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Jodhpur, Rajasthan
(Indien)
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Rajasthan: Beautiful view of sunset |
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Nach Jaipur ist Jodhpur mit die zweitgrößte Stadt von Rajasthan. Sie liegt am
Rand der Thar-Wüste. Das Stadtbild wird beherrscht von einem
massiven Fort, das auf dem kahlen Hügel mitten in der Stadt
steht. Gegründet wurde diese Stadt 1459 von Rao Jodha, dem
Oberhaupt eines Rajputenclans, der Rathoren. Seine Nachkommen
regierten nicht nur über Jodhpur, sondern auch über andere
Prinzenstaaten der Rajputen. Das Königreich Rathore war einst
bekannt als Marwar, als Land des Todes. Die Altstadt von Jodhpur umgibt eine
10 km lange Mauer, die ungefähr ein Jahrhundert nach der
Stadtgründung errichtet wurde. Hoch oben vom Fort aus
erkennen Sie ganz klar, wo die Altstadt aufhört und wo
die neuen Stadtteile beginnen. Die Altstadt besteht aus
einem faszinierenden Gewirr enger Straßen, in denen ein
Bummel sehr abwechslungsreich ist. Acht Tore führen aus der Altstadt hinaus. Jodhpur zählt zu
den interessantesten Städten Indiens. Von hier aus traten auch
die berühmten Reithosen (Jodhpurs) – oben weit und unten eng –
ihren Siegeszug um die Welt an. Heute sehen Sie dieses
Kleidungsstück aber eher in Saurashtra (Gujarat) als in
Jodhpur.
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Jodhpur:
Inside of Meharangarh fort |
Jodhpur:
Meharangarh fort |
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SEHENSWÜRDIGKEITEN
Fort Meherangarh:
Dieses majestätische Fort macht seinem Namen all Ehre. Es
steht auf einem 125 m hohen Hügel und gehört zu den
beeindruckendsten des mit Forts reichlich bestückten Staates
Rajasthan. Von der Stadt führt eine kurvenreiche Straße zum
Eingang. Das erste Tor ist noch immer durch Kanonenkugeln
verunstaltet. Ein Hinweis darauf, daß dieses Fort wirklich
Verteidigungszwecken diente. Eines der Tore ist das Jayapol.
Es wurde vom Maharadscha Man Singh (1806) errichtet, nachdem
er die Armeen von Jaipur und Bikaner besiegt hatte. Das
Fatehpol – oder Sieges – Tor wurde vom Maharadscha Ajit Singh
erbaut (1907). Es erinnert an seinen Sieg über die Moguln. Das
letzte Tor ist das Lahapol – oder Eisen – Tor. Daneben finden
Sie 15 Handabdrücke als Hinweis darauf, daß sich einige Witwen
des Maharadschas Man Singh in den damals üblichen
Verbrennungstod (Sati) stürzten, als sein Leichnam 1843
verbrannt wurde. Innerhalb des Forts, das noch immer dem
Maharadscha von Jodhpur gehört und in dem er auch noch lebt,
gibt es eine ganze Reihe von Innenhöfen und Palästen. Die
Zimmerfluchten des Palastes tragen beziehungsreiche Namen:
Moti Mahal (Perlenpalast), Sukh Mahal (Freudenpalast) und
Phool Mahal (Blumenpalast). In ihnen befindet sich eine sehr
gute Sammlung von Gegenständen des täglichen Leben eines
indischen Königshauses und eine Sammlung prunkvoller
Elefantensattel. Auf ihnen ritten damals die Maharadschas in
farbenprächtigen Prozessionen durch ihre Hauptstädte. An den
Wänden hängen Miniaturmalereien der verschiedenen Schulen.
Ausgestellt sind ferner Musikinstrumente und natürlich auch
die unvermeidlichen Waffen der Rajputen, Sänften, Möbel und
Gewänder. In einem Zimmer finden Sie eine Kollektion von
Kinderwiegen, häufig in ganz lustigen Formen. Die Zimmer in
dem Palast sind sehr schön dekoriert sowie ausgemalt und haben
sehr feine Gitterfenster aus rotem Sandstein. |
Am südlichen Ende des Forts sind auf
dem Schutzwall alte Kanonen zu sehen. Hier fällt der
Hügel steil ab und bietet einen schönen Blick auf die
Altstadt. Aus den Häusern tief unten dringen die Stimmen
klar zu Ihnen herauf; ein bemerkenswertes Ereignis.
Achten Sie auf die Vielen blauen Häuser: Sie geben durch
ihre Farbe zu er kennen, das ihre Besitzer Brahmanen
sind. Am Ende des Forts steht der Chamunda-Tempel, der
Durga geweiht ist. |
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Jaswant Thada:
Auf dem Rückweg in die Stadt liegt etwas abseits das Denkmal
des Maharadscha Jaswant Singh II., das ganz aus weißem Marmor
besteht. Das Ehrengrabmal wurde 1899 erbaut. In unmittelbarer
Nähe können Sie das königliche Krematorium und drei später
erbaute Ehrenmäler sehen. Im Gebäude ist sein Portraitsammlung
der Herrscher von Jodhpur untergebracht.
Uhrenturm und Märkte:
Das bekannte Wahrzeichen der Altstadt ist der Uhrenturm. Er
ist zugleich eine gute Orientierungshilfe. Unweit davon ist
der farbenfrohe Sardar-Markt, von dem enge Gassen zu den
Verschiedenen Basaren mit Textilien, Silber und Kunsthandwerk
führen.
Umaid Gardens und Museen:
Am Rande dieses Gartens liegt in der High Court Road der
Tourist Bungalow. Im Garten ist das Government Museum mit
einer recht ausgefallenen und amüsanten Sammlung
untergebracht. Seit die Briten abzogen, wurde kaum ein Stück
hinzugefügt, so daß es eine Ausstellung ist, in der die Zeit
stehen geblieben ist. Von Motten zerfressenen, ausgestopfte
Tiere sind ebenso zu sehen wie zwei Vitrinen, in denen
federlose Vögel auf Dornbüschen sitzen, soweit sie nicht
heruntergefallen sind und mit den Füßen zum Himmel zeigen. Zur
militärischen Abteilung gehören das recht klobige Modell eines
Doppeldeckers aus Holz und ein außergewöhnliches Kriegsschiff
aus Metall. Es gibt in der Stadt auch einen Zoo und eine
Bücherei. |
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Umaid
Bhawan-Palast:
Der Maharadscha Umaid Singh, er starb 1947, lebte
zunächst im Raika Bagh-Palast. Als 1928 der Umaid
Bhawan-Palast fertiggestellt wurde, zog er in den
Außenbezirk der Stadt. Als Baumaterialien für diesen
riesigen Palast dienten Marmor und roter Sandstein.
Entworfen wurde der Bau vom Präsidenten des British
Royal Institute of Architekt, endgültig fertiggestellt aber erst 1943. Er
ist auch unter der Bezeichnung Chhittar-Palast bekannt, da man
Chhittar-Sandstein zum bau verwandte.
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Jodhpur:
Mandore |
Jodhpur:
Umaid bhawan palace |
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MANDORE
Noch weiter im Norden (9 km entfernt) liegt diese
frühere Hauptstadt von Marwar aus der Zeit vor der
Gründung von Jodhpur. Heute ist es wegen seiner
ausgedehnten Gärten und der hohen Felsterrassen ein
beliebter Ausflugsort. Inmitten dieser Gärten stehen
auch die Ehrengrabmale der Herrscher von Jodhpur. Das
größte und schönste ist das hoch aufstrebende, tempelförmige Denkmal von Maharadscha Ajit
Singh. Ebenfalls sehr schön ist das des Maharadscha Jaswant
Singh. Die Halle der Helden enthält 15 Figuren, die aus einer
Felswand herausgearbeitet sind. Die auffällig gemalten Figuren
stellen Hindu-Gottheiten und Helden aus dieser Gegend hoch zu
Roß dar. Der Schrein der 33 Crore (33.000.000) Götter enthält
bemalte Figuren von Göttern, Geistern und Gottheiten. Zwischen
Mandore und Jodhpur bestehen regelmäßige Busverbindungen.
Das Überraschende an diesem grandiosen
Palast ist, daß er noch so kurz vor der Unabhängigkeit erbaut
wurde. Der Maharadscha, und ganz besonders auch seine
britischen Berater, konnten unmöglich ihre Augen vor den
aufkeimenden Unruhen verschlossen haben. Ihnen hat klar sein
müssen, daß Maharadschas, Prinzenstaaten und alles
Extravagante schon bald der Vergangenheit angehören würden. Es
gibt Stimmen, die behaupten, daß dieses Bauvorhaben eine
königliche Arbeitsbeschaffungsmaßnahme war. Inzwischen ist ein
großer Teil des Palastes in ein Hotel umgewandelt worden, aber
leider sehr düster und traurig, ganz anders als die Paläste in
Udaipur und Jaipur mit all ihrem Glanz. Sogar das Schwimmbad
im Untergeschoß ist dunkel und unfreundlich. Der Maharadscha
umgibt sich noch immer mit vielen Dienstboten und Wachen, die
nicht nur ihn selbst abschirmen, sondern auch seinen Mercedes.
DIE UMGEBUNG VON JODHPUR
MAHAMANDIR
Dieser große Tempel, 2 km entfernt, ist eine kleine Stadt,
umgeben von einer Stadtmauer, im Nordosten von Jodhpur. Sie
hat sich um einen Shiva-Tempel mit 100 Säulen angesiedelt, ist
aber insgesamt nicht von großem Interesse.
BALSAMAND LAKE UND PALAST
See und Park liegen im Norden der
Stadt (7 km vom Zentrum entfernt) und gehen auf eine (Gründung
im Jahre 1159 zurück. Am See steht ein Palast, der 1936 erbaut
wurde und ein beliebtes Ausflugsziel ist. Der größere Pratap
Sagar Lake und der Kailana Lake (zu ihm gehört ebenfalls ein
Garten) versorgen die Stadt mit Wasser. Beide Seen liegen im
Westen von Jodhpur. |
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WEITERE
SEHENSWÜRDIGKEITEN
Sardar Samand Lake ist ein Tierschutzgebiet, 55 km entfernt
von Jodhpur. Die Straße dorthin führt durch einige sehr
farbenfrohe Dörfer. Im Tierschutzgebiet steht der Sommerpalast
des Maharadscha; Übernachtungen sind möglich. Ein anderes
Tierschutzgebiet nennt sich Dhawa oder Doli. Es liegt 45 km
entfernt von Jodhpur an der Straße nach Barmer. Sie können
dort viele Antilopen sehen.
58 km entfernt liegt die alte Stadt Osian in der Thar-Wüste.
Dort finden Sie die Ruinen von 16 Jain – und Brahmanen –
Tempeln aus dem 8. bis 11. Jahrhundert. Hunderte von Pfauen
beleben die verlassene Stadt. Die architektonisch sehr
interessanten Tempel stehen in einer landschaftlich sehr
reizvollen Gegend mit kleinen Hügeln und Sanddünen. Bei Soyala,
74 km entfernt und an der Straße nach Nagaur gelegen, können
Sie einen Shiva-Tempel besichtigen. Nagaur ist 135 km von
Jodhpur entfernt. Die Stadt hat ein historisches Fort sowie
einen Palast und bildet in den sonst so eintönigen
Wüstengebieten eine willkommene Abwechslung. |
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Geschichte von Jodhpur
Rajasthans (Indien):
Nachdem
Mahmud von Ghauri 1192 Delhi erobert hatte, zog er weiter nach Kanauj und
unterwarf dort 1194 Jai Chand Rathor. Jai Chands Nachkommen flohen unter
Shivaji in die Wüste Tharr, wo sie 1212 einen kleinen Hauptsitz bei Pali
errichteten. 1395 eroberte Rao Chundra, ein Mitglied dieser
Rathor-Rajputen, Mandor von einem Pramar-Herrscher und übernahm dessen
Reich. Die Rathors konnten ihr Gebiet weiterhin vergrößern. Es umfaßte
bald Pali, Merta und Sambhar.
1459 gründete Rao Jodha in der Nähe der alten Hauptstadt Mandor einen
neuen Sitz, den er Jodhpur nannte. Auch die Herrscher von Bikaner, ldar,
Jhabua, Kishangarh, Ratlan und Sailana stammen aus der Familie Jodhas.
Jodhas Enkel Ganga trat der Rajputen-Konföderation unter Rana Sengram (Chittorgarh)
bei, die schließlich dem ersten Großmoghul Babur unterlag. Rao Maldeo
(1532 – 1562), Gangas Sohn, faßte den bisher lockeren Verband von
Fürstentümern zu einem Staat mit dem Namen Marwar zusammen. Als 1540
Baburs Nachfolger Humayun von Sher Shah vertrieben wurde, suchte er Schutz
bei Maldeo. Als neuer Kaiser von Indien konnte Sher Shah eine solche Macht
im Westen nicht dulden. So zog er mit seinen Truppen in Januar 1544 gegen
Maldeo, konnte aber gegen die erbitterten Kämpfer nur unter großen
Verlusten siegen. Er bemerkte anschließend: ,,Wegen einer Handvoll Bajra
(Hirse) hätte ich fast mein gesamtes Königreich Hindustan verloren!“
Maldeos Nach folger Rao Chundrasen war nun Vasall des Moghulen. Dennoch
wehrte er sich entschieden, als Akbar versuchte, mit den Rajputen
Bündnisse zu schließen, um sie für seine Armee zu gewinnen. 16 Jahre lang
führte Chundrasen Kriege gegen die Truppen Akbars. Erst sein Nachfolger
Rai Singh erkannte die Oberherrschaft an. In den Kriegen der Söhne Shah
Jahans um die Thronfolge in Delhi fand Dara Unterstützung in Marwar. Doch
Aurangzeb schlug die Truppen Rao Jaswanth Singhs von Jodhpur. Von 8000
Mann überlebten nur 600, die in ihrer Heimat großer Verachtung empfangen
wurden. Jaswanths Frau soll ihrem Gatten hochmütig die Kammertür vor der
Nase zugeworfen und gerufen haben: ,,Ein so entehrte Mann darf
meine Gemächer nicht mehr betreten. Wenn du nicht siegen konntest, warum
bist du dann nicht mit deinen Kriegern gestorben?“
Im Juni 1658 stellten Dara und befreundete Rajputenfürsten erneut eine
Armee gegen Aurangzeb auf. Der abermalige Sieg Aurangzebs war entscheidend
für seine Thronbesteigung. Die Rajputen schlossen Frieden mit dem
gefürchteten Kaiser. Auch Jaswanth Singh erkannte dessen Herrschaft an.
1679 fiel er im Dienst Aurangzebs in Kabul.
Bisher hatten die Rajputen und die Moghulen einen für beide Seiten
akzeptablen Kompromiß getroffen: die Rajputen blieben im Besitz ihrer
Staaten, mußten aber Kriegsdienst im Moghulheer leisten. Aurangzeb jedoch
versuchte, ihnen mehr und mehr ihre Rechte zu nehmen. Der Tod Jaswanths
war ihm ein willkommener Anlaß, das Reich Marwar zu annektieren. Aufgrund
der diktatorischen Regierungspolitik Aurangzebs brach in den
Rajputenstaaten Rebellion aus. Die Rathors verbündeten sich mit den
Sisodias von Mewar und führten einen 25-jährigen Freiheitskrieg. 1709 kam
Ajit Singh auf den Thron von Jodhpur. Das Moghulreich verlor immer mehr an
Macht und suchte bald Hilfe bei den Rajputen. Ajits Einfluß in Delhi
wuchs. Nach 1715 war Marwar ein unabhängiger Staat. 1734 drangen die
Marathen vom Dekkhan in Nordinidien ein. Ihre Truppen waren stark. Um die
Grenzen Marwars sicher zu halten, war ein großes Aufgebot an Armee und
Geld notwendig. Dies brachte bald den gesamten Staat ins Wanken. Die
Fürsten suchten deshalb Hilfe bei den Briten, die ebenfalls gegen die
Marathen Krieg führten. Solange die Engländer im Kampf gegen die Marathen
die Truppen Jodhpurs hätten brauchen können, weren sie zu Verhandlungen
bereit gewesen. Doch der Abschluß der Verträge wurde von Seiten Marwars zu
weit hinausgezögert. Lord Wellesley schlug bald die Sindhias (Marathenfamilie)
ohne die Hilfe Jodhpurs, und das Interesse der Engländer an einem Bündnis
erlahmte.
Nachdem ganz Indien in britischer Hand war, wurden 1818 mit allen
Fürstenstaaten Verträge abgeschlossen, die hauptsächlich die Interessen
Englands sicherten. Auch Man Singh von Jodhpur unterschrieb das Abkommen.
Die Tribute, die zuvor an die Sindhias gezahlt
wurden, gingen jetzt an die Briten. Außerdem mußten die Truppen der
Rajputen jederzeit zur Verfügung stehen. Die Autorität der Maharajas
sollte jedoch erhalten bleiben, worauf die Engländer sogar bedacht waren.
Dies erwies sich schon 1857 als nützlich, als sich die indischen Truppen
in der britischen Armee erhoben und auch in der Jodhpur Legion Meuterei
ausbrach. Die Maharajas, den Briten für die gesicherte Position zu Dank
verpflichtet, standen ihren Vertragspartnern zur Seite. Der Aufstand
konnte schließlich niedergeschlagen werden. Auch in den beiden Weltkriegen
unter stützte Jodhpur die Kolonialherren, so z. B. im Palästina-Feldzug
1917. Nur widerstrebend trat Jodhpur am 30. März 1949 der Indischen Union
bei. Den Maharajas war es noch nie so gut gegangen wie unter britischer
Herrschaft. Heute erinnern nur mehr die Paläste an deren Glanzzeit.
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