Beziehungen zwischen Kashmiris und Ladakhis
Ein weiteres Problem, das seit dem politisch-militärischen
Konflikt zwischen Indien und Pakistan neuerdings auch auf
Ladakh zukommt, ist eine stärkere Abgrenzung bis Konfrontation
zwischen Muslimen und Buddhisten, wo sich doch das
Zusammenleben der Religionen bisher in freundschaftlichen
bewegt hatte. Aus Kaschmir kommend hatte der Islam allerdings
nur im westlichen Ladakh, hauptsächlich in der Provinz Kargil,
Fuß gefasst. Man kann von einer muslimisch-buddhistschen
Religionsgrenze ca. 200 km östlich von Leh sprechen. In der
Hauptstadt selbst bekennen sich aber ca. ein Drittel der
Einwohner zum Islam, und Heiraten zwischen ladakhischen Frauen
und muslimischen Männem waren durchaus üblich. Unter dem
Eindruck der Fundamentalisierung vor den Toren wird auch der
Umgang im Land mit der jeweils anderen Religion weniger
tolerant. Ladakh mit seiner buddhistischen
Bevölkerungsmehrheit wirft der Regierung in Srinagar vor, dass
seine kulturelle Eigenständigkeit nicher genügend respektiert
werde und fühlt sich von den kaschmirischen Muslimen
tyrannisiet und wirtschaftlich ausgebeutet. Pikanterweise
werden die zahlreichen Läden mit buddhistischen Andenken in
Leh von kaschmirischen muslimischen Händlem geführt, die mit
Repliken oder Neuanfertgungen von buddhistischen
Kunstschätzen, die in Srinagar von muslimischen Handwerkern
gefertigt, ihr Geld verdienen.
Der Buddhismus in seiner tibetischen Form, als tantrischer
Buddhismus, wird in Ladakh als letztem Rückzugsgebiet noch in
seiner reinsten Form ausgeübt. Auch wenn die
gesellschaftlichen und religiösen Strukturen wie schon erwähnt
unter dem Andrang der Moderne sich verändern, kann man doch
Ladakh als “letzte Oase lamaistischer Kultur” bezeichnen. |