Genaugenommen gehört Jhansi gar nicht
zu Madhya Pradesh, sondern zu Uttar Pradesh. Ein Finger
dieses Staates dringt nämlich bis weit nach Madhya
Pradesh vor.
Sie hat eine bewegte Geschichte hinter sich.
Die
meisten Touristen kommen heute jedoch nur deshalb hierher, weil die
Stadt ein bequemer Ausgangspunkt für eine Reise nach Khajuraho ist. Sie liegt der Haupt-eisenbahnlinie Delhi-Bombay am nächsten, wenn man nach Khajuraho
weiterfahren will. Von Jhansi nach Khajuraho gibt es
regelmäßige Busver-bindungen. Einst war auch Orchha, nur
11 km südlich von Jhansi, die Hauptstadt eines mächtigen
Staates. Zwischen 1605 und 1627 regierte Bir Singh Deo
in Orchha und baute auch das Fort von Jhansi. Er stand
unter dem Schutz des Mogulprinzen Salim, lag aber mit
Akbar in Fehde. 1602 konnte er nur mir Mühe dem |
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Jhansi: Rani
laxmi bai statue |
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Missfallen des Herrschers entgehen. Sein
Königreich fiel aber den Heerscharen von Akbar zum Opfer. Im
Jahr 1605 wurde aus dem Prinzen Salim der Herrscher Jehangir,
was zur Folge hatte, dass Bir Singh die nächsten 22 Jahre ein
mächtiger Mann war. Als dann 1627 Shah Jahan an die Macht kam,
ging sein Einfluss zurück, und er fiel wieder in Ungnade. Sein
Versuch einer Revolte wurde von dem 13-jährigen Aurangzeb
niedergeschlagen.
Im 18. Jahrhundert gewann Jhansi immer mehr
Macht, und Orchha versank in die Bedeutungslosigkeit.
Inzwischen war aber auch die British East India Company nicht
untätig geblieben. Sie versuchte, mehr und mehr auch in diesem
Staat Fuß zu fassen. Der letzte nicht sehr fähige Maharadscha
starb 1853 ohne Sohn. Die Briten hatten mittlerweile aber ein
Gesetz erlassen, demzufolge jeder Staat an sie fallen würde,
wenn ein Maharadscha keinen männlichen Erben hinterließ. Nach
dem Tod des Herrschers schickten sie deshalb die Rani schnell
in Pension und übernahmen die Kontrolle. Die Rani war mit
dieser aufgezwungenen Entmachtung absolut unzufrieden, sie
wollte selbst regieren. Als vier Jahre später die Inder zum
Aufstand aufriefen, stand sie in Jhansi in vorderster Front
der Rebellion. Alle damals in Jhansi lebenden Briten fielen
einem Massaker zum Opfer. Leider zerstritten sich ein Jahr
später die Rebellen untereinander. Die Briten nutzten diese
Chance und nahmen Jhansi wieder in ihren Besitz. Wieder einmal
musste die Rani das Feld räumen, sie floh nach Gwalior. In
einem letzten verzweifelten Besuch mobilisierte die Rani
rebellierende Kräfte um sich und ritt, als Mann verkleidet,
erneut gegen die Briten ins Feld. Dabei wurde die mutige Frau
getötet. Seitdem ist sie für Indien so eine Art Jeanne d’Arc,
insbesondere in Mittelindien. 1858 traten die Kolonialherren
das Fort an den Maharadsha von Scindia ab, tauschten dafür
aber 1866 Gwalior ein. |