eine Stunde erstreckt. Das erwärmte Öl führt zu einer
Temperatursteigerung im Bindegewebe, zu Gefäßerweiterung und einer
verbesserten Zirkulation. Dadurch wird der Gesamtstoffwechsel angeregt. Diese Form
der Behandlung wirkt bei allen einfachen Problemen wie Stress und
Ruhelosigkeit, Kreislauf- und Verdauungsschwäche, oberflächlichen Blockaden
wie Verspannungen, Schwellungen, Stauungen. Die Abhyangam wird immer als Einstimmung
auf eine Intensivbehandlung und in der Regenerationsphase angewendet. Diese
Massage wirkt nur auf die äußeren Muskel- und Gewebeschichten des Körpers.
2) Ölbad (Pizhichil) - ist die am stärksten entschlackende,
regenerierende und verjüngende Therapieform des Ayurveda. Angewendet wird
diese bei allen Vata-Kaphastörungen. Das Ölbad löst Blockaden in allen Schichten
(Dhatus) des Körpers. Nerven und Muskelzellen werden aktiviert, Gewebe
aufgebaut und Toxine gelöst.
Das Herzstück dieser Therapie sind die Kräuter, deren richtige Verarbeitung
und Anwendung. Sie gelangen mit dem Transportmittel Öl durch die Haut in den
Blutkreislauf und entfalten in jeder Zelle ihre heilende Wirkung. Toxine
werden dadurch gelöst, abtransportiert und im Darm abgelagert. Das Ölbad
wirkt nachweislich bis in das Knochenmark. Somit wird jeder Teil des Körpers
erreicht. Die Energie des Ölbades ist heiß (Pitta+), d. h. die Kräuter werden
schneller vom Körper aufgenommen und transportiert. Nur ein heißer
Prozess kann die Toxine (Ama), die von ihrer Beschaffenheit kalt, schwer und ölig
sind lösen.
3) Reisbeutelmassage (Njavarakizhi) - Für diese Art der Behandlung
wird ein bestimmter Reis verwendet, der in den Bergen Keralas gedeiht.
Dieser wird mit Kräutern und geschmolzener Butter angereichert. Er wird kurz
vorgekocht und in etwa faustgroße Leinenbeutel gefüllt. Diese Beutel werden
nun in Kuh- oder Ziegenmilch gekocht und von zwei Therapeuten, über zwei
Stunden, auf den Körper des Patienten eingerieben. Die Energie der
Reisbeutelmassage ist kalt und feucht (Kapha+). Diese Massage wirkt in
erster Linie aufbauend für Knochen, Sehnen und Muskeln. Es ist eine
effektive Therapieform um die Bildung der Gelenkflüssigkeit und des
Knorpelgewebes anzuregen. Meist wird sie in Kombination mit dem Ölbad
angewandt, um einen durchgreifenden Erfolg zu gewährleisten.
4) Kräuterbeutelmassage (Ilakizhi) - Hierbei werden sieben
verschiedene Kräuter, Zitrone, Kokosnuß und Salz vermischt und in einen etwa
faustgroßen Leinenbeutel gefüllt. Diese werden nun in einem bestimmten
Kräuteröl eingetaucht und über zwei Stunden, von zwei Therapeuten, auf den
Körper des Patienten eingerieben. Die Energie dieser Behandlung ist heiß
(Pitta+) und beseitigt die Steifheit der Gelenke, eliminiert starke
Schwellungen, Verspannungen und wirkt entzündlichen Prozessen des
Bewegungsapparates entgegen. Diese Form der Behandlung wird bei allen
chronisch entzündlichen Krankheiten angewandt und daher meist mit dem Ölbad
und/oder der Reisbeutelmassage kombiniert.
5) Dhara (Flüssigkeitsbad) - Das Wort ´Dhara` heißt übersetzt
´ununterbrochenes Fließen einer Substanz`. Eine für das Krankheitsbild
speziell ausgesuchte Flüssigkeit wird somit unter ständigem Fließen auf den
Körper aufgetragen. Sekam (besprinkeln) und Parishekam (benässen) sind
andere Dharaformen.
Pradesika Dhara - ist ein lokales Ölbad an einer Stelle des Körpers
angewendet.
Ekamga Dhara - ist ein Ölbad das nur an einem Organ angewendet wird.
Sarvamga Dhara - ist ein Ölbad das am ganzen Körper angewandt wird
(Pizhichil).
6) Shirodhara - (Siras = Kopf) ist ein Ölbad am Kopf (Stirnguss).
Entsprechend dem Status der Doshas wird die Flüssigkeit für die Behandlung
bestimmt. Wasser, Kokosnusswasser, Milch, Öl, Ghee, Reiswasser,
Buttermilch und Joghurt können Bestandteile sein. Sie können zudem mit Kräutern
oder Mineralien angereichert werden. Jedes Dosha kann durch die richtige Wahl der Flüssigkeit
(Drava) ausgeglichen werden, wobei eine mit den entsprechenden Ingedienzien
aufbereitete Flüssigkeit den Effekt erhöht.
(aus.
Christian Fuss/Sree Sankara, Basiswissen Ayurveda)
Im authentischen und damit klassischen Ayurveda, werden die hier beschriebenen
Anwendungen je eine Woche lang täglich einmal durchgeführt, bevor mit einer
weiteren Anwendung begonnen wird. Nach Abschluss einer solchen Woche wird
der Darm entleert. Das bedeutet, dass die sich durch die Anwendung im Darm
gesammelten Toxine dadurch ausgeschieden. In der folgenden Woche kann dann mit
der nächsten Anwendung begonnen werden. Es können auch zwei
verschiedene Anwendungen täglich durchgeführt werden, eine vormittags und
eine nachmittags. (z. B. vor vormittags das Ölbad und nachmittags Sirodhara)
Um die optimale Wirkung der Ölanwendungen zu erzielen, wird nicht jeden Tag
ein Bad genommen, sondern nur an jedem dritten oder vierten Tag. Die
Therapeuten/innen reiben an den Nichtbadetagen den Patienten/in nach der
Massage mit Leinentüchern ab. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, ältere
Kleidungsstücke mitzunehmen. Geeignete Kleidung kann aber auch vor Ort, in
nahegelegenen Geschäften äußerst günstig erworben werden. |