Thangkas
Thangkas sind Rollbilder, auf denen tibetisch-buddhistische
Meditationsgottheiten und Man-dalas gemalt sind. Sie schmücken
die Tempel wie auch besonders dafür vorgesehene Räume oder
Ecken in den Häusern der Gläubigen. Auf grobes Leinen, das aus
mehreren aneinanderge-nähten Streifen bestehen kann, wird aus
einem Gemisch aus Kreide und Leim eine Grundie-rung
aufgetragen. Dieser Kreidegrund wird mit Steinen oder einer
Muschelschale geglättet. Die so bereitete Leinwand wird auf
einen Rahmen gespannt und dann mit einer Zeichnung verse-hen.
Als Raster werden Grundlinien mit den wichtigsten Punkten der
Hauptfigur gezeich-net, bevor die eigentlichen Umrisslinien
der Fi-guren aufgetragen warden. Sobald diese Zei-chnung
beendet ist, beginnt die Arbeit des Ma-lers. Zeichner und
Maler müssen nicht iden-tisch sein.
Aus mineralischen und pflanzlichen Stoffen, im Mörser
zerstampft und zerrieben, werden die Pigmente mit Leim
vermischt. Daraus entste- hen wasserlösliche Farben, die mit
einem Pinsel aufgetragen werden. Tibetische Maler bevor-zugten
grell-leuchtende. Jedoch stets warme und tiefe Farben. (Heute
warden oft Anilinfar-ben verwendet)
Bei der Verwendung von Gold (wie in den Ab-bildungen S.223 und
224) wurde echtes Gold geschmolzen und in hauchdünne Plättchen
ge-schlagen. Die Goldplättchen wurden dann mit Erde vermischt,
erhitzt, im Mörser kleingerie-ben, gewaschen und anschließend
mit Urin ver-mischt, bis sich eine dickflüssige Masse bildete.
Diese ließen sie über eine Bronzeplatte laufen. Erst jetzt war
die Farbe zu benutzen.
Am Ende zieht der Zeichner mit einem dünnen in Tusche
getauchten Pinsel die feinen Linien nach.
Nun kann das Bild vom Rahmen genommen werden und mit kostbarer
chinesischer Seide in welche Glückssymbole eingewoben
sind,einge-fasst werden. Dabei gilt die Vorschrift, das Bild
Stets mit je einem daumendicken roten und gel-ben Rand zu
versehen, bevor dann die breite Einfassung aus Brokat
darangenäht wird. Der rot-gelbe Rand ist Symbol für den
Regenbogen und damit für die Kraft, die von dem Thangka
ausgeht.
An der Oberseite wird in einen seitlich dafür offen gelassenen
Saum eine Bambusleiste eine-führt. Unten, in einen ebensolchen
Saum, wird ein breites Rundholz eingeschoben, mit dem man das
Thangka bei Bedarf einrollen kann.
An die Oberseite des Thankas wird meist ein hauchdünnes
Seidentuch genäht, mit dem man das Thangka bedecken kann.
Möchte man das Bild sehen,rafft man das Tuch nach oben und
steckt es durch einen eigens dafür aufgenähten Faden.
Auf de oberen Leiste werden links und rechts Lederriemen
angebracht, die das Thangka im zusammengerollten Zustand
verschließen. Num ist es den Transport geeignet. Doch bevor es
als Andachtsbild benutzt wird, verrichtet ein Lama die
sogenannte Öffnungszeremonie. Er öffnet in einem Ritual die
Augen, den Mund und das Herz der Hauptfigur. Sie wird dadurch
zur Meditationsgottheit selbst. |