Mehr über den Islam &
seine Geschichte in Indien:
Trotz der allgemeinen Meinung, daß Indien ein hinduistisches
Land sei, lebt hier eine größere moslemische Bevölkerung als
in den theokratischen Nachbarstaaten Bangladesch im Osten und
Pakistan im Westen: nämlich über 100 Millionen Anhänger des
Islam.
Die Ankunft des Islam in Indien wird generell mit Mohammed von
Ghaznis schonungslosen Invasionen Nordindiens assoziiert, der
einfiel, um zu plündern und das Punjab und Sind (nun in
Pakistan) seinen Besitztümern in Afghanistan anzufügen.
Zwischen dem 11. und 16. Jahrhundert ereigneten sich solche
Überfälle regelmäßig. Die Invasoren zerstörten Hindu Tempel,
erbauten auf den Ruinen Moscheen und zwangen die Hindus, zu
ihrem Glauben zu konvertieren. Manche der Eindringlinge ließen
sich nieder, machten Delhi zu ihrer Hauptstadt, gründeten
Dynastien und wurden von Indien absorbiert. Vom 16.
Jahrhundert an zeigte der Islam unter der Mogul Herrschaft
friedlicher ein friedlicheres Gesicht. Die Konvertierung mit
dem Schwert gehörte der Vergangenheit an, Moscheen wurden auf
eigens für sie erstandenem Grund errichtet. Der Hof selbst
nahm indische Bräuche an, und heute erinnert man sich nur mit
Mühen daran, daß die Moguln einst aus anderen Land kamen.
Mischehen waren erlaubt, und selbst der große Akbar nahm eine
Rajasthani-Prinzessin zur Frau. Akbar versuchte als Kaiser
seinen Traum von einer neuen Religion, “Din-e-ilahi”, zu
verwirklichen, worin die besten Aspekte islamischer und
vedischer Philosophie vereint sein sollten.
Aufgrund des langen Kontakts mit einer synkretistischen Kultur
erlebte der Islamismus in Indien eine Abschwächung seines
puritanischen Moralismus. Und dies unterscheidet seine
Anhänger von den Glaubensbrüdern anderswo. Er ist ein Amalgam
zweier Kulturen. Der Islam hat seinerseits den Hinduismus
beeinflußt, und ein Teil von Akbars Traum wurde von Guru Nanak
verwirklicht, der für seine neue Religion Anleihen beim Koran
machte. Leider haben die Politiker in jüngster Zeit ein Klima
der Intoleranz und gar der Feindschaft zwischen Indern
verschiedener Glaubensrichtungen entstehen lassen.
Der Islam hielt Süden viel früher Einzug als im Norden. Eine
kleine Moschee in einem Dorf nahe Calicut ist der
Überlieferung zufolge 629 erbaut worden, drei Jahre vor dem
Tod des Propheten. Der Handel zwischen Indien und Arabien
reicht bis in die ferne Vergangenheit zurück, und es ist
wahrscheinlich, daß die früheren Herrscher von Calicut dem
Wunsch der Händler stattgaben, eine Andachtsstätte zu
errichten.
Die Moplahs
Es gibt eine alte moslemische Gemeinschaft in Calicut, die
Moplahs, welche die Nachfahren von arabischen Händlern sein
sollen, die mit den Monsunwinden an der Küste Keralas landeten
und dort einige Zeit ausharren mußten. Das Wort “Moplah”
stammt wahrscheinlich vom malaiischen Mahapillai
(Schwiegersohn) ab. Die Araber durften hiesige Frauen
heiraten, und einige von ihnen ließen sich in Kerala nieder.
Die Moplahs sind vielleicht die einzige moslemische
matriarchalische Gemeinschaft der Welt. Die Moplah-Frauen,
Moslems durch Konvertierung und Heirat, behielten die von der
Frau bestimmten Gesellschaftsstruktur und Traditionen bei. Der
Hindu-Adel von Kerala befolgt ein System der Vererbung, bei
dem Eigentum an Frauen weitergegeben wird und Kinder den Namen
ihrer Mütter annehmen.
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