Noch
bis vor Kurzem war Sikkim ein unabhängiges
Königreich. Zwar war es durch Protektorats-Verträge mit Indien
verbunden, durch die der indischen Regierung sogar die
Wahrnehmung der auswärtigen Angelegenheiten sowie der
Verteidigungspolitik zugestanden wurde. Aber 1975 war auch
diese Zeit vorüber. Nach andauernden politischen Unruhen und
Umsturzversuchen der nepalesischen Bevölkerung hatte man
ohnehin bereits 1973 die konstitutionelle Monarchie eingeführt,
und 1974 wurde Sikkim sogar ein assoziierter Staat Indiens. Im
Mai 1975 wurde Sikkim dann nach einer Volksabstimmung der 22.
Bundesstaat der Indischen Union. Diese Entwicklung entsprach
längst nicht dem Wunsch der Mehrheit der Bevölkerung.
Mittlerweile beruhigten sich die Gemüter aber etwas. Relativ
hohe Beträge wurden ausgegeben, um den Straßenbau, die
Elektrifizierung, die Wasserversorgung und die
landwirtschaftliche sowie industrielle Entwicklung anzukurbeln.
Das Motiv für diese großzügige Hilfe lag bei der indischen
Regierung zu einem großen Teil in der Angst vor der
chinesischen Militärmacht in diesem Gebiet. Wenn Sie heute von
Darjeeling nach Gangtok fahren, werden Sie enorme militärische
Aktivitäten beobachten können.
Über einen langen Zeitraum galt
Sikkim als eines der letzten Shangri La auf der Welt.
Dies lag zum einen an der Abgeschiedenheit und der
phantastischen Gebirgslandschaft, zum anderen an der
vielfältigen Flora und Fauna und den sehr alten
buddhistischen Klöstern. Es war noch nie leicht, in
dieses Land zu kommen. Auch heute noch ist eine
besondere Genehmigung erforderlich, die vor der Einreise von der indischen
Zentralregierung besorgt werden muss (Dies erledigt das lokale
Büro von Indo Vacations für Sie).
Es sieht ganz so aus, als ob
das auch in nächster Zukunft so bleiben wird, wird aber mehr
und mehr zur reinen Formalität, da der Tourismus auch im Sikkim seinen Einzug halt und sogar unterstützt wird.
Ausländischen Besuchern gestattet man nunmehr sogar, in der
abgelegenen Dzongri-Region im westlichen Teil von Sikkim zu
trekken. Bleibt noch hinzuzufügen, daß weite Teile im Osten
von Sikkim entlang der Grenze nach Tibet für Besucher nach wie
vor gesperrt sind.
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Phodong Sikkim |
Sikkim: Junge Leute |
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GESCHICHTE
Ursprünglich war das Land von den Lepchas bevölkert, einem
Stamm, von dem man annimmt, daß er etwa um das 13. Jahrhundert
herum aus den Bergen bei Assam hierher auswanderte. Die
Lepchas gehörten zu den Waldmenschen und legten nur kleine
Felder an, um sich selbst zu versorgen. Sie verehrten
Naturgeister und war ein sehr friedliches Volk. Noch heute
sind fast 18% der Bevölkerung von Sikkim Lepchas. Allerdings
wurde ihnen viel von ihrem eigenen Lebensraum und der
Möglichkeit, nach eigenen Vorstellungen und Überlieferungen zu
leben, genommen. Dies teils durch die Immigration aus Tibet
und neuerdings auch durch Einwanderer aus Nepal.
Der Zustrom der
Tibeter nach Sikkim began schon während des 15. und 16.
Jahrhunderts. Er war eine Folge anhaltender religiöser
Zwistigkeiten zwischen den einzelnen lamaistischen
Sekten. In Tibet setzte sich damals immer mehr die Sekte
der Yellow Hats (Saky-pa) durch, der auch der Dalai Lama
angehört, während in Sikkim die Red Hats (Nying-ma-pa)
die Oberhand bekamen. |
Diese
Religion wurde bei dem Anschluss an Indien
Staatsreligion. Die friedlichen Lepchas hatten sich
ursprünglich in einsame Berggegenden zurückgezogen. Mit der
zunehmenden Zahl von flüchtenden Tibetern entspann sich
zwischen den beiden Anführern eine Feindschaft. Diese beiden
Machthaber, Thekong Tek und Khye-Bumsa als Anführer der
Bhutyas, erlegten den einfachen Lepchas ungewollte
Beschränkungen auf. Viel Unfrieden wurde dabei zwischen den
beiden Lagern geschürt. Ein besonders harter Schlag war es,
als die Lepchas gezwungen wurden, all ihre Schriften und
Zeremoniengegenstände während einer Zeremonie zusammenzutragen,
bei der dann die Tibeter alles zerstörten. Nach dieser
Machtdemonstration war für den Dalai Lama der Zeitpunkt
gekommen, in Lhasa Pencho Namgyal als ersten König von Sikkim
auszurufen (1641). Damals verliefen die Landesgrenzen
allerdings noch etwas anders, denn neben der heutigen Provinz
gehörten auch ein Teil des östlichen Nepal, das Chumbi Valley
in Tibet, das Ha Valley in Bhutan und das Vorgebirge Terai von
der heutigen Grenze bis hinunter zu den Ebenen Indiens,
einschließlich Darjeeling und Kalimpong, zu Sikkim.
In den Jahren 1717-1734, während der
Regierungszeit des 4. Königs von Sikkim, erlebte das
Königreich eine Reihe von Kriegen gegen Bhutan, bei denen
weite Gebiete im südlichen Vorgebirge verloren gingen, auch
Kalimpong. Damals war diese Stadt ein wichtiger Handelsplatz
an der Straße von Tibet nach Indien. Nach 1780 verlor Sikkim
weitere Territorien bei einer Invasion von Gurkhas aus Nepal.
Da den Gurkhas ein Vordringen nach Tibet nicht gelang,
versuchten sie, nach Süden vorzustoßen, und gerieten mit der
britischen East India Company in Konflikt. Das löste eine
Serie von Kriegen zwischen den Gurkhas und den Engländern aus.
Beendet wurden die Streitigkeiten durch den Vertrag von 1817,
in dem die Grenzen von Nepal festgelegt wurden und die Gurkhas
alle Gebiete des ehemaligen Sikkim, die sie erobert hatten, an
die Briten abtraten. Weite Teile davon gaben die Engländer
dann dem Raja von Sikkim zurück, handelten sich dadurch aber
die Kontrolle über alle Streitigkeiten ein, die Sikkim mit
seinen Nachbarländern hatte. Die Folge dieser unglückseligen
Aufteilung war, dass Sikkim nun ein Pufferstaat zwischen Nepal,
Tibet und Bhutan wurde.
Im Jahr 1835 waren die Briten auf der Suche nach einem
Erholungsort in den Bergen. Dieser sollte den Soldaten und
natürlich auch den Verwaltungsbeamten zur Verfügung stehen.
Daher setzten sie den Raja mehr und mehr unter Druck, ihnen
gegen eine jährliche Abstandszahlung Darjeeling abzutreten.
Dies paßte den Tibetern aber absolute nicht, denn sie
betrachteten Sikkim immer noch als ihren Vasallenstaat.
Außerdem nahm Darjeelings Bedeutung als Handelsstadt mehr und
mehr zu und beeinflußte dadurch in hohem Maße den Erfolg der
führenden Lamas und der Kaufleute von Sikkim. Die
Unstimmigkeiten und Unzufriedenheit nahmen zu und gipfelten
schließlich in der Gefangennahme eines britischen Beamten und
eines Botanikers. Beide hatten mit der Erlaubnis des Rajas und
der britischen Regierung die Region Lachen besucht. Nachdem
man mit Repressalien gedroht hatte, wurden die beiden
Gefangenen aber einen Monat später völlig ohne Bedingungen
freigelassen. Die Briten besetzten schließlich das ganze
Gebiet zwischen der heutigen Grenze von Sikkim sowie den
indischen Tiefebenen und entzogen dem Raja die versprochene
Zahlung. Diese bewilligte man Jahre später aber dem Sohn
erneut.
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Gangtok Prayer Wheels |
Pemayangtse |
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Die Engländer mischten sich immer mehr in innere
Angelegenheiten ein. Dies führte 1861 dazu, daß Sikkim ein
Protektorat und die Grenzen festgeschrieben wurden. All diese
Ereignisse akzeptierten die Tibeter jedoch nicht, für sie
waren alle Neuerungen illegal. Deshalb fielen sie 1886 in
Sikkim ein und versuchten mit diesem Schritt ihre Ansprüche
geltend zu machen. Erfolgreich waren sie jedoch nicht, denn
die Briten schlugen sie zurück und sandten als Vergeltungs-maßnahme sogar noch eine Militärexpedition nach Lhasa (1888).
Vom gleichen Zeitpunkt an wurde die Macht des Raja von Sikkim
zunehmend beschränkt, was ihn 1892 zur Flucht nach Lhasa
veranlasste.
Die Engländer nahmen sich nun vor, dieses
Gebiet weiter zu entwickeln, und ermunterten Nepalesen zur
Auswanderung nach Sikkim, wie sie es bereits mit gutem Erfolg
in Darjeeling getan hatten. Ein beträchtlicher Teil des Landes
wurde für den Anbau von Reis und Kardamom aufbereitet.
Aufgrund dieser Gastarbeiter aus Nepal, deren Zahl noch bis
1960 zunahm, wuchs auch der Anteil der Bevölkerung
nepalesischer Abstammung. Heute sind 75% der Einwohner von
Sikkim Nepalesen. Dieser Sachverhalt führte zu einer heißen
Diskussion, als nämlich Ende der 60er Jahre der Raja gedrängt
wurde, die Zuwanderung zu stoppen. Als man gar began, den
Einwohnern, die nicht nepalesischer Abstammung waren,
Sonderrechte zu geben, ging die Opposition auf die Barrikaden.
Auch die in Amerika geborene Frau des Rajas trug einiges dazu
bei, daß Stimmung gegen die Nepalesen gemacht wurde.
Schließlich erreichten die Unruhen ihren Höhepunkt in
Demonstrationen in Gangtok und in der Flucht des Raja nach
Indien. Mit der Unabhängigkeit war Indien aber auch in die
Verträge der Briten mit Sikkim eingetreten. Dies bedeutete
jedoch nicht, daß die Inder Freude daran hatten, daß es
weiterhin ein mehr oder weniger selbständiges Sikkim gab.
Immerhin taten sie Ihre Bestes, um auch noch die letzten
Spuren der Prinzenstaaten in Indien auszumerzen. Ihre Antwort
auf die instabile Lage in diesem Grenzstaat nach China war
daher, den Raja zu entmachten und das ehemalige Königreich
Sikkim kurzerhand zu annektieren. Dies brachte Indien weltweit
wenig Anerkennung, ja sogar internationale Proteste ein.
Inzwischen hat sich die Lage aber doch beruhigt. Sikkim wird
heute von einem eigenen, demokratischen Kongreß regiert, der
Abgeordnete in das indische Parlament nach Delhi entsendet.
Sikkims heutige Bevölkerung teilt sich folgender-maßen auf:
18% Lepchas und 75% Nepaalis. Der Rest besteht aus Menschen
aus Bhutan und aus den nordindischen Provinzen. 60% der
Bevölkerung sind Hindus, 28% Buddhisten; Anhänger beider
Religionen leben aber, wie auch in Nepal, in friedlicher
Koexistenz. Für jeden Besucher sind die vielen alten
buddhistischen Klöster von Sikkim von besonderem Interesse. |
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TREKKING-TOUREN IN SIKKIM
Im westlichen Teil von Sikkim sind mittlerweile
Trekking-Touren gestattet. Allerdings benötigen Sie dazu
eine besondere Eintragung in Ihre Aufenthaltsgenehmigung.
Die Bestimmungen werden flexibel gehandhabt. Es liegt
also weitgehend an Ihrem Einsatz und Ihrer
Hartnäckigkeit, ob Sie die Eintragung erhalten. Die
beste Zeit für eine
Trekking-Tour ist Mitte Februar bis Ende Mai und von Oktober
bis Dezember. Trekking-Ausrüstung verleihen die Veranstalter
in Gangtok |
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