Sikkim war bis 1975, also bis vor gar nicht allzu langer Zeit, ein
eigenständiges Königreich. Es war zwar bereits durch Protektorats-Verträge
mit Indien verbunden, dennoch war Sikkim auf eine Art autonom. Durch die
Aufstände der nepalesischen Bevölkerung wurde aber bereits
1973 eine konstitutionelle Monarchie eingeführt und schon ein jahr darauf
war es ein assoziierter Staat Indiens.
Eine Volksabstimmung
machte es letztlich möglich, dass Sikkim 1975 offiziell als 22.
indischer Bundesstaat aufgenommen wurde. Es entsprach dennoch nicht dem
Wunsch der Mehrheit der Bevölkerung und so gab es viele Unruhen seit
dieser zeit, die sich aber immer weiter beruhigten. Die indische
Regierung investierte mehrere Milliarden in den Staat, um Straßen,
Kraftwerke, Elektrizität, Industrie und vieles mehr in den Staat zu
integrieren und so die Entwicklung voranzutreiben. Eigentlicher Grund
für die Investition war jedoch Indiens Angst vor dem chinesischen
Militär, das in der Nähe stationiert und ebenfalls an Sikkim
interessiert ist.
Dieser
grüne Bundesstaat in den nord-östlichen Bergen ist erst unlängst Besuchern
aus dem Ausland zugänglich gemancht worden. Davor mußten Nichtinder eine
Inner Line Permit beantragen. Doch aufgrund der
größeren politischen Stabilität können Ausländer die meisten Orte in Sikkim
besuchen.
Die einheimischen Bewohner Sikkims setzen sich aus drei ethnischen Gruppen
zusammen. Die Lepchas könnten die Ureinwohner gewesen sein, da ihre Tänze
die Aktivitäten von Jägern und Sammlern betonen. Sie glauben, daß ihre
Vorfahren vom heiligen Berg Kanchenjunga stammen. Später kamen die Tibeter,
große Männer und Frauen, hauptsächlich aus der Provinz Kham. Sie wurden die
Bhutias dieses Gebietes, die Händler, Lehrer, Verwalter und Krieger. Sie
nannten Sikkim ,,neue Heimat“- so die Bedeutung des Wortes ,,Sikkim“. Und
schließlich trafen die hart arbeitenden Bauern aus Nepal ein.
Die Hauptstadt Gangtok (1547 Meter) weist die Einflüsse aller drei
Gruppen auf, doch der Buddhismus der Lamas herrscht vor.
Um zum Kloster Enchey zu gelangen, fährt man von der Sinolchu Lodge ein
Stück die Straße hinauf. Die Wandmalereien auf seinen Wänden weisen die
Patina des Alters auf, und es sind Klosterschüler zu vernehmen, die ihre
Aufgaben singend rezitieren. Das Dodrul Chroten des Nyingma-Ordens hat 108
Gebetsräder; es schließt sich eine Gebetshalle mit zwei riesigen Statuen des
indischen Missionars Guru Padmasambhava an.
Bevor man das Do-drul Chorten erreicht, kommt man am Sikkim Research
Institute of Tibetology and Other Buddhist Studies vorbei. Als die Tibeter
gezwungen waren, wegen der chinesischen Besetzung ihr Land zu verlassen,
wurden viele ihrer wertvollen Bücher und religösen Objekte nach Indien
gebracht. Das Institut ist nun zu einem wichtigen Forschungszentrum dieser
im Exil lebenden Menschen geworden und beherbergt ein großes Archiv
tibetisch-buddhistischer Materialien.
Gangtok ist die einzige Stadt in Sikkim. An der Hauptstraße findet man
Restaurants, Hotels und Läden, die Silber und Kunsthandwerk verkaufen. Doch
nicht weit vom Stadtzentrum entfernt befindet sich das Handicrafts
Institute. Dort lernen junge Mädchen und Buben, Kunsthandwerk auf die
traditionelle Weise zu fertigen, indem sie als,
Lehrlinge arbeiten. Im Ausstellung-raum kann man Teppiche, Masken,
Choktise-Tische, geschnitzte Möbel und Thanka-Vorhänge kaufen.
Im Blue Sheep Restaurant sollte man spezielle Sikkim-Gerichte wie Shah-phalay
und Gack-ko bestellen. In Rumtek (24 Kilometer) hat ein Lama einen Nachbau
des Klosters errichtet, das er in Tibet zurücklassen mußte. Es sieht wie ein
leuchtender Juwel zwischen den grünen Hügeln aus.
Anreise: Luftweg-Bagdogra (124 Kilometer), Schiene – Siliguri (114
Kilometer), New Jalpaiguri (125 Kilometer),
Pemayangtse (2275 Meter) liegt am Ende einer fünf- bis siebehstündigen Fahrt
von Gangtok aus. Die Straße fällt steil in die Tiefen der Schlucht ab, die
der warme, subtropische Teesta geformt hat. Dann steigt die Straße wieder
an, bis sie die ,,Tourist Lodge“ erreicht, von wo aus die fünf frostigen
Gipfel des Kanchenjunga zu sehen sind. Im Kloster nebenan wird ein
detailliertes Modell jener Welt aufbewahrt, durch welche die Seele nach dem
Verlassen des Körpers reisen soll.
Pemayangtse ist auch Basislager für Wanderungen, die durch
Rhododendren-Wälder und zu hochgelegenen
Wiesen führen, wo Yaks grasen, und die mitunter auf über 4000 Meter Höhe in
Dzongri enden, wo der jährliche Chaam oder Lama-Tanz im Januar stattfindet.
Anreise: Straße-Gangtok (115 Kilometer).
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