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Jaisalmer, Rajasthan
(Indien)
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Rajasthan: Beautiful view of sunset |
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Jaisalmer ist eine der exotischen und
außergewöhnlichsten Städte in Rajasthan, wenn nicht in ganz
Indien. Sie liegt so abgelegen, dass nur wenige Touristen sie
überhaupt besuchen. Aber niemand war enttäuscht, wenn er dort
war. Jaisalmer hat ein mittelalterliches Aussehen und wirkt
wie ein Ort aus den Sagen aus Tausendundeiner Nacht. Gern wird
es als lebendiges Museum oder als goldene Stadt bezeichnet.
Jaisalmer liegt vorgerückt in der Wüste Thar. Vor Jahrhunderten
gewann die Stadt ihre großen Reichtümer durch die strategisch
günstige Lage an der Karawanenstraße zwischen Indien und
Zentralasien. Händler und Einwohner errichteten beeindruckende
Häuser und Residenzen, alle aus goldgelbem Sandstein. Von der
kleinsten Zelle bis zum Palast und zu den Tempeln im Fort
liegt die ganze Stadt in der selben goldenen Stimmung. Sogar
moderne Neubauten müssen sich anpassen.
Aufkommender Seehandel und das Entstehen des Hafens von Bombay
brachten dann für Jaisalmer den Abstieg. Die Teilung nach dem
2. Weltkrieg und die damit verbundene Trennung der Handelswege
nach Pakistan schienen dann zusammen mit der Verknappung des
Trinkwassers endgültig das Aus zu bedeuten. In den
indisch-pakistanischen Kriegen von 1965 und 1971 wurde
Jaisalmers strategische Position jedoch wieder aktuell:
Befestigte Straßen, Eisenbahn und Elektrizität verbinden heute
die Stadt mit dem übrigen Rajasthan. Ihr Wohlstand beruht nun
auf den Militärstützpunkten. Allerdings zieht die Faszination
der Stadt langsam mehr und mehr Reisende an.
SEHENSWÜRDIGKEITEN |
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Havelis:
Die sehr schönen Herrenhäuser der Kaufleute von
Jaisalmer werden Havelis genannt. Einige dieser
Sandsteingebäude sind immer noch in einem sehr guten
Zustand. Prunkstück der Havelis von Jaisalmer ist das
sehr fein gearbeitete Patwon ki Haveli. Es steht in
seiner sehr engen Gasse. Eines seiner Zimmer ist mit
wunder-schönen Wandgemälden ausgestattet. Dieses Herrenhaus kann
besichtigt werden, ist aber leider in keinem guten
Zustand. Das Salim Singh ki Haveli wurde vor
ungefähr 300 Jahren erbaut und wird heute noch immer teilweise
bewohnt. Salim Singh war der Premierminister, als Jaisalmer
Hauptstadt eines Prinzenstaates war. Sein Herrenhaus hat ein
sehr schön geschwungenes Dach, dessen Stützbalken die Form von
Pfauen haben. Das Haus steht unmittelbar unterhalb des Hügels
und soll früher einmal zwei weitere Etagen aus Holz gehabt
haben. Damit sollte angestrebt werden, dass dieser Herrensitz
höher als der Palast des Maharadschas ist. Dies widerstrebte
jedoch dem Maharadscha, und er ließ kurzerhand die beiden
Obergeschosse abreißen. Auch das Nathmal ki Haveli war das
Haus eines Premierministers. Es wurde gegen Ende des 19.
Jahrhunderts erbaut. Die Schnitzereien im rechten und linken
Flügel des Gebäudes wurden von zwei Brüdern ausgeführt. Sie
ähneln sich zwar sehr, sind aber nicht identisch. Elefanten
aus gelbem Sandstein bewachen das Gebäude; die Eingangstür
allein ist ein Kunstwerk.
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Jaisalmer:
Gadhisar lake |
Jaisalmer:
Patwon ki haweli |
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Gadi Sagar
Tank:
Dieses Wasserbecken südlich der Stadtmauern war früher
einmal das Wasser-Reservoir der Stadt. Rings um das
Wasserbecken stehen viele kleine Tempel und Schreine.
Während des Winters lassen sich hier viele und
unterschiedliche Wasservögel nieder. Der sehr schöne
gewölbte Zugang zum Wasserbecken ist angeblich von einer
Stadtbekannten Prostituierten erbaut worden. Als Sie Bau
und Bezahlung dem Mahardascha anbot, verweigerte dieser die
Erlaubnis, weil er es für unziemlich hielt, das Becken nur
dieses Tor erreichen zu können. Allerdings ließ die Dame in
seiner Abwesenheit dennoch den Zugang bauen und zudem einen
Kirishna Tempel errichten, sodass der Maharadascha einen
Abriß nicht mehr gut vornehmen konnte. |
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Das Fort:
Erbaut im Jahr 1156 von Rawal Jaisal steht das Fort auf
dem 80 m hohen Trikuta-Hügel. Ungefähr ein Viertel der
Altstadtbevölkerung lebte früher innerhalb des Forts.
Dieses hat in seiner Mauer 99 Bollwerke. Von den
Schanzwerken hat man einen sehr guten Blick auf die
Altstadt. Der sieben-stöckige Palast steht gleich hinter
dem ersten Tor des Forts und zeichnet sich durch verzierte Balkone und
Kuppeln aus. Der Satiyon ki Sidhiyan ist der Platz für
die Witwenverbrennung.
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Jaisalmer:
Camel tattoo show |
Jaisalmer
fort |
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Feste:
Beim alljährlich stattfindenden Wüstenfest (Desert
Festival) werden Kamelrennen, Tänze, Volksmusik,
Balladen und Puppentheater veranstaltet. In den letzten
Jahren konnte man jedoch mehr und mehr beobachten, wie
sich dieses traditionelle Fest immer mehr in ein reines
Touristenspektakel verwandelte. Die Daten dieses Festes
variieren vom Jahr zu Jahr. Jeweils bei Vollmond des Purnima findet
in Sam eine Ton –und Lichtschau statt.
Jain-Tempel:
Diese Gruppe von sehr schönen Jain-Tempeln stammt aus dem 12.
bis 15. Jahrhundert und steht innerhalb des Forts. Sie sind
kunstvoll verziert und den Gottheiten Rikhabdevji sowie Sambhavathji geweiht. Innherhalb des Tempelkomplexes gibt es
eine Biblithek mit sehr alten Handschriften, die Gyan Bhandar.
Im Fort kann man sich ferner noch einen Shiva- und einen Ganesh-Tempel ansehen. Geht man bei Sonnenuntergang gemütlich um
die äußeren Befestigungen herum, hat man einen schönen Blick
über die Altstadt hinweg.
Sehenswürdigkeiten außerhalb der
Stadtmauern:
Gegenüber vom Touristenbungalow liegt außerhalb der
Stadtmauern das Jawahar Niwas, ein privates Gästehaus des
Mahraadscha. Es birgt in seinen Maueren einen großzügigen
Billiardraum, leider ungenutzt. An der Straßenkreuzung steht
ein Kriegerdenkmal, das an den indo-pakistanischen Konflikt
des Jahres 1971 erinnert. Fast alle Soldaten, die an dem Krieg
beteiligt waren, zumindest solche mit Offiziersrang, sind in
der langen Namensliste erwähnt. |
Die Umgebung von
Jaislamer
Die nähere Umgebung von Jaisalmer hat einiges Sehenwertes zu
bieten, aber danach geht die Landschaft sehr schnell in eine
kahle Wüste mit Sanddünen über. Die Wüste erstreckt sich über
die Grenze hinweg bis nach Pakistan. Bei unseren Safaris sind
folgende Ziele enthalten: Bada Bagh, Amar Sagar, Lodruva, Mool
Sagar, die Sanddünen bei Sam und andere Sehenswürdigkeiten. |
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Kamel
Safaris:
Die Wüste rings um Jaisalmer erkundet man am besten und
stilechtesten auf dem Rücken eines Kamels. Damit sind
die Tages und halbtagestouren gemeint. Um aber richtig
bis in die schönen Sanddünen vorzudringen und sich mit
dem Reiten auf einem Kamel anzufreunden, braucht man
mindestens vier Tage. Die Kamele gehören alle
Pivatpersonen. Die Besitzer sind also keine reichen Leute,
sondern eher Angehörige der Mittelklasse. Solche
Kameltouren sind ein typisches Erlebnis für Jaisalmer
und typisch für diese Stadt. Niemand braucht auf dieses
Vergnügen zu verzichten, denn es kann praktisch jeder
teilnehmen.
Im Allgemeinen dauert es drei bis vier Tage mit drei Übernachtungen und führt in einem Bogen über Mool Sagar,
die |
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Jaisalmer:
Camel safari |
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Sanddünen von Sam und Lodurva zurück nach
Jaisalmer. Dabei kommen Sie in verlassene Orte, in denen
früher Hindus, Moslems, Rajputen, und Angehörige anderer
Stämme lebten. Die beste Zeit für derartige Unternehmungen sind
die Monate Oktober bis Februar. Sollten Sie einen längeren Ausflug auf dem
Rücken eines Kameles ins Auge fassen, entscheiden Sie sich
zunächst einmal für eine kürzere Tour. Nicht wenige Teilnehmer
haben nämlich bald erhebliche Schwierigkeiten mit Muskelkater,
Gesäß– sowie Rückenschmerzen und Scheuerstellen. Kamelreiten
ist eben nicht für jeden etwas. Nehmen Sie auf jeden Fall ein
Kissen und einige Orangen (Tangerinen) mit, denn die Wüste
macht durstig. Besser noch ist eine Feldflasche, denn sie lässt
sich gut am Sattel befestigen. Zur Ausrüstung sollten ferner
eine gute Sonnenmilch und eine Kopfbedeckung gehören.
Normalerweise sitzt der Tourist vorn auf dem Kamel und in
Steigbügel, während sich der Kamelführer hinter den Gast auf
den Futtersack zwängt. Die Zügel sind an den Nüstern des
Kameles befestigt; daher lassen sich die Tiere leicht führen.
Bei Ruhepausen werden die Kamele völlig abgezäumt und ihre
Vorderläufe zusammengebunden, um sie am Weglaufen zu hindern.
Dabei haben die Tiere Gelegenheit zum Grasen. Die Gäste werden
ebenfalls versorgt, und zwar mit süßem Tee, Reis, Chappatis
und dem unvermeidlichen Dhal. Für Ruhepausen werden
vorzugsweise schattige Plätze aufgesucht, meistens an einer
Quelle oder einem anderen Gewässer gelegen.
Die Wüste ist immer ein besonderes Erlebnis. Hier ist sie
jedoch überraschend dicht besiedelt; überall verstreut liegen
Ruinen. Immer wieder kommen Sie an kleinen Hirsefeldern vorbei
und sehen Mädchen oder Jungen, die Beeren pflücken oder
Schaf- oder Ziegenherden hüten. Die Tiere haben meistens kleine
Glocken am Hals, die die Stille der Wüste mit angenehmen
klingeln beleben. Ein Hauch von Romantik wird sicher auch Sie
erfassen. Wenn Sie in den Sanddünen von Sam übernachten, dicht
gedrängt um ein kleines Feuer, das Sternenzelt hoch über Ihnen
und den Geschichten der Kamelführer lauschend. Geschickt
werden sie in die Geschichten aber auch einflechten, in
welchem Verhältnis ihr Einkommen zu dem ihrer Gäste steht.
Erwähnt werden sicherlich auch die Schmuggeltouren über die
Grenze nach Pakistan. Anatomisch gesehen sind die Kamele recht
interessant. An den Knien und an der Brust haben sie
schwielige Polster, sind berüchtigt wegen des abstoßenden
Atems und bieten eine höchst unbequem aussehende Sitzfläche,
weil die Hinterbeine direkt darunter sitzen. Dennoch kann man,
wenn man die richtige Einstellung zu ihnen findet, schnell
Sympathien entwickeln. Dies gilt nur nicht für den Fall, dass
Sie auf einem weiblichen Kamel reiten, das gerade von mehreren
liebestollen männlichen Kamelen verfolgt wird. Wer nicht
gerade vier Tage auf sich nehmen möchte, der erlebt einen
Hauch von Abenteuer auch schon, wenn er für zwei Tage in
Richtung Westen unterwegs ist. Am Ende der Tour erwartet ein
Kamelführer ein Trinkgeld.
AMAR
SAGAR
Früher war Amar Sagar einmal ein sehr schön angelegter Garten,
der heute leider verfallen ist. Er liegt im Nordwesten von
Jaisalmer. Der See ist in der Trockenzeit einige Monate lang
ganz leer. Zur Zeit ist man dabei, einen beachtenswerten Jain-Tempel
zu restaurieren. Dafür wurden Arbeiter aus Agra geholt. |
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LODRUVA
Die verlassenen Ruinen der früheren Hauptstadt liegen
noch hinter Amar Sagar 915 km von Jaisalmer entfernt).
Nur die von Grund auf erneuerten Jain-Tempel, die Ende
der 70er Jahre restauriert worden waren, erinnern an die
alte Pracht in der Blütezeit der Stadt. Die Tempel
zeichnen sich durch verzierte Bogen aus, besonders am
Eingang. Auf dem Gelände steht ein Kalputra, ein
heiliger Baum. Aus einem Loch
im Tempel soll allabendlich eine Schlange hervorkommen, um
sich ihr Milchopfer zu nehmen. Dies zu beobachten ist aber nur
dem “Glücklichen“ vergönnt. Im Zusammenhang mit der
Wiederherstellung der Jain-Tempel befestigte man auch die
Straße von Jaisalmer nach Lodruva. Diese Arbeiten wurden von
Wohlhabenden Jains bezahlt. Unmittelbar hinter Lodruva ist die
Straße nur noch eine Wüstenpiste.
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Jaisalmer:
Cenotaphs in Bada bagh |
Jaisalmer:
Lodurva temple |
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BADA BAGH
Bada Bagh ist eine fruchtbare Oase im Norden der Stadt
mit einem riesigen, alten Staudamm. Ein großer Teil des
Gemüses und des Obstes für Jaisalmer wird hier erzeugt.
Farbenfroh gekleidete Frauen tragen ihre Waren täglich
in die Stadt. Oberhalb der Gärten liegen die königlichen
Ehrenmale. Die Decken sind mit sehenswerten
Schnitzereien versehen. Außerdem stehen dort Reiterstatuen
ehemaliger Herrscher. Viele Menschen kommen hierher, um den
Sonnenuntergang zu beobachten, der Jaisalmer in ein
goldgleiches Braun taucht.
MOOL SAGAR
Im Westen von Jaisalmer (9 km entfernt) liegt ein anderer
kleiner Garten mit einem Wasserbecken. Wenn Sie in diese
Richtung weitefahren, stoßen Sie auf die Sanddünen von Sam,
etwa 40 km von der Stadt entfernt. Hier kommt eine Wüste wie
die Sahara am nächsten an Jaisalmer heran.
KHURI
Khuri liegt im Südwesten von Jaisalmer (40 km entfernt), und
zwar mitten in der Wüste. Es ist ein friedlicher Ort, dessen
Häuser aus Lehm und Stroh errichtet sind. Ihre Fassaden
erinnern an Perserteppiche. Khuri liegt sehr nah zu Pakistan. |
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WEITERE
SEHENSWÜRDIGKEITEN
Drei Kilometer entfernt von der Straße nach Barmer können Sie
Fossilien alter Bäume besichtigen, die 180 Millionen Jahre alt
sind. Sie liegen 14 km außerhalb von Jaisalmer. Man hat in der
Thar-Wüste vor kurzem auch einen Nationalpark eröffnet. |
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Geschichte von Jaisalmer
Die
Bhatti-Rajputen, die Gründer von Jaisalmer, führen ihre Herkunft auf
Krishna, den legendären König von Dwarka, zurück. Krishna, den man später
als Inkarnation Vishnus ansah, hat wahrscheinlich wirklich gelebt. Seine
Nachfahren waren über das gesamte Gebiet Nordwestindiens bis nach
Afghanistan und Kashmir verteilt, doch wurden sie von den von Westen
eindringenden Völkern aus der fruchtbaren Ebene in die Wüste südlich des
Sutlej vertrieben. Als Stammvater des Zweiges, der schließlich in die
Wüste Tharr fliehen mußte, wird Bhatti angesehen, ein Sohn Saliwahans,
dessen Hauptstadt in der Nähe des heutigen Lahore lag. Viele Städtenamen
im Norden Pakistans deuten noch heute auf Gründungen der Bhatti Rajuten
hin. Auf der Flucht vor den Moslems errichteten die Bhattis 824 Deorawal
und eroberten später Lodurva, das bis dahin im Besitz der Lodi-Pramars
war. Rawal Bhoj war der letzte Herrscher über Lodurva, das 1152 von Majez
Khan erobert und zerstört wurde.
Es dauerte eine Weile, bis sich die Bhattis von diesem Schlag erholten. Im
Jahre 1156 errichteten sie 17 km östlich von Lodurva eine neue Festung,
die durch ihre Lage auf einem Felsen besser geschützt war als die alte:
Jaisalmer. Auf dem Weg, den die Karawanen nach Sind wählten, wurde
Jaisalmer bald eine bedeutende Station. 1297 griff Alaud-Din-Khalji die
Stadt an, um die Kontrolle über diese Handelsroute zu gewinnen. Als die
Lage für die Bhattis hoffnungslos wurde, verbrannten sich die Frauen der
Rajputen, und die Krieger stürzten dem übermaächtigen Feind entgegen (Jauhar-Ritus).
Die Moslems hielten die Festung zwei Jahre lang, doch die Wüstenstadt lag
zu weit abseits der Hauptstadt des Sultanats. So konnte Maharawal Gharsi
Jaisalmer zurückerobern. Seine Nachfolger hatten die Stadt sowohl gegen
die Tugluqs als auch gegen die befeindeten Rajputenstaaten Jodhpur und
Bikaner zu verteidigen. In der Zwischenzeit gewannen in Delhi die Moghulen
an Macht. 1541 besiegte Humayun, der Sohn Baburs, Maharawal Lunkeran von
Jaisalmer, Her Rai unterwarf sich später Akbar, und Maharawal Bhim gab
seine Tochter Jahangir zur Frau. Die Fürsten von Jaisalmer gewannen
dadurch Einfluß am Moghulhof. Der
Dienst in der Armee und in der Verwaltung des Moghulreiches sowie die
Zoll- und Steuereinnahmen brachten den Fürsten Jaisalmers großen Reichtum.
Jaisalmer blieb vom Eindringen der Marathen in Nordindien verschont.
Allerdings wirkte sich die darauffolgende finanzielle Misere des Reiches
und der anderen kleinen Staaten auch auf die Wüstenstadt aus. Zwar war es
wegen der Afghanen-kriege unmöglich, die Handelsstraßen des Punjabs zu
passieren, doch die dauernden Kriege machten auch die Wüstenstraßen
unsicher, und Jaisalmer geriet abseits des politischen Geschehens.
Maharawal Mool Raj unterschrieb 1818 den Vertrag mit den Briten in der
Hoffnung auf einen neuen Aufschwung. Doch die alten Handelswege verloren
immer mehr an Bedeutung, zumal die Engländer darum bemüht waren, die
wichtigsten Zentren ihrer Kolonie mit Eisenbahnen und Straßen zu
verbinden, wobei sie die Wüstenstraßen außer Acht ließen. Seit Ende des
19. Jahrhunderts verließen die reichen Kaufleute die Stadt und siedelten
sich zumeist in Bombay an. Während 1815 die Einwohnerzahl noch auf 35 000
geschätzt wurde, lebten 100 Jahre später nur noch ein paar tausend
Menschen in der Festung. Die Häuser verfielen, weil sie nicht mehr
instandgehalten wurden. Die Unabhängigkeit brachte Industrie in den
Jaisalmer-Distrikt. Die geringe Entfernung Jaisalmers zur Zeit der
Trennung Indiens umstrittenen Grenze mit Pakistan ließ bald ein starkes
Militäraufkommen notwendig werden. Sobald die Wasserversorgung durch das
Rajasthan-Kanal-Projekt gesichert ward, werden sicher noch mehr Menschen
nach Jaisalmer kommen. Als 1968 das Eisenbahnnetz bis Jaisalmer ausgebaut
wurde, kamen erstmals Touristen in die abgelegene Stadt. |