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Madras (Chennai),
Tamilnadu - Süd Indien
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Tamilnadu: Sun rise, Kanyakumari temple |
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Indiens viertgrößte Stadt und Hauptstadt
von Tamil Nadu ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie schön
eine indische Stadt sein kann, wenn sie nicht so übervölkert
ist wie die meisten indischen Städte. Die Einwohner von Madras
sind eifrig darauf bedacht, sich die Kultur der Tamilen zu
erhalten. Sie halten ihr Kulturgut für überlegen und weitaus
besser als die vielfältigen Kulturen weiter nördlich. Aber
noch etwas anderes bewahrten sie sich bis auf den heutigen
Tag: eine gesunde Mischung von gelöster Lebensart und
Leistungsfähigkeit. Das ist eine so bemerkenswerte Kombination
zweier grundverschiedener Anlagen und Einstellungen, die nur
in ganz wenigen Landstrichen Indiens anzutreffen sind. In
Madras steigt man gelassen in einen städtischen Bus, ganz ohne
Gedränge und Hast. Auch die Vorortzüge kann man ohne
Angstgefühle benutzen. Natürlich gibt es auch Slums und
Bettler wie in anderen indischen Städten, aber sie sind
weniger aufdringlich und seltener. Was die Stadt aber auch so
reizvoll erscheinen lässt, ist ihre Lage am Golf von Bengalen.
Die Nähe des Meeres sorgt stets für eine erfrischende Brise,
und der Strand bietet den Einwohnern genügend Platz, wo man
sich gern zu einem abendlichen Bummel trifft. Madras war aber
auch die erste wichtige Siedlung der britischen East India
Company im Jahr 1639. Das Land wurde der Gesellschaft damals
vom Raja von Chandragiri zur Verfügung gestellt. Er war der
letzte Repräsentant der Vijayanagar-Herrscher von Hampi. Die
Briten bauten 1644 zunächst ein kleines Fort, aber später
wuchs die Siedlung. Daraus wurde die Stadt Georgetown. Sie lag
nördlich des Forts St. George. 1683 wurde diese Siedlung
unabhängig von Batnam in Java und erhielt 1688 von James II.
Ihre erste städtische Verfassung. Damit besitzt die Stadt die
älteste Verfassung Indiens, eine Tatsache, auf die die
Kommunalpolitiker bei jeder sich bietenden Gelegenheit nur
allzu gern hinweisen. |
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Während des 18. und zu Beginn des 19.
Jahrhunderts litt Madras unter der Rivalität zwischen
den Briten und Franzosen um die Vormachtstellung in
Indien. Die Stadt erlebte damals Höhepunkte und
Niederlagen. Sie war sogar für kurze Zeit von den
Franzosen besetzt. Im 19. Jahrhundert machte sich Clive
von Madras auf den Weg, um seine militärischen
Expeditionen durchzuführen. Zu dieser Zeit |
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Chennai
Marina |
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war Madras Sitz der Madras Presidency,
einer der vier Abteilungen des britischen Imperialreiches in
Indien.
Lange Zeit war Madras Heimat einer
bedeutenden Textilindustrie. In jüngster Zeit entwickelten
sich auch andere Industriezweige wie eine Motorenfabrik.
Daneben werden in Madras Eisenbahnwaggons. Trecker und
Maschinen gebaut, und es gibt hier Zigarettenfabriken, Films
Studios sowie Ausbildungsstätten.
Als Touristenattraktion kommt Madras im Vergleich zu dem, was
dieser Staat sonst zu bieten hat, schlecht weg. Die
wichtigsten Gründe dafür, dass überhaupt Touristen in diese
Stadt kommen, dürften Dinge wie Post, Geld, Tickets oder Visa
sein.
SEHENSWÜRDIGKEITEN |
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Fort St.
George und Kirche St. Mary:
Das Fort wurde 1653 von der britischen East India
Company gebaut, später allerdings durch Umbauten stark
verändert. Heute sind darin das Sekretariat und das
Parlament (Legislative Assembly) untergebracht. Das
Museum im Fort enthält eine sehr gute Sammlung von
Gegenständen aus der Zeit der East India Company und der
britischen Kolonialherren. Auch dem Briten Clive widmete
man eine Ecke. Eine Sehenswürdigkeit besonderer Art ist
der winzige und aus Holz hergestellte Käfig (Anstruther
Cage). In ihm wurde ein relativ großgewachsener
britischer Soldat vom September 1839 bis Februar 1840 in
China gefangengehalten. Der Eintritt ist frei. Unweit
des Museums ist die Banqueting Hall. An ihren Wänden
hängen viele Portraits der Gouverneure des Forts St.
George und anderer hoher Beamten aus der britischen Zeit. |
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Chennai: St.
Mary's Church, Fort St. George |
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Die Kirche St. Mary stammt aus den Jahren
1678-80 und war die erste englische Kirche in Indien. In ihr
gibt es Relikte, die an Robert Clive erinnern. Er wurde in
dieser Kirche 1753 getraut. Auch an Elihu Yale, einen der
ersten Gouverneure von Madras, der später die berühmte
Universität gleichen Namens in den USA gründete, wird erinnert.
Nördlich des Forts stehen der alte Leuchtturm aus dem Jahr
1844 und das Gebäude des Obersten Gerichtshofes (1892), auf
dem ebenfalls ein Leuchtturm errichtet wurde, der den alten
Leuchtturm um einiges überragt.
Government Museum
und Kunstgalerie:
Das Museum steht in der Pantheon Road, nahe dem
Bahnhof. Die interessantesten Abteilungen des Museums sind die
archäologische Sammlung und die Bronzegalerie (Chola Bronzen).
Kapaleeshwara-Tempel:
Dieser alte Shiva-Tempel steht im Süden der Stadt (nicht
weit von der Kutchery Road). Er hat einen typischen
drawidischen Gopuram. Wem keine Zeit bleibt für die
berühmten Tempelstädte von Tamil Nadu, der sollte sich
diesen Tempel unbedingt ansehen. Nicht-Hindus dürfen nur
bis in den Vorhof gehen.
San
Thome-Kathedrale:
Unweit des Tempels und am Südende der South
Beach Road, dicht am Ufer, steht diese römisch-katholische
Kirche. In ihr sollen die Gebeine von St. Thomas begraben sein.
Die Kirche wurde 1504 erbaut und später, 1893, erneuert.
Parathasarathy-Tempel:
Dieser Tempel in der Triplicane High Road ist dem Gott Krishna
geweiht. Er stammt aus dem 8. Jahrhundert und damit aus der
Zeit der Pallavas. Später ließen ihn die Vijayanagar-Könige
restaurieren (16. Jahrhundert). |
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Chennai:
Marina Beach |
Chennai:
Kapaleeswara temple |
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Marina Beach
und Aquarium:
Der sandige Strand von Madras, auch Marina genannt,
erstreckt sich über 13 km und reicht im Süden bis zur
San Thome-Kathedrale. Das Aquarium steht am Ufer, unweit
der Kreuzung der Pycroft’s Raod und der South Beach
Road. Nicht weit vom Aquarium entfernt ist das "Eishaus",
ein Überbleibsel aus der Zeit der Maharadschas. Damals,
150 Jahre zurück, nutzte man es als Lagerraum für
riesige Eisblöcke, die von den nordamerikanischen Seen
stammten. Nach Indien wurden sie auf Segelschiffen
transportiert. Das war damals die einzige Möglichkeit, ein
gekühltes Getränken und Klimaanlagen wesentlich einfacher und
eine Selbstverständlichkeit. Ein ähnliches Gebäude gab es
damals in Kalkutta. Wer sich abends Zeit nimmt, die
heimkehrenden Fischerboote zu beobachten, fängt eine ganz
besondere Atmosphäre ein. Die Fische werden an Ort und Stelle
verkauft oder im Tauschhandel an Frauen abgegeben.
Wild-und
Schlangenpark von Guindy:
Nur noch in diesem Wildpark leben einige indische
Antilopen (black buck), ferner geflecktes Wild, Wildkatzen,
Schakale, Mungos und viele Affenarten. Der Park liegt nicht
weit von Raj Bhavan entfernt in Guindy, einem südlichen Vorort
von Madras. Sie erreichen dieses Gelände am besten mit einem
Vorortzug entweder vom Bahnbof Beach Railway Station gegenüber
dem Hauptpostamt (GPO) oder vom Bahnhof Egmore. Es gibt auch
Busverbindungen vom Zentrum in Madras. |
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