Auf den Spuren von Buddha...
Im 4. Jahrhundert v.
Chr. waren Ordnung, Gesetz und Moral Bedrohungen ausgeliefert, und der Legende
zufolge kam Wischnu auf die Erde zurück, um mit seiner neunten Inkarnation
Dharma wiederherzustellen: als aus Siddhartha Gautama Buddha, der Erleuchtete,
werden sollte.
Siddhartha kam als Kshatriya-Prinz
im Reich Lapilavatsu an der Grenze zu Nepal zur Welt. Die Brahmanen, die seiner
Geburt beiwohnten, prophezeiten, daß. “wenn ein solcher zu Hause bleibt, wird
er König, wenn er weltlichem Pomp entsagt, dann soll er den Rang eines Buddha
erreichen”. Es war auch vorausgesagt, daß Siddhartha den Pfad der Entsagung
wählen würde, sollte er vier Zeichen wahrnehmen: Alter, Krankheit, Tod und
Verzicht. Viele Jahre lang lebte er glücklich im Palast seines Vaters. Im Alter
von 16 Jahren wurde er mit Yashodra vermählt, die ihm einen Sohn schenkte. Doch
Siddhartha war ruhelos.
Die Geschichte Buddhas von
seiner Geburt bis zum Tod und seiner vorherigen Leben ist in Form von
Steinskulpturen in Sanchi Sarnath und Bodh Gaya festgehalten und kann fast wie
ein Buch gelesen werden; zahlreich sind die Friese, Reliefs, die Medaillons und
Wandgemälde in den Höhlentempeln von Ajanta und Ellora. Die Geschichte beginnt
mit dem Traum seiner Mutter Maya von einer Lotusblüte auf einem weißen
Elefanten, die in ihren Leib eindrang: was auf die Geburt eines Jungen
hindeutete. Kurz vor ihrer Niederkunft verließ sie Kapilavatsu, um sich zum
elterlichen Heim in Devaddha zu begeben. Doch unterwegs hielt Maya an den
Blumenhainen von Lumbini. Hier wurde Siddhartha geboren; ohne Hilfe trat er auf
eine Lotusblume. Welche die Erde hervorgebracht hatte, um ihn zu empfangen.
Siddhartha wurde ein junger Kriegerprinz, der Yashodra heiratete. Dann sah er
einen alten Mann, so krumm wie eine Wurzel, einen kranken Mann, eine Leiche,
die man zur Kremation trug, und einen Mönch. Siddharthas Kutscher Channa, der
am selben Tag wie er geboren worden war, berichtete dem Prinzen als erster, daß
am Ende des Lebens Senilität Verfall und Tod stehen. Der Prinz wurde ein Sadhu,
nachdem er die vier Zeichen gesehen hatte, und reiste nach Vaishali, wo er von
dem großen Brahmanen Arara Kalam lernte. Er begab sich auch nach Rajagriha,
studierte die Philosophie des Sophisten Rudrika und übte sich in den Praktiken
der Hinduweisen; dem Fasten, der Meditation und der Aussetzung seines Körpers
an die Elemente. Im Schatten des Bo-Baumes von Bodh Gaya erlebte Siddhartha
schließlich seine Erleuchtung und wurde zum Buddha. Die Götter der Finsternis
taten alles in ihrer Macht Stehende, um seine Meditation zu stören.
Mara, der Gott des Todes,
schickte Speere, Pfeile und Bogen, doch sie wurden von unsichtbarer Hand
abgehalten. Kama, der Gott der Begierde, sandte seine schönen Töchter, um ihn
zu verführen, doch sie kehrten voller Scham ob solcher Standfestigkeit zurück.
Der Schlangenkönig Muchalinda hielt Wache.
Buddha scharte Schüler um
sich, wohin er auch ging: Könige Prinzen und den einfachen Mann. Dharma
(Pflicht) und Karma (die Gesetze des Schicksals) blieben im Mittelpunkt seiner
Lehre, doch lehnte er das Kastensystem ab, da für ihn alle Menschen gleich
waren. Er wandte sich auch gegen jegliche Art von Ritual und Opfergabe, um die
Götter zu besänftigen, und predigte, daß das Karma eines Menschen nichts mit
den Göttern zu tun habe, da nur der Mensch sich den Weg für ein besseres
nächstes Leben bahnen konnte. Ahimsa (Gewaltlosigkeit) ist ein fundamentales
Konzept der Lehre Buddhas, das Gandhi zu einem Synonym für Indien machte.
Theologie, Priestertum und
philosophische Theorie waren über die Jahre in Indien zum eifersüchtig
gehüteten Privileg der Gebildeten geworden, und da sie den einfachen Menschen
verwehrt blieben, ging von ihnen Buddha zufolge keine Wirkung aus. Die Menschen
strömten zu Tausenden zu ihm, denn er gab ihnen etwas, das sie begriffen –
einfache Regeln: Selbstdisziplin, Wohltätigkeit, Respekt für die Alten, den
rechten Glauben und das wahre Bestreben, die richtige Sprache, den lauteren
Gedanken und das richtige Benehmen. Er redete auch zu ihnen in einer Sprache,
die sie verstehen konnten – anders als die Hindus, die ihre Rituale in Sanskrit
durchführten. Männer wie Frauen konnten in den Sangha (religiösen Orden) der
Bhikshus (Mönche) und Upasakas (Gläubigen) eintreten.
Für nahezu zehn Jahrhunderte
(bis zum 5. Jh. n.Chr.) nahm der Buddhismus eine bedeutende Position ein und
zählte einige mächtige Könige zu seinen Anhängern. Kaiser Ashoka, der eifrigste
von Buddhas Jüngern, verbreitete dessen Wort in fast Jedem Winkel Indiens.
Hunderte von Gedenkstupas und Säulen, welche mit den Thesen Buddhas versehen
und im ganzen Land zu finden sind, wurden von ihm errichtet. Ashoka hatte des
Meisters Rat verinnerlicht, Kunde von seiner Lehre zu tun: “Sage den Menschen,
daß die Armen, die Niedrigstehenden und die Reichen alle gleich sind.“ Er
sandte seine Tochter Sanghamitra in Richtung Norden nach Ladakh, seinen Sohn
Mahinda nach Ceylon und an der Familienmitglieder nach Osten und Westen. Doch
der Buddhismus hat in seinem Ursprungsland fast aufgehört zu existieren. Es
gibt heute nur etwa fünf Millionen Gläubige in Indien, von denen die meisten
aus Tibet nach dessen Annexion durch China einwanderten. Aber Buddha lebt fort
in Klöstern und Stupas, in der Bildhauerei und Malerei. Auf dem Ruinenfeld von
Nalanda, der einst größten Universität der Welt, die den Vierfachen Pfad
lehrte, hat sich nun das Archaeological Department der Nation etabliert.
Bedeutung des
Stupa
Ungafähr 200 Jahre nach dem Tod Buddhas kam in Indien der Maurya-Kaiser Ashoka
an die Macht, der sich während seiner Regierungszeit zum Buddhismus bekehren
ließ. Er ließ den buddhistischen Mönchen im ganzen Land Klosteranlagen
errichten. Reliquien Buddhas oder seiner bedeutendsten Jünger wurden im Zentrum
der Klöster oder an Orten, die mit Buddhas Wirken verknüpft sind, in einer Art
Bestattungshügel, den Stupas (Haarknoten, Hügel), ummauert. Die Stupas dienten
zunächst allein der Verehrung einer bedeutenden Persönlichkeit, ohne daß die
Verehrung mit kultischen Handlungen verbunden war. Doch bald wurden die
Reliquien. Jetzt auch Mönchsgewänder, Almosenschalen und heilige Schriften, ein
magisches Instrument, das großen Einfluß auf seine Umgebung haben konnte. So
wie die Brahmanen der vedischen Zeit an die mystische Macht des Opfers
glaubten, konnten sich auch die Buddhisten nicht länger derartigen
Vorstellungen eines Opferzaubers entziehen. Aus dem ehemaligen Grabhügel wurde
eine Kuntstätte.
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