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COCHIN UND
ERNAKULAM (Kerala), Süd Indien
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Kerala: Chinesische Fischer Netze |
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Wegen der starken Bezüge zu ihrer
ausgeprägten und bewegten Geschichte und der ausgesprochen
reizvollen Lage auf vielen kleinen Inseln und schmalen
Halbinseln gehört Cochin zu den schönsten Städten Indiens.
Hier stellt sich die ganze Vielfalt Keralas dar. Indiens
älteste Kirche steht in Cochin. Die engen, winkeligen Straßen
üben eine Faszination auf jeden Besucher aus, und die Häuser
der Portugiesen, mehr als 500 Jahre alte, runden das Bild ab.
Dies ist noch längst nicht alles, denn zu der bunten Mischung
gehören auch die chinesischen Auslegernetze der Fischer, eine
kleine jüdische Gemeinde, die ihre Anfänge bis in das Jahr
10000 n. Chr. zurückverfolgen kann, eine Synagoge aus dem 16.
Jahrhundert und ein portugiesischer Palast, der irgendwann dem
Raja von Cochin übereignet und später dann von den Holländern
renoviert wurde und vielleicht die schönsten Wandmalereien
Indiens enthält. Schließlich sind die weltbekannten Tenzdramen
Kathakali zu erwähnen. |
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Diese so unterschiedliche Mischung
mittelalterlicher portugiesischer, holländischer und
englischer Landstädte übertrug sich auch auf die
tropische Malabarküste. Klar erkennbar ist dies in
Teilen des Forts Cochin und von Mattancherry. Sie stehen
in krassem Kontrast zu den blinkenden Neonleuchten der
Reklameschilder, den schummrigen Seemannskneipen und den
großen Hotels |
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Cochin:
Chinesische Fischernetze |
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auf dem Festland von Ernakulam. Die
Mischung mag seltsam klingen, aber Cochin ist Indiens größter
Hafen. Tag für Tag liegen im Dunst vor dem Fort Cochin die
Handelsschiffe auf Reede und warten auf einen Platz im Hafen
von Ernakulam oder Willingdon Island. Diese künstliche Insel
wurde mit dem Schlamm geschaffen, den man beim Ausbau des
Hafens von Ernakulam gewann. Auch der Flughafen fand zum Teil
seinen Platz auf dieser Insel. Und wie man es von einer großen
Hafenstadt erwartet, blüht auch in Cochin der Handel mit
bestimmten Waren, die sonst in Indien schwer zu bekommen sind
(Kameras, Uhren, Tonbandgeräte usw.). Seien Sie also nicht
überrascht, wenn Sie beim Bummel durch Hafen oder Stadt von
Händlern angesprochen werden.
SEHENSWÜRDIGKEIT]EN |
Fort Cochin – Kirche St. Francis: Dies ist
die älteste Kirche auf indischem Boden, die von Europäern
gebaut wurde. In Cochin Starb 1524 auch Vasco da Gama. Er war
der erste Europäer, der um das afrikanische Kap der guten
Hoffnung gesegelt war und Indien erreichte, und wurde in
Cochin begraben. Franziskaner begannen 1503 mit dem Bauder
Kirche. Die Portugiesen gehörten zum Gefolge einer Expedition,
die unter der Führung von Pedro Alvarez Gabral stand.
Ursprünglich diente Holz als Baumaterial, aber Mitte des 16.
Jahrhunderts erneuerte man die Kirche und nahm nun Steine zum
Bau. Die älteste portugiesische Inschrift, die man in dieser
Kirche sehen kann, stammt aus dem Jahr 1562. Als 1663 Cochin
den protestantischen Holländern in die Hände fiel, ging auch
die Kirche in deren Besitz über. Sie wurde später, ebenfalls
von den Holländern, renoviert (1779). Die wechselvolle
Vergangenheit dieser Kirche war damit aber noch nicht beendet.
1975 besetzten nämlich die Briten Cochin, und so wurde aus der
protestantischen Kirche ein anglikanisches Gotteshaus. Derzeit
wird sie von der südindischen Kirche genutzt.
Obwohl diese Kirche die älteste ist, die Europäer bauten, ist
das Christentum schon viel länger an der Malabarküste
beheimatet. Man nimmt an, daß der Apostel Thomas im Jahr 52 n.
Chr. an dieser Küste landete. Archäologische Beweise für diese
Theorie gibt es allerdings nicht. Erste Hinweise auf Kirchen
in Kerala gibt es in den Aufzeichnungen eines byzantinischen
Mönches. Er hatte im 6. Jahrhundert dies Gegend bereist. In
der Mitte des 9. Jahrhunderts spielte die christliche
Bevölkerung dieser Region eine wichtige Rolle in Handel und
Wirtschaft. Es gibt Aufzeichnungen von immensen Spenden an die
Kirche der Teresa (sie existiert nicht mehr). Das fällt in die
Zeit der Herrschaft von Sthanu Ravi (844-85). Die frühen
christlichen Gemeinden gehörten der syrisch-orthodoxen Kirche
an. Mit der Ankunft der Portugiesen im 16. Jahrhundert änderte
sich dies, denn die drängten auf die Vormachtstellung der
römisch-katholischen Kirche. Alle Bischöfe von Kerala brachte
man damals nach Persien und Mesopotamien. Ein voller Erfolg
wurde dieser Durck auf die syrische Kirche allerdings nicht,
denn noch heute bestehen viele syrisch-orthodoxe Gemeinden in
Kerala.
Einen Besuch wert ist auch die Kirche Santa Cruz im Fort
Cochin. Das ist eine Kathedrale aus jüngerer Zeit.
Chinesische
Fischernetze:
An der Spitze des Forts Cochin, gegenüber der Insel
Vypeen, haben Sie Gelegenheit, die chinesischen Auslegernetze
zu sehen. Sie wurden durch Händler vom Hofe des Kublai Khan
eingeführt. Auch in den Gewässern zwischen Cochin und Kottayam
sowie zwischen Alleppey und Quilon finden Sie diese Art Netze. |
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Mattancherry:
Der “holländische” Palast wurde 1557 von den Portugiesen
erbaut und dem Raja von Cochin als Geschenk übergeben.
Der damalige Raja war Veera Kerala Verma (1537-61). Er
bekam dieses großzügige Geschenk jedoch nicht ohne
Hintergedanken. Man wollte sich damit seine Gunst
erkaufen und Privilegien für den Handel in Kerala
sichern. Die Holländer renovierten den Palast 1663
völlig; daher stammt auch der neue Name. Das
doppelstöckige, viereckige Gebäude umschließt einen
Innenhof mit einem Hindu-Tempel. Die mittlere Hallt im
ersten Stock war die Krönungshalle der Rajas von Cochin.
In ihr sind heute die Gewänder, Turbane und Sänften
ausgestellt, die den |
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Cochin:
Mattancherry Palace |
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ehemaligen Herrschern gehörten.
Die größte Anziehungskraft dieses Palastes
aber geht von den Wandmalereien aus. Sie stellen Szenen aus
dem Ramayana und den Puranic-Legenden dar; letztere stehen im
Zusammenhang mit Shiva, Vishnu, Krishna, Kumara und Durga.
Ganz zweifellos zählen diese Gemälde zu den schönsten von
Indien. Was immer Sie an indischer Lektüre für Touristen in
die Hand nehmen, immer tauchen die Malereien von Ajanta und
Ellora auf, aber nie diese Gemälde im “holländischen” Palast
von Cochin. Und doch sind sie eine der bedeutendsten
Sehenswürdigkeiten von Indien. Allein sie sind eine Reise nach
Cochin wert. Ähnliche Malereien finden Sie auch in dem Shiva-Tempel
von Ettumanur, ein paar Kilometer von Kottayam entfernt. Der
Palast ist von Monatag bis Samstag zwischen 9.00-17.00 Uhr
geöffnet; sonntags ist geschlossen. Die Benutzung eines
Blitzlicht nicht gestattet. Deshalb ist das Fotografieren
meistens nicht möglich. Das ist ein Jammer, denn man kann auch
keine Postkarten von den Malereien kaufen. Wenn Sie kein
Stativ bei sich haben, versuchen Sie es mit einer langen
Belichtungszeit, indem Sie Ihre Kamera auf ein Geländer
stellen.
Die jüdische
Synagoge:
Im gesamten Common-wealth gibt es keine ältere Synagoge als
diese in Cochin aus dem Jahr 1568. Die Synagoge von Kochangadi,
die man bereits 1344 baute, war älter, sie ist aber inzwischen
verschwunden. Lediglich ein einziger Quader mit einer
Inschrift in hebräischer Sprache blieb übrig. Sie finden ihn
an der Innenseite der Mauer, die die heutige Synagoge von
Cochin umgibt. Während eines portugiesischen Überfalles fiel
die Synagoge 1662 zwar einem Artilleriefeuer zum Opfer, wurde
aber zwei Jahre danach wieder aufgebaut, als die Holländer die
Kontrolle über die Stadt ausübten. Dieser Bau enthält einige
interessante Details. Zu ihnen gehört der Fußboden aus Kacheln
mit chinesischen Landschaften. Man brachte diese Kacheln, von
denen sich keine zwei gleichen, in der Mitte des 18.
Jahrhunderts von Kanton nach Cochin. Verantwortlich dafür war
der Handels-mann Ezekial Rahabi, der Geschäftsverbindungen
nach Kanton unterhielt. Auch die Errichtung des Uhrenturms war
sein Werk.
Die Synagoge ist täglich von 10.00-12.00 Ühr und von
15.00-17.00 Uhr geöffnet; ausgenommen sind die Samstage und
die jüdischen Feiertage. Der Pförtner ist sehr freundlich und
stets bereit, die Geschichte dieses Baus zu erzählen. Aber er
berichtet auch gern vom Leben in der jüdischen Gemeinde und
über sämtliche Weltprobleme. Wer Englisch spricht, findet in
ihm einen interessanten Gesprächspartner. Die jüdische
Gemeinde von Cochin lebt sehr ab geschieden. Ihre Anfänge
gehen auf die Zeit des Apostels Thomas zurück, der 52 v. Chr.
nach Indien kam. Die erste jüdische Siedlung war Cranganore,
nördlich von Cochin. Wie die syrisch-orthodoxen Christen waren
die indischen Juden im Handel und in der Wirtschaft der
Malabarküste tätig. Eine Kupferplatte in der Synagoge ist
nicht nur ein Relikt aus dieser Zeit, sondern sie berichtet
auch davon, daß König Bhaskara Ravi Varman I. (962-1020) den
Juden damals die Stadt Anjuvannam (bei Cranganore) sowie das
Steueraufkommen des jüdischen Kaufmannes Joseph Rabban
überließ. Diese Platten können Sie sich vom Pförtner der
Synagoge zeigen lassen. Die Zugeständnisse von Ravi Vernam I.
gestatteten Rabban sogar die Benutzung einer Sänfte und
einiger Sonnenschirme. Das war damals eigentlich den
Herrschern vorbehalten. Damit sanktionierte er ein kleines
jüdisches Königreich. Nach Rabbans Tod gerieten sich seine
Söhne um die Nachfolge in die Haare. Das führte schließlich
dazu, daß alles zusammenbrach und man nach Mattancherry
übersiedelte.
Die kleine jüdische Gemeinde war häufig Gegenstand von
Forschungsprojekten. Besonders interessant ist die Studie
eines amerikanischen Professors für ethnologische
Musikforschung. Er fand heraus, daß die Musik der Juden in
Cochin starke babylonische Züge trägt und daß der Wortlaut der
Zehn Gebote fast identisch mit der kurdischen des Berliner
Museums aufbewahrt wird. Natürlich fanden auch indische
Einflüsse ihren Niederschlag, und viele Hymnen gleichen den
Ragas.
Die Gegend um die Synagoge nennt sich Jewtown und ist zugleich
eines der Zentren des Gewürzhandels von Cochin. In den vielen
kleinen Häusern ließen sich Firmen nieder, und in der Luft
hängt der Duft der unterschiedlichsten Gewürze von Ginger über
Zimt, Kümmel und Gelbwurz bis hin zu den Nelken. Noch immer
deuten jüdische Namen auf den Firmenschildern und an den
Häusern auf die hier lebenden Juden hin. Allerdings ging die
Zahl der Juden in der Zeit seit der Unabhängigkeit zurück. Es
leben derzeit noch 45 Juden in Cochin. Die meisten jungen
Menschen zogen nach Israel. Daher blieben nur wenige Juden
unter 50 Jahren übrig. Sind die älteren Menschen erst einmal
gestorben, wird die Synagoge möglicherweise geschlossen oder
in ein Museum umgewandelt. Ein deutliches Zeichen für den
Niedergang dieser Gemeinde ist auch, daß es keinen Rabbi mehr
gibt, solange man sich über-haupt erinnern kann. Die
religiösen Zeremonien und Trauungen werden von den älteren
Gemeindegliedern vorgenommen. Die Gegend ist ein interessantes
Stadtviertel, das Sie unbedingt in einen Stadtbummel einplanen
sollten. Sehenswert sind auch die Kramläden in der Strße zur
Stnagoge, wo sich sicher ein schönes Souvenir findet.
Eine zweite Synagoge steht in Ernakulam an der Kreuzung der
Jews Street und der Market Street. Sie scheint aber nicht
benutzt zu werden. |
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Kathakali-Tänze in Ernakulam:
Auf eine Aufführung dieses berühmten Tanzdramas darf
eigentlich kein Indienreisender verzichten. Die
Ursprünge des Tanzes gehen 400-500 Jahre zurück, als man
unter freiem Himmel im Tempelhof oder auf der
Gemeindewiese Tanzveranstaltungen durchführte. Es gibt
mehr als hundert Arrangements, die sich alle auf
Erzählungen aus dem Ramayana und Mahabharata, Epen der
indischen Mythologie, beziehen. Die Tänze sind so lang,
dass sie bis in den frühen Morgen dauern. Da die meisten
Besucher jedoch nicht gewillt sind, die ganze Nacht
aufzubleiben, veranstalten die Tanzschulen |
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Kathakali |
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in Ernakulam Aufführungen mit verkürzten
Versionen, die nur noch 2 Stunden dauern. Diese Aufführungen
scheinen aber zu sehr gekürzt zu sein und sind deshalb
sinnentstellend.
Kathakali ist aber nicht nur eine besondere Tanzform, sie ist
weitaus mehr. Zu ihr gehören Elemente von Yoga und
ayurvedischer Medizin, eine in Indien verbreitete Art der
Medizin. Sämtliche Requisiten werden aus natürlichem Material
gefertigt. Auch das Make-up wird aus Pflanzenpulver und dem
Saft bestimmter Bäume hergestellt. Die Perücken entstehen aus
der Rinde besonderer Baumarten, gefärbt mit Früchten und zum
Mischen der Farben benutzt man Kokosnußöl. Verbranntes
Kokosnussöl dient zum Schminken der Augen, und Blütenblätter
der Auberginen legt man unter die Augenlider, um das Weiße des
Augapfels dunkelrot zu färben. Es ist durchaus üblich, daß man
Besuchern gestattet, vor der Aufführung bereits das Schminken
zu beobachten. Schon das ist ein Erlebnis für sich. Begleitet
werden die Tänzer von zwei Trommlern und einem weiteren
Musikanten, der die die Finger-zymbal spielt. Kathakali-Tänze
können Sie ebenfalls lernen. Das nötige Wissen vermittelt im
Norden von Kerala unweit von Palghat eine Schule, die von der
Regierung unterhalten wird.
Das Museum von
Cochin:
Dieses Museum ist in dem Gebäude in der Durbar Hall
Road untergebracht, das einmal Durbal Hall hieß. Das ist ein
Gebäude mit gewaltigen Ausmaßen im typischen Kerala-Still. Es
enthält eine Sammlung von Ölgemälden, Münzen, Skulpturen und
Mughal-Malereien aus dem 19. Jahrhundert sowie die Basitztümer
der königlichen Familile von Cochin. |
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