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Mandu, Madhya pradesh (Zentral-Indien)

Bhopal: Benazir palace

Zu den interessantesten Sehenswürdigkeiten in Zentralindien gehört sicherlich das sehr großflächig angelegte, heute zu großen Teilen verlassene Fort auf dem Hügel bei Mandu. Mandu liegt abseits des Tafellandes, im Norden durch ein tiefes und breites Tal getrennt, über das ein natürlicher, erhöhter Fußweg zum Stadttor führt. Im Süden der Stadt fällt das Land steil ab in die Ebene und bietet daher herrliche Blicke in die Ferne. An den Seiten des 20 km² umfassenden Plateaus schnitten sich tiefe Schluchten in das Gestein.

GESCHICHTE
Mandu, bekannt als Stadt der Freude, rühmt sich einer wechselvollen und erlebnisreichen Geschichte. Gegründet wurde sie im 10. Jahrhundert von Raja Bhoj als Festung (siehe aus Bhopal). 1304 fiel Mandu dann den moslemischen Herrschern von Delhi in die Hände. Als dann aber 1401 die Mongolen einfielen und Delhi einnahmen, rief der Afghane Dilawar Khan sein eigenes kleines Königreich aus. Damit begann ein goldenes Zeitalter für Mandu. Die Stadt war so stark, dass sie sich auch noch nach der Einverleibung in das Reich der Moguln einen großen Teil ihrer Selbständigkeit erhalten konnte. Mit dem Machtverfall bei den Moguln ging dann später alles in die Hände der Marathen über. Zu diesem Zeitpunkt verlegte man die Hauptstadt von Malwa wieder nach Dhar zurück. Mandu wurde daraufhin zur Geisterstadt. Für eine Geisterstadt ist Mandu allerdings bemerkenswert prächtig und beeindruckend, durchaus einen Tagesausflug wert. Mandu ist die Stadt in Indien, in der Man sich die besten Beispiele für afghanische Architektur ansehen kann.
 

Obwohl Dilawar Khan damit began, Mandu als unabhängiges Königreich zu gründen, verlegte erst sein Sohn, Hoshang Shah, die Hauptstadt von Dhar nach Mandu und führte die Stadt ihrer Glanzzeit entgegen. Hoshang (ab 1405) war nicht gerade ein friedliebender Mensch. Es blieb ihm aber trotzdem genug Zeit, bedeutende Gebäude errichten zu lassen: das Delhi Gate, die

Mandu

Mandu

Jami Masjid, sein eigenes, sehr schönes Grabmal und die ausgedehnten Festungsanlagen.

Seinem Sohn war lediglich eine einjährige Regierungszeit beschieden, dann wurde er nämlich auf Befehl von Mahmud Shah vergiftet. Mit diesem bösen Schachzug verschaffte er sich die Herrschaft für die nächsten 33 Jahre. Ruhe war Mandu in diesen Jahren allerdings nicht beschieden, denn immer wieder war die Stadt in Auseinandersetzungen mit den Nachbarstaaten verwickelt. Viele Gebäude aus dieser Zeit blieben nicht erhalten. Die bedeutendsten Bauwerke, wie z. B. sein eigenes Grabmal, waren so miserabel gebaut worden, dass sie bald wieder zerfielen. Trotz all der kriegerischen Streitigkeiten wuchs Mandu zu einer bedeutenden Stadt heran, die sich durch Wohlstand auszeichnete.

1469 bestieg dann der Sohn von Mahmud Shah, Ghiyas-ud-Din, den Thron. Seine Ambitionen lagen nicht in der Kriegführung, sondern in den 31 Jahren seiner Herrschaft verschrieb er sich den Frauen und Gesängen. Wein war weniger seine Sache; man sagt ihm nach, er sei Abstinenzler gewesen. Seinem Sohn missfiel die Genusssucht und Milde des Vaters, die Ungeduld in ihm wuchs. Kurzerhand vergiftete er ihn im Jahr 1500 im Alter von 80 Jahren. Nasir-ud-Din war aber nur eine 10jährige Herrschaft vergönnt. Man sagt, dies sei die Strafe für das Verbrechen an seinem allzu langlebigen und friedlichen Vater. Noch weniger glücklich war der Sohn von Nasir-ud-Din, Mahmud. Während seiner unglücklichen Herrschaft hatten Untertanen, wie Gada Shah und Darya Shah, mehr zu sagen als er selbst. Schließlich besiegte Bahadur Shah von Gujarat die Stadt Mandu.

Lange war der Erfolg nicht auf seiner Seite, denn bereits 1534 eroberte der Mogul Humayun der Stadt seinen Rücken zugekehrt, probte ein Angehöriger der ehemaligen Dynastie den Aufstand, und zwar mit Erfolg. Durch weitere glückliche Umstände hielt sich dieser Zustand, bis 1554 Baz Bahadur an die Macht kam. Seine Interessen galten aber nicht Kriegszügen oder dem Bau von Häusern und Festungen, sondern der Musik. Bereits 1561 floh er vor den nahenden Truppen von Akbar, und Mandus Zeit der Unabhängigkeit war zu Ende. Die Moguln erhielten zwar das Fort für eine Weile und fügten sogar noch einige kleine Gebäude hinzu, aber die Pracht des alten Mandu war endgültig vorüber.

SEHENSWÜRDIGKEITEN

Mandu: Hindola mahal

Mandu: Jahaj mahal

Mandu: Hindola mahal

Mandu: Jahaj mahal

Königliche Enklav (Jahaz Mahal):
Zu den bekanntesten und berühmtesten Gebäuden von Mandu zählt dieser Schiffspalast. Diesen Namen bekam er wegen seiner Form, denn er ist 110 m lang und nur 15 m breit. Der Eindruck, es sei ein Schiff, wird noch unterstrichen durch die beiden Seen an der Ost-und Westseite. Der Palast wurde gebaut unter Ghiyas-ud-Din, dem Sohn von Mahmud Shah. Ghiyas war der kriegerischen Ambitionen seines Vaters überdrüssig und widmete sich angenehmeren Dingen. Das Jahaz Mahal ist sein prachtvoller Heremsbau. Am Nordende des Schiffes befindet sich ein wunderschönes Bad mit Fliesen, wo für Besucher auch heute noch veranschaulicht wird, wie sich früher die Haremsdamen wohlig im Wasser tummelten uns sich ganz auf verführerische Dienste einstellten.

Hindola Mahal:
Nördlich von Ghiyas stattlichem Vergnügungspalast steht die Halle, die einer Kirche ähnelt und die bekannt ist als Flügelpalast. Diese Bezeichnung stammt von den einwärts schwingenden Wänden. Sie sollten den Eindruck erwecken, als würden sie wirklich schwingen. Das ist aber eine Täuschung. Eine breite, sanft ansteigende Rampe im Nordende des Gebäudes soll den Aufstieg des Herrschers auf dem Rücken eines Elefanten ermöglicht haben. Das Haus ist so stabil gebaut, dass es leicht das Gewicht eines Elefanten tragen konnte.

Champa Baoli:
Westlich der beiden ersten Häuser in der königlichen Enklave steht am Nordufer des Sees die Champa Baoli. Im Untergeschoss wurden Brunnen und Bäder eingebaut. Daraus ist zu schließen, dass es eine kühle Zufluchtsstätte während der heißen Jahreszeit war. Zu der königlichen Enklave gehören noch weitere Gebäude, unter anderem Haus und Laden von Gada Shah und die Moschee, die Dilwar Khan im Jahr 1405 baute, einer der frühesten Moslem-Bauten von Mandu. Südlich des Jahaz Mahal finden Sie das Taveli Mahal; es wird als Rasthaus benutzt.

Jami Masjid:
Die große Moschee (1454) überragt die Stadt Mandu. Sie soll die schönste und größte Moschee im afghanischen Stil in Indien sein. Den Bau begann Hoshang Shah, der als Vorbild die große Moschee von Damaskus vor Augen hatte. Zur Moschee gehört ein 80 m breiter Innenhof.

Hoshangs Grab:
Unmittelbar hinter der Moschee steht das imposante Marmorgrab von Hoshang, der 1435 starb. Man betritt das Grab durch einen Kuppelvorbau. Das Innere wird durch Gitterfenster (Jali) beleuchtet, ein typisches Beispiel für hinduistischen Einfluss. Der Eingang durch den Doppelbogen bringt Sie zu dem gedrungenen Kuppelbau in der Mitte, der wiederum von vier kleineren Kuppeln umgeben ist. Man sagt, das Shah Jahan seine Architekten zunächst einmal nach Mandu sandte, um sich

Mandu: Jami masjid

Mandu: Jami masjid

dieses Grabmal an zusehen, bevor sie sich an den Bau des Taj Mahal machten. Eine Seite des Grabmals hat eine lange, niedrige Kolonnade, die durch drei Säulenreihen unterteilt wird. Dahinter schließt sich eine lange, schmale Halle mit einer typisch moslemischen Decke als Tonnengewölbe an. Man nimmt an, daß sie als Unterkunft für Pilger diente, die auf ihrer Wallfahrt zu Hoshangs Grab hier übernachteten.

Ashrafi Mahal:
Gegenüber der Jami Masjid liegt auf der anderen Straßenseite diese Ruine. Ursprünglich gebaut als Madrasa (Religionskolleg), wurde das Gebäude später erweitert und als Grabmal für seinen Erbauer Mahmud Shah benutzt. Mit seinen Bauplänen war Mahmud Shah offensichtlich zu ehrgeizig. Sie überstiegen seine Fähigkeiten, sodass alles einstürzte. Auch der siebenstöckige runde Siegesturm fiel dieser Unfähigkeit zum Opfer. Lediglich eine große Treppe führt noch hinauf zum Eingang in die leeren Ruinen.


Rewa Kund (Palast des Baz Bahadur):

Vom Ortskern sind es noch etwa 3 km, vorbei am Wasserbecken Sogar Talao, bis zur Rewa Kund-Gruppe. Baz Bahadur war der letzte unabhängige Herrscher von Mandu. Als er sich Akbar und den räuberischen Heerscharen dieses Mogulherrschers ergeben musste, verlor Mandu alle seine Pracht und Herrlichkeit und verfiel zusehends. Sein Palast aus dem Jahr 1509 steht neben der Rewa Kund-Gruppe. Ein ausgeklügeltes System beförderte damals schon Wasser hoch in den Palast, der eine Mischung der Stile aus Rajasthan und der Moguln ist. Er wurde schon vor der Machtergreifung durch Baz Bahadur erbaut.

Rupmatis Pavillon:
Ganz am Ende des Forts, gezwängt an den Hügel, der sich steil über die Ebene erhebt, steht der Pavillon der Rupmati. Die Legenden aus der Malwa-Zeit berichten, dass sie eine bildhübsche Hindu-Sängerin war und daß Baz Bahadur alles unternahm, sie davon zu überzeugen, dass es besser sei, die Ebene zu verlassen und in diesen Pavillon zu ziehen. Von der Terrasse aus war ihr

Mandu

Mandu

ein Blick hinunter in die Ebene möglich, durch die sich der Narmada River schlängelt.

Der Pavillon ist ein Gebäude wie im Märchen, wie geschaffen für eine traumhafte Romanze, leider aber mit einem unglücklichen Ende. Man sagt nämlich, dass Akbar Mandu nur deshalb eroberte, weil er von der Schönheit Rupmatis gehört hatte und sie für sich haben wollte. Als Akbar auf das Fort losmarschierte, floh Baz Bahadur und ließ eine traurige Rupmati zurück. Ihr blieb dann nichts anderes übrig, als den Tod durch Gift zu suchen.


Das Grab von Darya Khan und Hati Mahal:

Diese beiden Gebäude finden Sie am Ostende der Straße zwischen Rewa Kund und dem Ortskern. Der Hati Mahal (Elefantenpalast) erhielt seinen Namen wegen der massiven Säulen, die die Kuppel tragen, sie ähneln Elefantenbeinen. Unweit davon steht das Grab von Darya Khan, ursprünglich einmal reich verziert durch Muster, die durch kompliziert zusammengesetzte Mosaikfliesen entstanden.

Nilkanth-Palast:
Am Ende einer der Schluchten, die sich durch das Fort ziehen, steht dieser Palast weit unterhalb des Hügels. Sie erreichen ihn über viele Treppen. Früher war es einmal ein Shiva-Schrein; dies belegt auch noch der Name (der Gott mit dem blauen Hals). Unter den Moguln wurde daraus ein Wasserpalast, in dessen Mitte, typisch für die Mogulbauten, eine Kaskade herunter sprudelte. Besonders Jehangir liebte diesen Palast; er hielt sich hier häufig auf. Heute ist es erneut ein Shiva-Tempel und beliebter Tummelplatz von Affen. Die architektonische Bedeutung ist gering, aber es ist ein lieblicher Ort.

DIE HÖHLEN VON BAGH
Die Höhlen von Bagh liegen noch 7 km außerhalb der Stadt Bagh und 3 km von der Hauptstraße entfernt. Bagh liegt 50 km westlich von Mandu an der Straße zwischen Indore und Baroda. Die Höhlen stammen aus den Jahren 400-700 n. Chr und sind buddhistischen Ursprungs, leider heute alle in einem schlechten Zustand. Den Zerfall verursachten das Bewohnen, der Rauch und die Wasserschäden, sodass sich eine Restaurierung kaum lohnen dürfte. Alles in allem muss darauf hingewiesen werden, dass sich die unverhältnismäßig große Mühe der Anreise zu diesen Höhlen nicht lohnt, wenn man die Höhlen von Ajanta und Ellora gesehen hat.

Reproduktionen der früheren Wandmalereien der Höhle 4 können Sie im Archäologischen Museum von Gwalior sehen. Diese Höhle trägt auch die Bezeichnung Rang Mahal (gemalte Halle), allerdings ist dieser Name heute nicht mehr gerechtfertigt.

CHANDERI
Als Mandu auf dem Höhepunkt seiner Macht stand, hatte auch Chanderi eine große Bedeutung. Die vielen Palastruinen, Sarais, Moscheen und Gräber bezeugen dies noch heute. Sie alle wurden im Pathan-Stil erbaut, ähnlich wie auch Mandu. Koshak Mahal, ein Moslempalast, ist noch am besten erhalten. Die Stadt hat heute einen Ruf wegen des Goldbrokas und der Saris, die hier hergestellt werden. Chanderi liegt 33 km westlich von Lalitpur und dieser Ort 90 km südlich von Jhansi an einer Haupteisenbahnlinie.

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