Neben der Bahnlinie erhebt sich 68 km
nördlich von Bhopal ein Hügel ein Hügel aus der weiten Ebene.
Auf seiner Spitze stehen einige der ältesten und vielleicht
auch interessantesten buddhistischen Bauten von ganz Indien.
Einen direkten Bezug zu Buddha gibt es zwar nicht. Die ganze
Anlage geht auf den Herrscher Ashoka zurück, der bereits im 3.
Jahrhundert v. Chr. eine Vielzahl von Stupas errichten ließ.
In den folgenden Jahrhunderten wurden dann weitere Bauten
angefügt.
Als der Buddhismus an Bedeutung verlor, vergessen. Erst 1818
entdeckte ein britischer Offizier diesen historischen Ort. Da
sich aber keiner so recht verantwortlich fühlte, tauchten
Amateurarchäologen und habgierige Schatzsucher auf. Sie fügten
den Ruinen nicht wieder gut zu machende Schäden zu. Erst 1881
begann man mit einer ordnungsgemäßen Restaurierung, die
zwischen 1912 und 1919 beendet wurde. Die Arbeiten lagen in
den Händen von Sir John Marshall.
Sanchi ist kaum mehr als eine kleine Stadt am Fuße eines
Hügels. Unten am Hügel, am Ausgangspunkt zu einer
Besichtigungstour.
SEHENSWÜRDIGKEITEN |
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Der große
Stupa:
Das bedeutendste Bauwerk ist der Stupa Nr. 1.
Ursprünglich wurde er von Ashoka im 3. Jahrhundert v.
Chr. erbaut. Später umbaute man diesen Ziegelstein-Stupa
mit einem größeren Stein-Stupa. In seiner heutigen From
ist er 16 m hoch und hat einen Durchmesser von 37 m. Er
ist von einem Gelände umgeben und hat vier Eingänge mit
reich verzierten Toren |
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Sanchi: Stupa |
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(Toranas). Diese Toranas sind in Sanchi die
feinsten Kunstwerke und gehören zu den besten Beispielen für
buddhistische Kunst in Indien.
Toranas:
Alle vier Tore wurden um 35v. Chr. errichtet, fielen aber bei
der Renovierung der Stupas in sich zusammen. Die Abbildungen
an den Säulen und ihren dreifachen Archivaren (Säulenbalken)
erzählen in der Hauptsache aus den Jatakas, den Episoden in
den verschiedenen Leben des Buddha. Zu diesem Zeitpunkt
stellte man in der buddhistischen Kunst Buddha nie in Person
dar. Immer waren es Symbole, die seine Gegenwart
repräsentierten. Zu diesen Symbolen gehören der Bo-Baum, das
Gesetzesrad oder seine Fußabdrücke. Auch ein Stupa ist ein
Symobol Buddhas.
Gehen Sie stets im Uhrzeigersinn um einen Stupa herum. Das
sollten Sie übrigens bei allen buddhistischen Bauwerken tun. |
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Das Nordtor:
Von allen vier Toren ist dieses am besten erhalten.
Unglücklicherweise ist das Gesetzesrad oben drauf
zerbrochen. Die Abbildungen am Tor zeigen Szenen aus
Buddhas Leben, und zwar aus dem seiner letzten
Inkarnation sowie aus früheren Leben. Eine Szene zeigt
einen Affen, der Buddha einen Krug mit Honig anbietet.
Buddha wird dabei als Bo-Baum dar gestellt. In einem
anderen Paneel steigt er eine Straße hinauf, die in den
Himmel führt (auch hier wird er durch einen Bo-Baum
dargestellt). Das Ganze gehört zum Wunder von Sravasti.
Dies ist lediglich eines der vielen Bilder |
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Sanchi:
Northen gate way |
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wundersamer Ereignisse, die das nordtor
schmücken und die den Betrachter mit andächtigen Staunen
erfüllen. Elefanten, die in vier Richtungen schauen, stützen
die Architraven über den Säulen. Die Zwischenräume sind mit
Pferden samt Reitern und weiteren Elefanten ausgefüllt. |
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Sanchi:
Western gate way |
Sanchi:
Eastern gateway |
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Das Osttor:
Eine Säule dieses Tores zeigt Buddhas Eingang ins
Nirwana. Gegenüber der Front der mitleren Balkenstütze
ist die Darstellung des großen Abschieds. Buddha,
symbolisiert durch ein Pferd ohne Reiter, entsagt dem
fleischlichen Leben und begibt sich auf die Suche nach
der Erleuchtung. Die andere Säule zeigt die Szene, in
der Maya ihren Traum vom Elefanten auf dem Mond träumte, den sie
durchlebte, als sie Buddha empfing. Die Figur eines
Yakshi-Mädchens an einer der Architraven gehört zu den
bedeutendsten Abbildern von Sanchi.
Das Südtor:
Das ist das älteste Tor und enthält Bilder von Buddhas Geburt
und von Begebenheiten aus dem Leben Ashoka als Buddhist. Wie
am Westtor finden sich Abbildungen aus der Geschichte der
Chhaddanta Jataka.
Das Westtor:
Von allen vier Toren besitzt dieses Tor die wohl
prägnantesten Szenen aus Buddhas Leben. Die Architraven
werden von Zwergen gestützt. Die Rückseite einer Säule
zeigt Buddha, wie er der Versuchung durch Mara entgeht.
Dabei fliehen die Dämonen, während die Engel frohlocken,
dass Buddha standhaft blieb. Mara sitzt auch
verführerisch an der Rückseite des niedrigsten Querbalkens der
Säule. Der oberste Balken zeigt Buddha in sieben verschiedenen
Inkarnationen. Da man ihn damals aber nur indirekt dar stellte,
erscheint er dreimal in Form eines Stupa und viermal als Baum.
Die sechs Inkarnationen vor der siebten, Gautama Buddha, sind
bekannt als Manushi Buddhas.
Abbildungen der ereignisreichen Erzählungen
der Chhaddanta Jataka sind vorn auf dem untersten Stützbalken
zu sehen. In dieser Geschichte nahm Buddha in einer niedrigen
Inkarnation die Form eines Elefanten mit sechs Stoßzähnen an.
Eine seiner beiden Frauen erlag aber der Eifersucht und
schaffte es, als Königin wiedergeboren zu werden. In dieser
Machtposition gelang es ihr, diesen besonderen Elefanten jagen
und töten zu lassen. Als der Jägen und töten zu lassen. Als
der Jäger ihr die sechs Stoßzähne als Beweis übergab, starb
sie ebenfalls. dickbäuchige Zwerge stützen die Architraven
dieses Tores. |
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Die Säulen:
Überall sieht man Säulen oder deren Überreste
herumliegen. Sehenswert ist Säule 10. Sie wurde von
Ashoka errichtet und steht nahe dem Südtor beim großen
Stupa. Leider blieb nur der untere Teil dieser sehr gut
proportionierten und ausgearbeiteten Säule erhalten,
aber das sehr schöne Kapitel können Sie im Museum sehen.
Die drei Löwen, die mit dem Rücken zueinander gekehrt
einst die Säulen oben begrenzten, sind ein
ausgezeichnetes Beispiel für die griechisch
buddhistische Kunst dieses Gebietes. Sie sind heute das
Staatssymbol von Indien und schmücken jede Banknote.
Die Säulen 25 und 35, beide aus dem 5. Jahrhundert n.
Chr., erreichen nicht die Feinheit der Ashoka-Säule. Die
Säule 35 steht dicht beim Nordtor, ist aber ebenfalls zerfallen. Auch hiervon finden Sie das Kapitell im
Museum. |
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Sanchi: The
piller's detail |
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Weitere Stupas:
Über den Hügel verstreut stehen noch viele andere Stupas,
einige von ihnen kaum einen Meter hoch. Sie stammen aus dem 3.
Jahrhundert n. Chr. Acht dieser Stupas ließ Ashoka errichten,
aber leider sind davon nur noch drei vorhanden. Dazu gehört
auch der große Stupa. Stupa 2, der interessanteste der
kleineren Stupas, liegt auf halbem Weg, wenn Sie vom Hügel an
der östlichen Seite herabsteigen. Wenn Sie von der Stadt aus
auf dem Hauptweg bergauf gehen, dann bietet sich der Rückweg
am Stupa 2 vorbei an. Tore besitzt dieser Stupa zwar nicht,
dafür ist aber die Mauer mit Medaillons verziert. Ausführung
und Muster sind fast naive Kunst, vermitteln aber eine
besondere Ausstrahlung. Überall an der Mauer werden Sie
Abbildungen von Blumen, Tieren und Menschen vorfinden, bei den
Menschen auch Personen aus der Mythologie. |
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Ähnlich im Muster ist auch Stupa 3,
allerdings kleiner im Ausmaß. Er steht nordöstlich des
großen Stupas. Es gibt nur einen Eingang, und man nimmt
an, daß er kurz nach der Vollendung des großen Stupas
gebaut wurde. Gleich hinter Stupa 3 finden Sie auch den
völlig zerfallenen Stupa 4. Zwischen Stupa 1, dem großen
Stupa und Stupa 3 steht Stupa 5. Das Ungewöhnliche an
ihm war, dass er eine Darstellung von Buddha in sich barg,
was damals eigentlich unüblich war. Diese Buddha-Figur
steht heute im Museum. Stupa 3 enthielt Relikte zweier
bedeutender Anhänger von Buddha. 1853 entfernte man
diese Heiligtümer, um sie nach London zu bringen,
brachte sie aber 1953 nach Sanchi zurück. Auch Stupa 2
enthielt Relikte von Lehren des Buddhas. Man nimmt an,
dass sie deshalb in diesem auf halber Höhe stehenden Stupa untergebracht wurden, weil man die Hügelspitze
heiligen Schreinen für Buddha und seine Aposteln
vorbehalten wollte.
Tempel:
Unmittelbar südlich von Stupa 1 steht Stupa 18, eine
Chaitya-Halle. Stilistisch ähnelt sie einem klassischen
griechischen Säulenbau |
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Sanchi: The piller's detail |
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und wurde im 7. Jahrhundert n. Chr. Gebaut.
Unter ihren Grundmauern fand man aber Überreste eines noch
älteren Holzbaus. Auch der Tempel 17 daneben ist im
griechischen Stil errichtet. Südöstlich dieser beiden Tempel
steht der große Tempel 40. Einige Teile dieses Gebäudes
stammen aus der Zeit von Ashoka.
Tempel 6 finden Sie zwischen den
Tempeln 40 und 18. Die Flachdachkonstruktion schuf man
durch Steinplatten. Auch hier ist ein griechischer
Einfluss unübersehbar. Wie diese Stilrichtung in Indien
Fuß fassen konnte, ist noch nicht geklärt, Vielleicht
brachten die Arbeiter aus Baktrien, die beim Bau dieser
Tempel zu Arbeiten herangezogen wurden, neue Ideen mit.
Baktrien war eine historische Landschaft im alten Iran, deren
Bewohner auch bis Vorderindien vordrangen. Das Interessanteste
an diesem Tempel ist, das er stilistisch zu den indischen
Tempeln gehört, bei denen ein überdachter Vorbau zum zentralen
Heiligtum führt. Dieser Stil entwickelte sich später fort zu
der Form der klassischen Hindu-Tempel in Khajuraho und Orissa. |
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Sanchi:
Monasteries |
Sanchi:
Temples |
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Klöster:
Die ältesten Klöster in diesem Komplex waren Holzbauten
und sind längst verschwunden. Meistens wurden sie nach
folgendem Plan gebaut: Um einen Innenhof herum reihten
sich die klösterlichen Zellen. Die Klöster 45 und 47
stehen auf der höheren, östlichen Ecke des Hügels. Sie
stammen aus einer späteren Bauphase und zeigen strenge
hinduistische Elemente. Die sind ein Kennzeichen für die
Übergangsperiode vom Buddhismus zum Hinduismus. Von dieser
Seite des Hügels aus haben Sie einen herrlichen Blick auf
Sanchi und bis nach Bhilsa (Vidisha). Das Kloster 51 liegt auf
halber Höhe. Sie erreichen es, wenn Sie die westliche
Hügelseite herab zum Stupa 2 gehen.
Weitere Gebäude:
Das moderne Kloster (Vihara) oben auf dem Hügel entstand, um
die Relikte aus Stupa 3 aufnehmen zu können. Die Ausführung
ist nur ein schwacher Abklatsch des früheren Ideenreichtums in
der indischen Architektur. Unweit des Klosters 51 finden Sie
die große Schale. In sie wurden Opfergaben gelegt, die zur
Verteilung an die Mönche gelangten. Sie ist aus einem riesigen
Findling gehauen.
DIE UMGEBUNG VON SANCHI
Auch in der unmittelbaren Umgebung von Sanchi befinden sich
einige buddhistische Orte, keiner aber erreicht die Feinheit
oder den derzeitigen Zustand von Sanchi. In Sonari, 10 km
südwestlich von Sanchi, stehen 8 Stupas, zwei davon mit einer
größeren Bedeutung. Zwei Stupas stehen in Satdhara, westlich
von Sanchi am Ufer des Beas River. Einer dieser Stupas hat
einen Durchmesser von 30 m. Noch 8 km weiter südöstlich liegt
Andher mit drei kleinen, dafür aber sehr gut erhaltenen Stupas.
Sämtliche Stupas in der Umgebung von Sanchi entdeckte man
1851, nach dem Wiederauffinden von Sanchi.
VIDISHA (BHILSA
ODER BESNAGAR)
Während der Herrschaft von Ashoka spielte Vidisha eine große
Rolle, schließlich war der Ort die Heimatstadt seiner Frau.
Heute trägt sie den Namen Besnagar. Im Bahnhof von Bhilsa
können Sie eine beachtliche Sammlung von alten Gegenständen
sehen, die in dieser Region gefunden wurden. Sehenswert ist
auch die Khamb Baba-Säule, errichtet von Heliodorus, seines
Zeichens griechischer Botschafter in der Stadt Taxila (heute
in Pakistan). Auf der Säule ist seine Bekehrung zum Hinduismus
dargestellt. Sie ist Vishnu geweiht. In der Stadt steht auch
die Bija Mandal, eine Moschee, erbaut aus den Überresten von
Hindu-Tempel.
UDAYIGIRI
Die Gupta-Höhlen stammen aus den Jahren 320-606 n. Chr. Zwei
davon sind Jain-Höhle 5 steht eine ausgezeichnete Abbildung
von Vishnu in seiner Inkarnation als Eber. Höhle 7 schuf man
zur persönlichen Verwendung durch Chandragupta II. Die Höhlen
liegen 7 km westlich von Vidisha.
RAISEN
An der Straße nach Bhopal, 23 km südlich von Sanchi, steht
hoch auf einem Hügel ein großes, farbenprächtiges Fort. In
seinen Mauern beherbergt es Tempel, Kanonen, drei Paläste, 40
Brunnen und ein großes Wasserbecken. Gebaut wurde dieses Fort
Malwa um 1200 n. Chr., wurde aber später Mandu untergeordnet.
Irgendwann erklärte sich Raisen mutig für unabhängig, aber
diesen Traum zerschlug Bahadur Shah umgehend.
GYARASPUR
Mehrere Tempel, ein Fort und einige Wasserbecken bekommen Sie
in Gyaraspur (51 km nordöstlich von Sanchi) zu sehen. Ihren
Namen erhielt die Stadt nach einer großen Ausstellung die man
hier im 11. Monat (Gyaras) veranstaltete.
UDAYPUR
Auf dem Weg nach Udaypur (90 km nördlich von Sanchi) fahren
Sie durch Basoda und Gyaraspur. Der weiträumige
Neelkantheswara-Tempel stammt vermutlich aus dem Jahr 1059 n.
Chr. Die Steinmetzarbeiten sind außerordentich fein. Der
Tempel ist so ausgerichtet worden, daß die ersten
Sonnenstrahlen einen Shiva-Lingam im Heiligtum treffen. Die
Architektur ist ein gutes Beispiel für Indo-Arier-Kunst. Sie
erreichen diesen Komplex über die Bahnstation in Bareth, 7 km
entfernt. |
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